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Channel: Das Umland – Fränkischer Anzeiger
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Unternehmerische Devise

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Der Steinacher Landhotelinvestor Sascha Kleinhaus hat ganz eigene Pläne

STEINACH – Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere. Einmal mehr hat sich diese Lebensweisheit bewahrheitet. Bäckersfrau Marines Beisbart wechselt nach der Schließung des traditionsreichen Familienbetriebes ihres Mannes in die Branche des Gastgewerbes. „Das war nicht geplant, sondern einfach ein glücklicher Zufall“, sagt sie.

Unternehmer Sascha Kleinhaus mit Mitarbeiterinnen Marines Beisbart, Erika Levai, sowie Bürgermeister Emil Kötzel.   Foto: sis

Unternehmer Sascha Kleinhaus mit Mitarbeiterinnen Marines Beisbart, Erika Levai, sowie Bürgermeister Emil Kötzel. Foto: sis

134 Jahre lang, seit 1883, war „Der Beisbart“ eine Institution in Steinach. Aus Altersgründen schloss Ludwig Beisbart den Betrieb, der vom Urgroßvater Johann Kaspar Beisbart als Bäckerei und Kolonialwarengeschäft gegründet wurde. Eine Nachfolgeregelung gelang nicht. Marines Beisbart war eine tragende Säule im Bäckereibetrieb, der mit seiner Filiale in Rothenburg jahrzehntelang zu den „Versorgungsinseln“ in der Altstadt mit seinen frischen Backwaren gehörte.

Mit ihrer tatkräftigen und zupackenden Art steht sie jetzt im Dienst des Unternehmens Kleinhaus aus dem Emsland, das im letzten Jahr den insolventen Landgasthof Sämann erworben hat und schrittweise wieder neu mit Leben füllt. Marines Beisbart soll Hotel, Pension und Kiosk im ehemaligen Metzgereiverkauf bewirtschaften. Ihr „Chef“, Sascha Kleinhaus, macht sich die vorhandene Infrastruktur zunutze.

Momentan laufen Renovierungsarbeiten. Die Zimmer werden auf Vordermann gebracht. Am besten so schnell wie möglich soll das Landhotel mit Frühstücksservice und der Kiosk öffnen. Eine Art „Mädchen für alles“ spielt das Ehepaar Erika und Zsolt Levai, das ebenfalls bei Kleinhaus angestellt ist. In weiteren Schritten will der Investor die vorhandene Zimmerzahl vervielfachen durch einen zusätzlichen Pensionsbetrieb.

Die alte Scheune wird abgerissen, das ehemalige Schlachthaus entkernt und zu einer Betriebsleiterwohnung umgebaut. „Schlicht, einfach und doch gut“, lautet die unternehmerische Devise von Sascha Kleinhaus für sein Steinach-Projekt, nachdem er in seiner Heimatstadt Papenburg nicht wie geplant zum Zuge gekommen war. Auf dem Betriebsgelände wollte er eine große Mitarbeiter-Wohnanlage mit fast fünfzig Apartements errichten. Soweit so gut. Der Haken: Da Kleinhaus diese Wohnungen an seine Beschäftigten vermieten wollte und daraus Mieteinnahmen erzielt hätte, sah der Bauausschuss das Vorhaben als private Kapitalanlage an und nicht als gewerblich genutztes Gebäude.

Gewerbegrundstücke seien ihrer Bezeichnung entsprechend nur für gewerbliche Gebäude und Flächen gedacht, monierte das Ratsgremium. Es sei gegenüber den Bürgern nicht in Ordnung, wenn Kleinhaus die sechs geplanten Häuser auf Gewerbegrund bauen würde, den er günstig gekauft hatte, während andere Bauherren saftige Grundstückspreise zu zahlen haben. Der Unternehmer hatte der Stadtverwaltung daraufhin angeboten, diese Preisdifferenz an die Stadt Papenburg zu zahlen, sobald der Bauantrag genehmigt worden wäre. Als der Bauausschuss den Antrag vertagte, ließ Kleinhaus diese Pläne platzen.

Der lachende Dritte ist Bürgermeister Emil Kötzel der Gemeinde Gallmersgarten. Er freut sich, dass im ehemaligen Landgasthof Sämann wieder Licht brennt und die Pizzeria „ganz gut angelaufen ist“. Der gebürtige Nürnberger mit italienischen Wurzeln, Francesco Conocchia, hat das Lokal gepachtet. Ansonsten will Kleinhaus alles unter Kontrolle haben und die Fäden in der Hand halten. Der gelernte Garten- und Landschaftsbauer hat sich aus kleinen Anfängen heraus zum erfolgreichen Un­ternehmer entwickelt und beschäftigt mittlerweile rund zweihundert Mitarbeiter.

Es handelt sich dabei zum größten Teil um Mitarbeiter aus dem europäischen Ausland, die auf Montage arbeiten, und von Kleinhaus in privaten Immobilien untergebracht werden und sich auch mit ihren Familien einmieten können. Mit der Dependance in Steinach kann er seinen Mitarbeitern im süddeutschen Raum ein fes­tes Zuhause bieten und flexibel auf den Bedarf reagieren. Zusätzlich macht er noch das Geschäft mit Gästezimmern.

An der Bewirtschaftung des Saales für Tagungen und Veranstaltungen ist der Unternehmer nicht interessiert. Die Kegelbahn hat er bereits entfernt. Die Technik war veraltet, sagt Kleinhaus, und der Saalbetrieb ist ihm in der ­Finanzierung zu teuer und letztendlich unrentabel. Bürgermeister Emil Kötzel hat versucht, ihn umzustimmen, um Bedarf und Nachfrage nach größeren Räumlichkeiten zu befriedigen: etwa für Hochzeiten, Konfirmationen oder mehrtägige Veranstaltungen, bei denen überregionale Kontakte geknüpft werden. Diese Strategie zieht bei dem Unternehmer nicht. sis


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