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Channel: Das Umland – Fränkischer Anzeiger
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Unvorstellbar: ein Leben ohne Musik

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Auch Träume brauchen einen guten Plan – Zwei Insinger haben in London Fuß gefasst

INSINGEN/LONDON – Sein eigenes Ding machen: In der Theorie erscheint das nicht schwer. Doch in der Praxis scheitert es meistens am mangelnden Mut. Die beiden aus Insingen stammenden Michael Knoll und Dominik Schüttler sind zwei Cha­raktere, die ihren Weg gehen und deshalb vor fünf Jahren nach London ausgewandert sind, um ernsthaft am musikalischen Erfolg zu arbeiten. Sie haben schon verdiente Lorbeeren eingefahren.

Dominik Schüttler (v.li), Liud Carter, Michael Knoll, Filippo Monticelli und Vikki Totten. Foto: Ell Fox

Mit Vikki Totter (29) aus Lettland und den beiden Italienern Filippo Monticelli (25) und Liud Carter (23), die ebenfalls in der Hauptstadt  Englands und Großbritanniens leben, spielen Michael Knoll und Dominik Schüttler in der Band „Dirty ol’ Crow“. Michael Knoll hat sich das Gitarre spielen mehr oder weniger selbst beigebracht. In der fünften Klasse der Valentin-Ickelsamer-Hauptschule bot ihm das Wahlfach Gitarrenunterricht die Möglichkeit dazu. Bei der Band-Gründung im April 2017 war noch der Neusitzer Andreas Bauer als Schlagzeuger dabei. Er hat bis Ende letzten Jahres in London gelebt.

Der Bandname heißt übersetzt „Dreckige alte Krähe“, Krähen sind schlaue Vögel. „Dreckig“ und „alt“ bezieht sich in diesem Fall auf den Style, welchen die Band vertritt. „Wir identifizieren uns mit verzerrten Gitarren, donnerndem Schlagzeug und rauher Wortwahl“, erläutert Michael Knoll. Alle diese Faktoren vereint, haben die Gruppe einheitlich zu dem Bandnamen „Dirty ol’ Crow“ gebracht. Das Quintett probte monatelang fast täglich in einem angemieteten Probenraum in Südlondon.
Im November 2017 kam der Moment des ersten Konzertes. Die Band wurde eingeladen, bei einem Contest vorzuspielen. Zu gewinnen gab es einen Spielplatz am Bloodstock-Festival, eine große Rock- und Metal-Veranstaltung in England. Der Abend zeigte volle Erfolge. Die Band hat  das Publikum und die Jury überzeugt. Sie  spielte sich damit in die nächste Runde des Wettbewerbs. „Dirty ol’ Crow“ schaffte es sogar bis ins große Finale, welches im bekannten „The Dome“ in London stattfand. Während und nach dem Contest hat die Band 2017 und 2018 knapp zwanzig Konzerte in ganz London gespielt.
 Im Sommer 2018 wurde die Band von Produzent Andy J. Davies kontaktiert, welcher die erste Single „Sex Dictator“ produzierte. Die Single wurde im August 2018 veröffentlicht. Der Titel wurde von verschiedenen Radiosendern gespielt. Außerdem gab es viele Berichte in englischen Onlinemagazinen. Ende 2018 kehrte die Band dann zurück ins Studio zu Produzent Andy J. Davies, um die Arbeiten für den ersten Tonträger (EP) zu beginnen.
Nachdem die Arbeiten abgeschlossen waren, entschied sich Andreas  Bauer schweren Herzens aus privaten Gründen, wieder zurück nach Deutschland zu gehen. Jedoch hat er mitgeholfen mit dem Italiener Liud Carter, der ebenfalls nach London kam, um Musik zu machen, einen würdigen Nachfolger zu finden und einzulernen. Der Neuzugang hat sich schnell in die Band integriert.
Schon eine Tour geplant
Vor wenigen Tagen wurde das erste Album „Strangers’ Nest“ veröffentlicht. Die Band veranstaltete eine „Release-Party“und lud drei weitere befreundete Bands und einen DJ ein, um die Veröffentlichung gebührend zu feiern. Mit über hundert Besuchern sprengte das Konzert fast die Kapazität des Veranstaltungsortes. Ein voller Erfolg.
Mit der Ersterscheinung in der Tasche plant die Band derzeit eine Tour in England. Ende 2019 beziehungsweise Anfang 2020 will „Dirty ol’ Crow“ dann auch einige Konzerte in Deutschland und europaweit spielen. „Es wäre uns eine große Ehre, hoffentlich bald am Taubertal-Festival oder am Summer-Breeze zu spielen“, betont Michael Knoll.
Was hält die Band von der Brexit-Debatte? „Das Thema ist momentan sehr heiß. Der Brexit ist eine Entscheidung der Wahlberechtigten in England, welche vom Volk entschieden worden ist und somit automatisch seine Darseinsberechtigung hat. Was sie damit anstellen ist ihnen überlassen.“ Hoffentlich werden sie bald Einigkeit finden, so die Meinung, und den ewig dauernden Diskussionsprozess beenden um den Brexit kurz und schmerzlos über die Bühne zu bringen, oder nicht.
„Letzt­endlich will jeder nur, dass endlich Schluss mit dem Hin und Her ist und es uns als Immigranten und Musiker so wenig wie möglich negativ beeinflusst.“ Die Band will sich „auf keinen Fall vom Brexit stoppen lassen.“ Komme was wolle: „Dirty ol’ Crow wird mit Vollgas weiter machen.“ Neben den musikalischen Ambitionen haben alle Bandmitglieder einen Beruf als zweites Standbein. Michael Knoll ist Fachmann für Veranstaltungstechnik und Dominik Schüttler gelernter Werkzeugmacher.  Ihre Bandkollegen arbeiten als Pflegekraft, Koch oder jobben in einer Espressobar, um Geld zu verdienen, denn von der Musik allein können sie nicht leben. sis

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