Kulturförderverein Schloss Schillingsfürst wünscht sich räumlichen Wandel
Schillingsfürst – Gläserner Pavillon oder Rekonstruktion des Festsaals im Schloss? Dies war eine der Fragen, die der Kulturförderverein Schloss Schillingsfürst im Rahmen eines Abends mit Informationsbeiträgen zum künftigen Kulturprogramm und einem Klavierkonzert mit Rolf-Dieter Arens diskutierte.

Die Gäste folgten aufmerksam den Erläuterungen zu den Aktivitäten des Kulturvereins. Fotos: Schwandt
Wie in guten alten Zeiten: Wenn man an jenen Abend ins Schloss Schillingsfürst gelangen wollte, musste man zunächst die Wache passieren. Die „Getreuen des Königs Gustav Adolf 1632“ aus Dinkelsbühl wurden als Schlosswache von Fürst Constantin selbst einberufen. Landrat Dr. Jürgen Ludwig mit Ehefrau Karin folgten seiner Einladung ebenso wie Bundestagsabgeordneter Josef Göppel und Landtagsabgeordneter Jürgen Ströbel. Auch den Schillingsfürster Bezirksrat Wolfgang Hofmann konnte Bürgermeister Michael Trzybinski begrüßen, nebst einigen Stadträten. Aus Weimar angereist war Professor Rolf-Dieter Arens. Hans Emmert, stellvertretender Vorsitzender des Kulturfördervereins, berichtete über dessen Aktivitäten und Ziele. Man habe unter anderem im Schloss einen Museumsraum eingerichtet und bereits zwei Gemäldeausstellungen organisiert, erläuterte er. Man sei auch dabei, die Homepage von Schillingsfürst mit denen der weiteren Liszt-Orte wie Weimar, Bayreuth, Budapest und Raiding, dem Geburtsort Liszts, zu vernetzen. Das Kuratorium habe dem Schloss bis zum Jahr 2022 jährlich 5000 Euro zur Unterstützung des Meisterkurses zugesagt, die Authentizität des Ortes sei faszinierend, so Hans Emmert. Eine große „Baustelle“ plant der Kulturförderverein über kurz oder lang anzugehen: Man möchte den ehemaligen Festsaal des Schlosses wiederherstellen lassen, denn der Konzertsaal komme schon jetzt immer wieder an seine Kapazitätsgrenzen. Eine Ausstellung der Liszt-Hochschule in Budapest wird im Jahr 2017 im Schloss zu sehen sein. Architekt Eduard Knoll erläuterte die Pläne zur Rekonstruktion des „Alten Comoediensaales“. Der bis heute erhaltene Neubau des Schlosses aus dem 17. Jahrhundert hat einen klaren Grundriss mit zwei Treppenhäusern. Der zweite Teil des Schlosses, die sogegannte Vorburg, wurde schließlich 1816 abgebrochen. Als Fürst Chlodwig die überaus vermögende Marie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg heiratete, ließ er das gesamte Schloss renovieren. Man zog dabei in den sieben Meter hohen und 270 Quadratmeter großen Festsaal Decken und Mauern ein, so dass mehrere kleinere Räume zur Verfügung standen. Wenige Reste der Stuckprofile des Festsaals sind auf dem Dachboden zu finden. Dieser Festsaal könne rekonstruiert werden, so Knoll, statisch gäbe es keine unlösbaren Probleme. Leider erteile das Landesamt für Denkmalpflege keine Erlaubnis zur Wiederherstellung. Die Vertreter der Denkmalbehörde seien zu der Veranstaltung eingeladen worden, hätten aber abgesagt.
Probleme gebe es derzeit durch die Setzrisse im Keller, zudem seien aus feuerschutztechnischen Gründen die offenen Treppenhäuser problematisch. Das Landesamt habe den Neubau eines Glaspavillons auf dem Gelände der früheren Vorburg als Alternative zu der Rekonstruktion des Komödiensaales vorgeschlagen. In der Aussprache riet Bundestagsabgeordneter Josef Göppel dazu, die Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege zu einer Schlossbegehung einzuladen. Und die Kunsthistorikerin und Kulturkuratorin Edith von Weitzel-Mudersbach fügte hinzu, dass die europäische Bedeutung des Schlosses mit seinen kulturellen Vernetzungen hervorgehoben werden müsse. Allerdings sieht sie kaum Chancen, den Saal wiederherzustellen, zumal Franz Liszt dort nie konzertiert hatte. Ulrich Grüber schließlich stellte die Frage nach dem „Darunter“ der alten Vorburg. Gibt es ein Gewölbe? Wenn ja, wie stabil ist dieses? Gäbe es Bedenken, einen Pavillon zu errichten? Mit einer Flachgründung wäre ein Pavillon möglich, so Knoll und Bürgermeister Michael Trzybinski entgegnete, man soll doch lieber den Saal rekonstruieren. Über die Kosten schwieg man sich allerdings aus, ebenso über die Möglichkeiten der Finanzierung. Zwei große Komponisten verehrte Franz Liszt ganz besonders: Zum einen Johann Sebastian Bach, zum anderen Ludwig van Beethoven. Professor Rolf-Dieter Arens aus Weimar interpretierte die berühmte Mondscheinsonate in cis-moll, zauberte ein unvergleichliches Klangerlebnis in das einzigartige Ambiente des abendlichtdurchfluteten Konzertsaals. Ausgehend von der endlos wirkenden Melodie des ersten mit Adagio sostenuto überschriebenen Satzes steigerte sich das Tempo der dreiteiligen Sonate. Arens spielte weich und dynamisch zugleich, gab der Musik die nötige Zeit und den Raum, sich zu entwickeln. Bravo-Rufe ereilten ihn nach dem fulminant schnellen und kraftvollen Presto agitato. Auch Werke von Franz Liszt erklangen unter seinen Händen vortrefflich. Liszt hatte lange beim Kurienkardinal Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst in der Villa d’Este in Tivolo bei Rom gelebt und die „Zypressen der Villa d’Este“ und die „Wasserspiele der Villa d’Este“ in Töne gefasst. Die Zuhörer konnten gleichsam einzelne Wassertropfen erahnen ebenso, wie riesige Fontänen, wasserspeiende Puttos oder die gewaltigen, kraftvollen Kaskaden. Während eines kalten Buffets in der Pause wurde Wein gereicht, original aus Italien, genauer aus Zagarolo, einem kleinen Weinanbaugebiet südlich von Rom. Franz Liszt hatte sich immer von den Besuchen beim Kardinal in der Villa d’Este mit diesem Weißwein in der „Trattoria della Pace“ eingedeckt und dazu einfache italienische Antipasti verzehrt. sw