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Channel: Das Umland – Fränkischer Anzeiger
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Das Stadtbild deutlich verjüngt

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Die Jugend vergeht, ewig ist die Kunst – Neunte Auflage der Skulpturenschau

WEIKERSHEIM – Auf den ersten Blick wirken die hübschen jungen Damen im Stadtbild täuschend echt. Sie tragen modische Sonnenbrillen, ein Tattoo auf dem Bauch, rot gefärbte Haare, einen schicken Sommerhut oder liegen sonnenbadend auf der Wiese im Kräutergarten. Doch die Begegnung entpuppt sich als Täuschung.

Richtig oder falsch: Mutter und Tochter.  Foto: sis

Richtig oder falsch: Mutter und Tochter. Foto: sis

Noch bis Mitte September ist die figurative Kunst des Berliner Bildhauers Rainer Kurka in Weikersheim zu sehen. Die Kleinstadt mit ihrem prunkvollen Renaissanceschloss und seinem im Stil von Versailles angelegten Park gehört wie Rothenburg zu den Perlen an der Romantischen Straße und hat kulturell viel zu bieten. Nicht zuletzt durch die von Jeunesse Musicales Deutschland betriebene Akademie im Schloss mit ihrem hochkarätigen Musikproduktionen und fantastischen Konzerten.

Seit 2008 zeigt die Stadt Weikersheim in den Sommermonaten Plastiken renommierter Bildhauerinnen und Bildhauer um den Marktplatz bis in den Küchengarten am Stadtpark. Rund 22000 Euro kostet die Skulpturenschau jedes Jahr. Den Großteil der Summe finanzieren Sponsoren aus der heimischen Wirtschaft und Bürger, die in der Kunst im öffentlichen Raum eine belebende, anziehende Komponente sehen – und den Wert und die Qualität von Kunst fördern wollen. In diesem Jahr stellt der 1974 geborene Bildhauer Rainer Kurka naturalistische Plastiken aus Terrakotta und Bronze aus. Im Alter von 15 Jahren lernte er Steinbildhauerei in Bamberg. Dann begann er autodidaktisch erste figürliche Arbeiten in Ton zu modellieren. Gestalterische Fächer innerhalb seines Architekturstudiums und eine gut ausgestattete Bildhauerwerkstatt führten ihn tiefer ins plastische bildnerische Gestalten.

Nach dem Studium bekam Rainer Kurka eine Stelle als Mitarbeiter im Fachgebiet künstlerisches Gestalten. Seit 2009 ist er als freischaffender Künstler tätig. Mit dem Schritt in die berufliche Selbstständigkeit schlug er keinen leichten Weg ein. Nach der Bronze, die für ihn in Kleinplastiken immer noch interessant ist, hat er den Ton als Audrucksmittel gewählt – und Farbe zur Steigerung der Intensität.

Auf der Oberfläche seines Materials lässt der Bildhauer Reste des Arbeitsvorgangs stehen. Etwa bei den Haaren seiner Figuren, die das Modellieren durch Hand und Spachtel des Künstlers zeigen. Er kann ohne Modell arbeiten mit seinen Kenntnissen der Anatomie und Proportionen. Hier greift er auf jahrelange Übung in Aktzeichnen und Aktmodellieren zurück. Mit Präzision und Kreativität schafft er planvoll Abbilder junger Frauen oder Mädchen in zeittypischer Mode oder natürlicher Nacktheit, wie sie selbstbewusst und neugierig die Umgebung beobachten, spektisch oder vielleicht sogar verärgert sind.

Körperhaltung, Geste und Kleidung zeigen das Bekannte im Alltäglichen. Mit der perfekten Darstellung werden die Arbeiten zu Kunstwerken. Sie erlauben einen ungestraften Voyeurismus. Man kann sie umschreiten, nochmals betrachten, berühren und käuflich erwerben. sis


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