Junge Pianisten des Liszt-Meisterkurses bewiesen ihr beeindruckendes Talent
SCHILLINGSFÜRST – Mit einem grandiosen Abschlusskonzert der Teilnehmer des diesjährigen Meisterkurses endete am Samstagabend das erste Liszt-Festival auf Schloss Schillingsfürst. Weit über hundert Zuhörer waren hingerissen von den pianistischen Vorträgen der jungen Künstler aus verschiedenen Ländern und applaudierten begeistert.

Das Konzert-Publikum war von den Darbietungen der jungen Künstler begeistert. Fotos: Trzybinski
Nach einer kurzen Begrüßung durch Constantin Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst ergriff auch Professor Rolf-Dieter Arens vom Kuratorium Neue Liszt-Stiftung Weimar das Wort und betonte, dass sich Schillingsfürst mit diesem Festival europaweit als Liszt-Ort etabliert hat. Das ist sicher auch dem derzeit wohl angesehensten Liszt-Experten und Pianisten Leslie Howard zu verdanken, der den jungen Meister-Pianisten durch seine Unterweisungen eine Art letzten interpretatorischen Schliff zukommen lässt. Zum Auftakt des Klavierabends spielte der junge, in Ankara geborene, Can Cakmur die Sonate Nr. 28 in A-Dur op. 101 von Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827). Diese im Jahre 1817 entstandene Komposition markiert den Übergang zum Spätwerk des berühmten Wiener Klassikers. Cakmur interpretierte die anspruchsvolle Sonate äußerst ausdrucksvoll, einerseits gefühlvoll mit innigster Empfindung, andererseits aber auch kraftvoll zupackend. Technische Perfektion war selbstverständlich. Besonders hervorzuheben ist seine Fähigkeit zu wunderschöner Abphrasierung. Gebannt verfolgten die Zuhörer den marschartigen zweiten Satz und ließen sich vom sehnsuchtsvollen Ausdruck des dritten Satzes verzaubern. Im vierten Satz meisterte Can Cakmur mühelos den kontrapunktischen Einschub (Fuge) und ließ triumphal vollgriffig die Sonate enden. Nun stand „Im Freien“ von Béla Bartók (1881 bis 1945) auf dem Programm. Nach einigen kurzen Erklärungen zum 1926 entstandenen Werk bewies der junge Pianist, dass er auch in der Musik des 20. Jahrhunderts zu Hause ist. Mit atemberaubender Technik und verblüffender Anschlagskultur lieferte er eine tolle Interpretation der fünf sehr modern klingenden, programmatisch betitelten Sätze (Trommeln und Pfeifen, Barcarolla, Musettes und so weiter).

Krönender Abschluss der Festival-Woche: Liszt-Spezialist Leslie Howard mit den Meisterschülern Can Cakmur, Dina Ivanova und Dario Llanos Javierre.
Es folgten die „Grandes Études de Paganini“ von Franz Liszt (1811 bis 1886), gespielt und virtuos interpretiert von der jungen russischen Pianistin Dina Ivanova. Den einzelnen Sätzen liegen Originalkompositionen für Violine solo von Niccolo Paganini zugrunde. Zweifellos gehört dieses Oeuvre zu den schwierigsten Kom-positionen der Klavierliteratur, doch Dina Ivanova bewältigte die immensen Anforderungen mit Verve und Bravour. Schwindelerregende Tremoloeffekte und Skalen und Oktavenspiel in höllischem Tempo „schüttelte die junge Künstlerin nur so aus dem Ärmel“, die Eleganz ihres Tons war betörend. Sie ist auf dem besten Wege, eine „Spezia-Liszt-in“ für die Werke des legendären Klaviervirtuosen zu werden. Nach der Pause stellte sich der junge spanische Pianist und Meisterkursteilnehmer Dario Llanos Javierre musikalisch vor. Er begann mit einer Liszt’schen Paraphrase, dem „Feierlichen Marsch zum Heiligen Gral aus dem Bühnenweihfestspiel Parsifal“ von Richard Wagner. Das dreiteilige Opus wurde überzeugend mit pathetischem Ausdruck vorgetragen. Zum Abschluss des Konzerts erklang die Klavierso-nate Nr. 1 in H-Dur op. 9 von Sergei Eduardowitsch Bortkiewicz (1877 bis 1952). Die relativ selten zu hörende, sehr schwierige Komposition erinnert an berühmte Klavierstücke von Frédéric Chopin. Anscheinend mühelos mit technischer Brillanz und berückendem „jeu perlé“ beeindruckte Dario Llanos Javierre das anwesende große Publikum. Euphorischer, nicht enden wollender Applaus auch am Ende seines Vortrags.