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Heimat als Impulsgeber für Kunst

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Ausstellungen zu Ludwig Doerfler und syrischen Malern in Schillingsfürst eröffnet

SCHILLINGSFÜRST – „So etwas hat es bei uns noch nicht gegeben“, sagte der Zweite Vorsitzende des Kulturfördervereins Schloss Schillingsfürst, Hans Emmert, und meinte damit eine Doppel-Vernissage aus Anlass des 25. Todestages von Ludwig Doerfler sowie des 20-jährigen Bestehens des „Ludwig-Doerfler-Museums“ im „Haus der Heimat“ in Schillingsfürst. Damit verbunden war eine Bilderschau von Moneer und Nawar Ballish aus Syrien unter dem Titel „Von Damaskus nach Schillingsfürst – Farben beginnen wieder zu leuchten“.

Moneer Ballish verarbeitet in seinen Bildern die Erfahrungen der Flucht.Fotos: Meyer

Moneer Ballish verarbeitet in seinen Bildern die Erfahrungen der Flucht. Fotos: Meyer

Das sommerliche Wetter hatte die zahlreichen Besucher in den romantischen Museumsgarten gelockt, wo Bürgermeister Michael Trzybinski als Vorsitzender des Stiftungsrates der Ludwig-Doerfler-Stiftung eine ganze Reihe von Ehrengästen begrüßen konnte. Dabei stellte dieser den besonderen Stellenwert der jetzigen Doppel-Vernissage mit einer Gedenk-ausstellung für den Ehrenbürger Ludwig Doerfler heraus. Dank zahlreicher Fotos und Bilder aus dem Archiv könne man jetzt wieder einen Blick zurückwerfen auf den großen Sohn der Schloss-Stadt. Dieser sei mit seinem Wirken zu einem Vorbild für viele Künstler, aber auch für seine Heimat, geworden. Die Stadt Schillingsfürst könne sich deshalb sehr glücklich schätzen. Der Dank des Rat-hauschefs galt jetzt auch der Museumsleiterin Hai Yan Waldmann-Wang. Als einen Aktivposten im reichen kulturellen Leben im Landkreis Ansbach bezeichnete Landrat Dr. Jürgen Ludwig die Stadt Schillingsfürst und zeigte sich beeindruckt vom Veranstaltungskalender im Jubiläumsjahr. Seit nunmehr zwei Jahrzehnten fördere das Museum die Künste und finde dabei „immer wieder neue Ansätze“. Alle Verantwortlichen vor Ort kämen dem Verfassungsauftrag, dass Bayern ein Kulturstaat sei, vorbildlich nach. In einer kurzen biografischen Abhandlung ging Dr. Hellmuth Möhring, Leiter des Rothenburger Reichsstadtmuseums, im Anschluss auf Persönlichkeit und Charakter sowie auf das künstlerische Wirken von Ludwig Doerfler ein. Dieser kam aus einfachen Verhältnissen und verfolgte dennoch zielstrebig seine künstlerische Laufbahn. Mit seiner Gemäldegalerie habe er sich ein Denkmal geschaffen.

Nawar und Moneer Ballish zeigen ihre Werke.

Nawar und Moneer Ballish zeigen ihre Werke.

Doerfler habe sich darüber hinaus in vielfältiger Weise in der Stadt Schillingsfürst engagiert und sich seine Kunst eher „in der Freizeit erarbeitet“, so Möhring, der in Doerfler nicht nur einen Heimatmaler sieht. Der Künstler, der sich selbst als Spätimpressionist bezeichnete, habe neben meisterhaften Radierungen vor allem Bilder geschaffen, die eine von ihm auserkorene „ewige Schönheit“ verkünden wollen. Im Rahmen einer Bilderschau in den Räumlichkeiten des Museums konnte auf den Künstler zurückgeblickt werden. In Kooperation mit dem Kulturförderverein Schloss Schillingsfürst konnte mit dem Doerfler-Jubiläum jetzt auch eine Sonderausstellung „Von Damaskus nach Schillingsfürst – Farben beginnen wieder zu leuchten“ eröffnet werden. Der syrische Bürgerkriegsflüchtling Moneer Ballish und seine 20-jährige Tochter Nawar versuchen damit, ihre persönlichen Erfahrungen der Flucht und die existenzielle Bedrohung in ihrem Heimatland zu verarbeiten, wie Schirmherr Dr. Jürgen Ludwig herausstellte. Diese Erlebnisse wirken nach, was die Bilder auch eindrucksvoll zum Ausdruck bringen, so Hans Emmert in seiner Laudatio. Er selbst sei es auch gewesen, der den gelernten Innenarchitekten und seine Tochter aus Syrien neben anderen ermutigt habe, die traumatischen Erlebnisse in der Heimat bildlich nachzuzeichnen. Zudem würden die Bilder das Bedürfnis vermitteln, dankbar zu sein, in einer besseren Welt zu leben. Vor diesem Hintergrund könne in der Schloss-Stadt beispielhaft miterlebt werden, wie eine gelungene Integration aussehen kann, so Emmert. Noch zaghaft, weil den Flüchtlingen vor Ort Halt und Vertrauen, aber auch Lob entgegengebracht wird, würden diese langsam wieder mit Hoffnung in die Zukunft blicken. Wahrscheinlich deswegen beginnen die Farben in den Bildern allmählich wieder zu leuchten, so die Vermutung. Nawar Ballish hatte vor ihrer Flucht ein Kunststudium in Syrien begonnen und will mit ihren Arbeiten vor allem auf das große Leid der Kinder in ihrer Heimat aufmerksam machen. Die Bilder sollen vor allem auch zum Nachdenken anregen, wie Bürgermeister Trzybinski in seinem Grußwort betonte. In seiner syrischen Heimatsprache, unterstützt vom als Dolmetscher fungierenden Ansbacher Urologen Mahdiy Badry, bedankte sich Moneer Ballish für das große Entgegenkommen seiner Familie gegenüber in der Schloss-Stadt. Für die tatkräftige Unterstützung in vielen Bereichen bedankte sich abschließend Museumsleiterin Hai Yan Waldmann-Wang bei der Stadt Schillingsfürst. Die Bilder der Sonderausstellung sind noch bis zum 23. Juli im Atelierhaus des Ludwig-Doerfler-Museums zu sehen. Zugänglich sind die Exponate jeweils von Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von 12 bis 18 Uhr. hm


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