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Mit schönen Effekten

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Adelshofen verwirklicht Dorfgemeinschaftshaus Großharbach

GROSSHARBACH – Selbst Kosten von insgesamt immerhin einer Viertelmillion Euro sind dafür nicht zu viel angesichts der Bedeutung des Vorhabens für den Adelshofener Ortsteil. In Großharbach entsteht ein Dorfgemeinschaftshaus samt Gehsteiganbindung. Dabei darf die Gemeinde Adelshofen mit hohen staatlichen Zuwendungen rechnen. Eigens für das Projekt wird das Dorferneuerungsverfahren Großharbach 3 durchgezogen. Im Zuge dessen stehen Zuschüsse von rund 95000 Euro für die Instandsetzung und Umnutzung des zuletzt als Wohnhaus genutzten Gebäudes in Aussicht.

Für Bürgermeister Johannes Schneider ist es ein besonderes Anliegen, dieses Projekt nun ganz oben auf der Agenda platziert zu haben. Schließlich klafft im zuletzt mit 209 amtlich geführten Einwohnern größten Adelshofener Ortsteil seit vielen Jahren bei Räumlichkeiten für Kindergottesdienst und Bibelabende, Landfrauen und Vereine eine Angebotslücke. Die stellte sich noch drastischer dar, als vor vier Jahren die Ortsgruppe der Evangelischen Landjugend gegründet wurde und eine weitere Vereinigung ohne ein Zuhause dastand.

Spielen sich beim Kickerduell schon mal warm: Bürgermeister Johannes Schneider und ELJ-Vorsitzende Livia Nörr. Fotos: Weber

Spielen sich beim Kickerduell schon mal warm: Bürgermeister Johannes Schneider und ELJ-Vorsitzende Livia Nörr. Fotos: Weber

Bei mehreren Kirchweih-Umzügen wurde der Bürgermeister damit aufgezwickt, dass es ja wohl wieder einmal nichts geworden ist mit seinem Versprechen, hier möglichst schnell Abhilfe zu schaffen. „Das wollte ich mir jetzt nicht noch einmal geben,“ meint Schneider schmunzelnd. Er zeigt sich glücklich über die gefundene Lösung, die eben ein wenig Geduld und Warten auf den passenden Zeitpunkt erfordert habe, wie er mit Hinweis auf die besonderen Umstände einräumt.

Überlegungen, das örtliche Feuerwehrhaus nach entsprechenden Innenausbauten zu Gemeinschaftszwecken zu nutzen, erwiesen sich schnell als nicht tragbar, so dass nach geeigneten Alternativen Ausschau gehalten werden musste. 2011 konnte die Gemeinde ihr Vorhaben einen ganz entscheidenden Schritt voranbringen. Sie kaufte das am Ortsende Richtung Langensteinach gelegene Häuschen, das laut vorhandener Unterlagen aus Pionierzeiten nach dem Krieg eigentlich zweistöckig gebaut werden sollte, aber dann nur einstöckig realisiert wurde.

Dort hatte Otto Meider, der bald nach Creglingen wegzog, in den 50er Jahren seinen Sitz als Sattler genommen. Das Ehepaar Krauß aus Berlin suchte sich das Anwesen als Wohn- und Alterssitz aus und kaufte es, wie der Bürgermeister zu berichten weiß. Der Mann sei einst als Flugingenieur bei der Lufthansa tätig gewesen und habe noch zur Besatzung der alten JU gehört, die Frau habe einst beim Bodenpersonal der Fluggesellschaft ihren Dienst versehen. Als er in den 80er Jahren starb, sei sie allein im Häuschen geblieben, bis sie sich vor gut fünf Jahren entschloss, das Gebäude zu verkaufen und wieder nach Berlin zurückzukehren.

Riesenkapazitäten bietet das Anwesen, das in all den Jahren baulich unverändert geblieben ist, zwar nicht gerade, aber mit ein paar Veränderungen lässt es sich gut auf die kommende Funktion auslegen. Ein gut ausgetüfteltes Konzept bietet für die künftige Nutzung beste Voraussetzungen und lässt alle Möglichkeiten offen für mehrere Gruppen, die sich hier gleichzeitig oder versetzt treffen können ohne sich gegenseitig groß ins Gehege zu kommen.

„Wir machen gerade den Bauantrag fertig“ verrät Planer Andreas Ko­nopatzki aus Rothenburg. Die Unterlagen werden, wenn sie den Nachbarn zur Unterschrift vorgelegt sind und der Gemeinderat zugestimmt hat, zur Genehmigung ans Landratsamt Ansbach gehen. Dabei kann er im wesentlichen auf den vorhandenen Raumzuschnitt zurückgreifen, der abgesehen von einer kleinen Veränderung im Zugangsbereich noch aus dem Urzustand des Gebäudes herrührt.

Der schöne grüne Umgriff mit Terrasse und großem Grillplatz ist ein Pluspunkt des Anwesens.

