Geschichte und Erinnerung: Die lange Tradition des Schillingsfürster Bauernhaufens
SCHILLINGSFÜRST – „Fürsten und Könige glaubten sich einst selbst an Gottes Stelle und unterdrückten ihre Untergebenen. Kein Wunder, dass die Bauern sich 1524 und 1525 gegen diese Herrschaftsverhältnisse wehrten!“, sagte Pfarrerin Sabine Baier. Im Gottesdienst im Schillingsfürst-Bauernlager erinnerte sie daran, dass der erste König Israels, Saul, ein Bauer war.
![]()
Allerlei Musikanten sorgten für Stimmung und Kurzweil im Programm. Fotos: mbb
Rund 150 „Bauern“, Gemeindeglieder und Gäste hatten sich im Bauernlager im Schillingsfürster Hofgarten zum Gottesdienst im Freien versammelt. Der „Bauernhaufen Schillingsfürst 1525“ beging am Wochenende sein 60-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumslager und einem Festgottesdienst. Pfarrerin Sabine Baier hielt den Gottesdienst in historischer Gewandung einer Bürgerin der Zeit.
Mitglieder des Bauernhaufens wirkten bei der gespielten Lesung aus dem 1. Buch Samuel mit. Pfarrerin Baier hatte diese Geschichte aus dem Alten Testament eigens als Predigttext ausgewählt, da sie besonders passend ist: Ein Bauer wird von Gott zum König über das Volk ausersehen.
Bauern aus dem Verein spielten pantomimisch die Szene, in der Saul zum König berufen wird. Die Musikgruppe des Bauernhaufens „Die Musiküsse“ begleiteten die Lieder zum Gottesdienst und umrahmten ihn mit mittelalterlichen Weisen. Der „Schillingsfürster Bauernhaufen 1525“ wurde vor 60 Jahren vom Künstler Ludwig Doerfler ins Leben gerufen. Er soll an den Kampf der Bauern gegen Ungerechtigkeit und Menschlichkeit erinnern.
![]()
Inszenierung: ein Gaukler mit seinem Drachen.
Zu einer Zeit, gerade einmal dreizehn Jahre nach Kriegsende, in der die meisten Menschen sich um andere Werte mühten, beschloss Doerfler sich dem Gedenken an den Bauernaufstand von 1524/25 anzunehmen.
Der Bauernkrieg war das Aufbegehren einer ganzen Bevölkerungsschicht, eine Revolution. Auch in Schillingsfürst erhoben sich die Bauern und erstürmten die Burg des Grafen zu Schillingsfürst am 20. Mai des Jahres 1525. Die Anführer und Hauptleute wurden nach Niederschlagung des Bauernaufstandes hart bestraft und in Rothenburg gerichtet. Der Kampf der Bauern verhallte insgesamt nicht ungehört. Einige Rechte wurden ihnen in Folge zugestanden.
Derzeit zählt der Schillingsfürster Verein rund einhundert aktive Mitglieder. Er schlug mit einigen Vereinen aus Franken, Schwaben und Hohenlohe am vergangenen Wochenende ein großes Lager im Schillingsfürster Hofgarten auf. Die befreundeten Landsknechte brachten eine große Farbigkeit in das Lager. Sie feuerten mehrmals als Salut ihre Kanonen ab. Zum ersten Mal spielte auch die Rothenburger Gruppe „Mummenschanz“ im Bauernlager. mbb