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Richtige Arten für heimische Wälder

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Mitgliederversammlung der fusionierten Forstbetriebsgemeinschaft Westmittelfranken

SCHNELLDORF – Mit der 1. Hauptversammlung der vor Jahresfrist verschmolzenen Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Westmittelfranken, in der die bisher selbstständigen FBGs Feuchtwangen und Rothenburg sich zusammenschlossen, endete der ­Fusionsprozess. Bei der über 2900 Waldbauern zählenden Vereinigung wurde die Satzung angepasst, die Vorstandschaft gewählt sowie zahlreiche Regularien abgearbeitet.

Die neue Vorstandschaft (v.l.): Geschäftsführer Martin Brunner, Kassier Richard Trump, 1. Vorsitzender Werner Hager, Stellvertreter Dieter Stümpfig, Stellverteter Karl-Heinz Barth, Stellvertreter Karl-Georg Meier (Erwin Klein fehlt krankheitsbedingt). Fotos: Eisen

Vorsitzender Werner Hager (Feuchtwangen-Böhlhof) konnte dazu über 160 Mitglieder und zahlreiche Ehrengäste aus der Forstverwaltung und anderen Behörden und Organisationen begrüßen. Mit Prof. Dr. Manfred Schölch aus Freising referierte ein anerkannter Wissenschaftler über die richtigen Baumarten für Mittelfranken, die den veränderten Bedingungen besser standhalten.