Der schöne grüne Umgriff mit Terrasse und großem Grillplatz ist ein Pluspunkt des Anwesens.

Im Erdgeschoss befindet sich ein größeres Zimmer (rund 25 Quadratmeter), ein etwas kleineres (knapp 20 Quadratmeter), ein deutlich kleineres (etwa 16 Quadratmeter) die Küche (rund 10 Quadratmeter) und die Toilette. Im bisher noch nicht ausgebauten Dach verspricht der über die gesamte Länge und Breite des Gebäudes reichende Bereich beste Voraussetzungen für das künftige Flaggschiff im künftigen Raumangebot mit bis zu 85 Quadratmeter Fläche. Dort könnten bei weiter unverblendeter Balkenkonstruktion dank der steilen Dachneigung eventuell sogar noch Emporen zu beiden Seiten untergebracht werden.

Die Holztreppe führt hinauf in dieses künftige Präsentierstück. Sie ist wurmstichig und muss ersetzt werden durch eine neue Konstruktion. Im Dachgeschoss bleibt ohne große Probleme ein Plätzchen für eine eigene Toilette. Das Haus ist zwar nur zu rund einem Dreiviertel unterkellert und es dürften sich hier kaum Aufenthaltsmöglichkeiten auftun. Aber fürs Abstellen und Lagern findet sich hier allemal Gelegenheit.

Die Ortsgruppe der Evangelischen Landjugend mit ihren 35 Mitgliedern darf das Gebäude schon seit längerem als provisorisches Zuhause nutzen. Sie hat einiges in Bewegung gesetzt, um es sich dort wohnlich zu machen. Livia Nörr (19), gemeinsam mit ihrem männlichen Vorsitzenden-Kollegen Vertreterin an der Spitze der ELJ Großharbach, kann auf so manches Fest und auf so manche Feier ihrer Gruppe in der noch relativ jungen Phase als Mieter der Gemeinde verweisen. Nicht zuletzt die Terrasse mit ihrem neu angebrachten Holzgeländer bietet schöne Möglichkeiten.

Eine Treppe führt von hier hinunter in den Gebäudeumgriff mit seinem Grün, seinen alten Bäumen und seiner schöner Hecke. Der Garten zählt zweifellos zu den Pluspunkten auf dem insgesamt 1000 Quadratmeter großen Grundstück. Ein großer Grillplatz lädt zum Verweilen am offenen Feuer ein, nicht nur in lauer Sommernacht. Bislang hat der Nachwuchs – unterstützt von vielen Seiten in der gut funktionierenden Großharbacher Gemeinschaft – schon übers Feiern hinaus einiges bewegt im Gebäude: Wände wurden herausgebrochen, verputzt und farblich gestaltet, Fußböden abgeschliffen und Heizungsrohre verlegt. Auf welche dieser Vorarbeiten wohl zurückgegriffen werden kann beim kommenden Sanierungs- und Nutzungsprojekt? Fest steht, dass es im künftigen Dorfgemeinschaftshaus noch einiges zu tun geben wird für den freiwilligen Helfertrupp. Mit 25000 Euro Eigenleistung ist bei der Finanzierung des Projekts ein stolzer Betrag eingerechnet, der als ehrgeizig gelten darf.

Der Planer und der Bürgermeister wissen, dass die Latte hoch liegt. Doch beide sind zuversichtlich, dass sie sich überspringen lässt. „Die Jugend ist wahnsinnig aktiv,“ lobt Andreas Konopatzki. Johannes Schneider, der selbst mit seiner Familie in diesem vor dem Kernort Adelshofen (zuletzt 198 registrierte Bewohner) einwohnerstärksten Teil seiner Gemeinde lebt, setzt auf die Großharbacher Stärke.

Er findet es großartig, dass mit dem Amt für Ländliche Entwicklung ein Partner gefunden werden konnte, der sich hinter das Projekt gestellt und für großzügige Bezuschussung gesorgt hat. Amtsleiter Gerhard Jörg sowie seinen leitenden Mitarbeitern Richard Kempe, Detlev Etteldorf und Hubert Rebhan gehört hier seine besondere Anerkennung.

Nicht zuletzt verbindet sich mit dem Vorhaben auch die Chance, an dieser Stelle von Großharbach für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen. 150 Meter Gehsteig hinunter in den Ort sollen Abhilfe schaffen. Zuletzt hat es vor dem Haus einen schweren Unfall gegeben, bei dem Livia Nörr gravierende Beinverletzungen erlitt. Auch zwei Anlieger könnten profitieren von der eigens für das Dorfgemeinschaftshaus samt Umgriff angeordneten Einfachen Dorferneuerung Großharbach 3. Falls sie an ihren Anwesen Renovierungen durchziehen möchten, wären für sie schöne staatliche Zuschüsse reserviert, die sonst nicht möglich wären. „Ein feiner Nebeneffekt,“ meint der Bürgermeister. Er freut sich schon auf die nächs­ten Schritte bei diesem Projekt am nördlichen Ende des Adelshofener Ortsteils. -ww-


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