In Oestheim: Junge Herzen schlagen für alte Tradition
OESHTEIM – Theaterspielen macht Kindern nicht nur Spaß, sondern ermöglicht ihnen auch, auf ein Ziel hin zu proben und neue Erfahrungen mit sich selbst zu sammeln. Die Theatergruppe Oestheim kümmert sich beispielhaft um die nächste Generation. Wie erfolgreich Nachwuchsförderung ausgestaltet sein kann, zeigte die gelungene Premiere dieser jungen Debütanten vor ausverkauftem Haus.
Die sechsjährige Emma Reuter ist die Jüngste in der Gruppe. Im Bund mit Niklas Leidig, Katharina Rohn und Hannes Ringler gaben die jungen Darsteller einer inszenierten Fernsehübertragung die nötige Würze. Als Bierbrauer, Bäckerin, Koch und Getränkehändlerin mit eigener Brennerei und Mosterei spielten sie sich mit ihrem ersten öffentlichen Auftritt in die Herzen der Zuschauer.

Professionell: Fernsehreporterin Jule Wildermann befragt den Nachwuchs im Handwerk.
Herzerfrischend stellten sie mit einem kreativen Marketingkonzept das Potenzial regionaler Produkte vor und zeigten Strategien zur erfolgreichen Vermarktung. In der besonderen Sketch-Sendung schlüpfte als weitere Hauptfigur Jana Ott in die Rolle der Fernsehansagerin und führte gemeinsam mit Jule Wildermann, die als Fernsehreporterin von den Ereignissen berichtete, durch das experimentelle Jugendprogramm.
Die zweite Gruppe brachte das Stück „Die Ehrlichkeitsprobe“ auf die Bühne. Wahrnehmung, Vertrauen und Beobachtung spielten darin eine Rolle. Vor echter Naturkulisse stellen die beiden Lausbuben Nico Hornung und Florian Breitinger ihre Mitmenschen gezielt auf die Probe, um jedem eine ehrliche Chance zu geben. Die Bengel nahmen das Dienstmädchen Vroni Hochmut (Lilly Cesinger), den alten Säufer (Josch Reuter), die Witwe Maria Glückstein (Anna Cesinger) und einen Schuster (Leon Markert) unter die Lupe. Lockmittel war ein dicker Geldbeutel, den sie auf einer Sitzbank auslegen. Die Lausbuben beobachteten das Treiben aus ihrem Versteck heraus und hatten ihr Vergnügen daran, die Finder zu erschrecken. Die beiden Freunde waren schlau genug, das Portemonaie nicht mit großen Scheinen und Euro-Münzen zu füllen, sondern mit Sand. Schließlich geschah Unerwartetes. Der Hochstapler Wolfgang Fuchs (Jan Land) riss sich das Fundstück unter den Nagel und Ortspolizist Simmerl Greif (Max Rohn) musste eingreifen, damit der Betrüger entlarvt wird.

Die zwei Lausbuben Nico Hornung und Florian Breitinger haben einen Streich für Erwachsene ausgeheckt. Fotos: Schäfer
Der besondere Humor der beiden Stücke befähigte die Kinder, durch Mimik, Gestik und Sprache unterschiedliche Empfindungen zu gestalten und anderen mitzuteilen. Indem die Mädchen und Buben in neue Rollen schlüpfen und erfahren, dass ihre Arbeit „darstellende Kunst“ ist, wird auch das Selbstbewusstsein gestärkt. Sie lernen, sich auf Situationen einzulassen und mutig zu sein oder auch zu werden. Ausdauer und Disziplin gehören natürlich auch dazu. Die Zuschauer sparten nicht an Beifall für die tolle Leistung des neuen Kindertheaters. Für Kurzweil beim Bühnenumbau zwischen den Akten sorgte die Einladung zu einer geselligen Runde am Verköstigungswagen mit kleinen Speisen und Getränken.
Die Erwachsenen-Theatergruppe hält heuer der „geldgeilen Verwandtschaft“ den Spiegel vor. Ein Abschiedsbrief und ein Doppelgänger stiften Verwirrung. Siebenmal sind die Erbschleicher am Werk: am 20., 21., 26. und 28. Februar sowie am 4., 5. und 6. März, jeweils um 19 Uhr. In schöner Regelmäßigkeit verwandelt sich die Maschinenhalle der Familie Hornung in der närrischen Zeit in einen generationsübergreifenden Theaterbetrieb, der mit großer Sorgfalt und viel Engagement geführt wird. Fast jeder im Dorf hat schon einmal Theater gespielt oder sich als Bühnenbauer, Kostümschneider, Requisitenbastler betätigt. Mit dem neuen Kindertheater zieht sich die kleine Bühne rechtzeitig eigenen Nachwuchs heran, um sich auf die Zukunft auszurichten. sis