Nach der Begrüßung und dem Totengedenken an das langjährige Vorstandsmitglied Hans Raab (Hetzweiler) ging Werner Hager auf die Arbeit der Vorstandschaft im Jahr 2018 ein. Dies war geprägt durch zahlreiche Arbeiten im Zuge der Verschmelzung. Mit dem Umzug der gemeinsamen Büroräume nach Wörnitz und deren Einweihung im Oktober erfolgte auch eine optische Zusammenlegung der neuen großen FBG. Die heutige Versammlung vollende nun den Fusionsprozess. Ausflüge führten 2018 nach Fuchsstadt und Hammelburg wo Laubholzverwertung und Waldumbau sowie auch die Geselligkeit miteinander verbunden wurden.
2019 stehen, so Werner Hager der Rothenburger Forsttag, der Forstbeitrag auf der Gartenschau in Wassertrüdingen und die Ausflüge in den Raum Forchheim sowie nach Schwäbisch Gmünd auf der Tagesordnung.
Geschäftsführer Martin Brunner gab im Anschluss daran die wirtschaftlichen Eckpunkte der FBG bekannt. Mit 2910 Mitgliedern habe man eine gute Basis für die Aktivitäten. 2018 wurden insgesamt 25.500 Festmeter Holz vermittelt, was dem langjährigen Mittel entspricht. Davon wurden 8500 Festmeter mit dem Harvester geerntet. Bei den vermarkteten Baumarten habe die Fichte mit 83 Prozent, gefolgt von der Kiefer mit 14 Prozent den Hauptanteil. Laubhölzer machen lediglich drei Prozent aus.
Die Vermarktung erschwerte die Tatsache, dass viele Kleinmengen an- und nachgemeldet wurden und so letztlich über 1500 Holzlisten verarbeitet wurden. Aufgrund der Borkenkäferproblematik wurde der geplante Einschlag zurückgestellt und vorwiegend das anfallende Käferholz aufgearbeitet.
Die Holzpreise, so Geschäftsführer Brunner sind bei Fichte aufgrund des hohen Anfalls an Käfer- und Trockenschäden, die nicht nur in Deutschland zu verzeichnen sind, unter Druck geraten. Eichen ließen sich derzeit gut vermarkten, es fehle aber an Mengen. Durchgeführt wurden von der Geschäftsstelle zwei Motorsägenlehrgänge und über 30 Waldbewertungen. Vorgesehen ist, im Herbst einen Jagdkurs zu starten. Ab sofort könnten auch Pflanzen für die Nachpflanzungen bestellt werden. Leider habe es bei den im Jahr 2018 vermittelten über 17000 Forstpflanzen trockenheitsbedingt viele Ausfälle gegeben.
Kassier Richard Trump (Bergnerzell) berichtete, dass 2018 Holz im Wert von 1,33 Millionen Euro für die Mitglieder vermittelt werden konnte. Die etwas höheren sonstigen Ausgaben seien der Fusion und dem Umzug des Büros geschuldet und damit einmaligen Kosten. Trotzdem steht ein kleiner Überschuss zu Buche. Trump zeigte sich überzeugt, dass die Fusion erfolgreich verlaufen sei und aufgrund der Synergieeffekte eine bessere Positionierung am Markt möglich sei. Dies bestätigten auch die Kassenprüfer, für die Herbert Weihermann den Bericht verlas.
Mit der folgenden Satzungsänderung wurden die letzten Weichen für die Wahlen gestellt, nachdem die Stellvertreter von zwei auf vier erhöht und sich die Zahl der Beiräte auf acht verdoppelte. Somit sind in der FBG Westmittelfranken beide frühere Forstbetriebsgemeinschaften gleich vertreten. Bei den Mitgliedsbeiträgen wurden die bisherigen Regelungen der Einzel-FBGs zu einem gemeinsamen Beitrag zusammengeführt, ohne dass sich die Beiträge wesentlich verschieben.
Die Vorstandswahlen brachten folgendes Ergebnis: Erster Vorsitzender Werner Hager (Feuchtwangen-Böhlhof), Stellvertreter Erwin Klein (Buch am Wald–Traisdorf), Dieter Stümpfig (Feuchtwangen-Steinbach), Karl-Georg Meier (Wolframs-Eschenbach-Sallmannshof) und Karl-Heinz Barth (Wettringen-Taubermühle). Zu Beisitzern wurden gewählt: Gerlinde Hiemeyer (Bechhofen-Heinersdorf), Martin Förster (Feuchtwangen-Kühnhardt), Frank Engelhardt (Herrieden-Oberschönbronn), Alexander Gullmann (Leutershausen-Steinberg), Rainer Korn (Ohrenbach), Gerhard Kallert (Windelsbach-Hornau) und Thomas Göttel (Buch am Wald). Kassier bleibt Richard Trump (Feuchtwangen-Bergnerzell), Schriftführer ist Peter Keitel (Buch am Wald-Traisdorf).
Christine Freier, Bürgermeisterin von Schnelldorf, betonte, dass eine Fusion eine aufregende Zeit sei und beglückwünschte für das gute Gelingen und die neuen Geschäftsräume. Für die Zukunft hofft sie auf wenig Holzschädlinge und gute Erlöse.
Landrat Dr. Jürgen Ludwig betonte, dass beim Wald und bei der Waldbewirtschaftung starke Zusammenschlüsse wichtig seien. Der Landkreis unterstütze dies. Bezogen auf das Verbissgutachten werden die neuen Abschusspläne im Frühjahr erstellt. Wegen der durch Wildschweine übertragenen Afrikanischen Schweinepest, die in einigen Teilen Europas sich verbreite, Deutschland aber bisher verschonte, haben verschiedene Gespräche mit allen Beteiligten stattgefunden.
Ansonsten stehen im Landkreis  die Themen Gesundheitsversorgung, der Ausbau der Infrastruktur an Straßen und auch der Schiene sowie der Bildungseinrichtungen auf der Agenda. Dr. Ludwig warb darum, die Gartenschau in Wassertrüdingen als Chance für die ganze Region zu sehen und diese auch zu besuchen.
Landtagsabgeordneter Walter Nussel, zugleich Vorsitzender der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Mittelfranken dankte für die hervorragende Zusammenarbeit mit den FBGs. Politisch konnten kartellrechtliche Bedenken bei der Holzvermarktung bereinigt werden, ebenso werde es keine Kürzungen bei den Planstellen für die Forstverwaltung geben. Der Freistaat stehe zum geschlossenen Waldpakt. Beim erfolgreichen Volksbegehren forderte er ein Eintreten für das Eigentum ein und kündigte an, am runden Tisch ein gemeinschaftliches, von der Gesellschaft mitgetragenes Konzept entwickeln zu wollen.
Was ist eigentlich Wald?
Prof. Dr. Manfred Schölch, Forstwissenschaftler von der Fachhochschule Weihenstephan, wo er seit 1999 den Bereich Waldbau und Waldwachstumslehre begleitet, stellte zu Beginn seines Vortrags die Frage, was denn Wald überhaupt sei. Wald im eigentlichen Sinn sei ein Gebilde von unterschiedlichen Baum-, Strauch- und Pflanzenarten unterschiedlichen Alters, die verschiedene Höhenschichtungen vereinen. Zum Wald gehöre ebenso das Totholz und Flecken, in denen das Licht bis zum Boden komme.
Urwälder seien durch die Abwesenheit des Menschen geprägt. Eingriffe verschiedenster Art in dieses funktionierende System ziehen Veränderungen nach sich. Klimaveränderungen verursachen ebenso einen Wandel, wie der globale Handel, der neben der Verbreitung von Gütern auch Schadinsekten und andere Begleiter weltweit verteile. Ergebnis wird sein, dass der zunehmende Stress einen Rückgang der nichtangepassten Arten und Lebensgemeinschaften nach sich ziehe. Zu diesen Arten gehören bei uns auch die Fichte und die Kiefer, die ursprünglich an kältere Standorte gewöhnt sind.
Manfred Schölch forderte die Waldbauern auf, sich die Wirkungszusammenhänge sich bewusst zu machen, durch Waldpflege das Risiko aktiv zu mindern und über eine Vielfalt von Baumarten zu streuen. Eine Durchforstung schaffe kurzfristig eine verbesserte Stabilität des Bestandes und lasse bessere Erlöse erwarten. Bei der Durchforstung sollten die anpassungsfähigen Mischwaldarten gefördert werden.
Als natürliche Waldgesellschaft hat Manfred Schölch in unserem Gebiet die Rotbuche und die Weißtanne ausgemacht. Die Weißtanne übernehme dabei die Rolle der Fichte. Bei Waldumbauten könnten künftig Verhältnisse von 40 Prozent Fichte und je 20 Prozent Douglasie, Tannen- und Buchenarten erfolgsversprechend sein. Gastbaumarten, also Arten die bei uns eigentlich nicht heimisch sind, könnten interessant sein, bergen aber das Risiko der Unsicherheit der Verträglichkeit und der Erlöse.
Im Schutz der Altbäume
Forstdirektor Horst-Dieter Fuhrmann dankte in seinem Grußwort dem Referenten und fügte hinzu, dass die Neupflanzungen bereits vor dem Einschlag erfolgen sollten, da diese dann im Schutz der Altbäume aufwachsen können und so auch vor Austrocknung besser geschützt seien. Er empfahl die Zusammenarbeit mit den Jägern und Förstern, zumal die Waldbauern gleichzeitig auch Jagdgenossen seien. Den Holzmarkt betreffend bleibe dieser angespannt, da große Mengen an Schadholz auch in Tschechien angefallen sind und diese auf den Markt drängen.
Bei den Ehrungen dankte Vorsitzender Werner Hager Friedrich Keitel (Ransbach a. d. H.) für seine 50-jährige Tätigkeit als Obmann für die Ortsgruppe Haundorf. je

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