Quantcast
Channel: Das Umland – Fränkischer Anzeiger
Viewing all articles
Browse latest Browse all 690

Runder Geburtstag

$
0
0

Geslau schmiedet schon Pläne für großes Jubiläum

GESLAU – Der Ort Geslau feiert in diesem Jahr die im Jahr 1216 erstmalige urkundliche Erwähnung. Seit Wochen planen Vereine und Privatpersonen um Bürgermeister Richard Strauß und Gemeinderat die mehrtägigen Feierlichkeiten aus Anlass dieses Jubiläums.

„Ländliche Idylle an der Burgenstraße“: So wirbt die Gemeinde Geslau für sich – Im September steht die 800-Jahr-Feier an. Foto: privat

„Ländliche Idylle an der Burgenstraße“: So wirbt die Gemeinde Geslau für sich – Im September steht die 800-Jahr-Feier an. Foto: privat

Zwar ist die offizielle Urkunde vom 17. August 1216 und damit Geslau nach geläufiger Definition rund 200 Jahre jünger als Aidenau mit der ers­ten Erwähnung in der Wildbannurkunde aus dem Jahre 1000. Doch dürfte auch Geslau bereits damals bestanden haben. Zu den Feierlichkeiten Anfang September sind ein Umzug, eine historische Handwerkerausstellung, ein musikalischer und ein politischer Abend geplant. Darüber hinaus arbeiten einige Bürger an einer Festschrift, die den geschichtlichen Werdegang Geslaus im regionalen Zusammenhang darstellt.

„Gesselere“ seit 1216

Otto III. schenkte im Jahr 1000 das zu Burgbernheim und Leutershausen gehörende Waldgebiet, das weitgehend mit dem Geslau-Colmberger Becken identisch ist, dem Bischof zu Würzburg. In der detaillierten Grenzbeschreibung werden zahlreiche Orte wie zum Beispiel Aidenau und Preuntsfelden erwähnt. Geslau taucht in den Aufzeichnungen zwar nicht auf, dürfte aber durchaus schon bestanden haben. „Gesselere“ (Geslau) wird erstmals 1216 im Zusammenhang mit Zehnteinnahmen des Würzburger Bischofs genannt. 1241 wird an gleicher Stelle wie die heutige Kirche ein Gotteshaus erwähnt.

Bis Ende des 14. Jahrhunderts verbleibt Geslau im Besitz des Hochstiftes Würzburg, belegt durch die Abgaben namentlich bekannter Höfe. Diese verteilten sich auf drei Siedlungsteile: Geslau, den Höfen am Donnersberg und Wulfingen, dessen genaue Lage unbekannt ist. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts gelangen die Zehntrechte durch Verkauf größtenteils an den Burggrafen zu Nürnberg, den späteren Fürsten von Ansbach. Zwar sind die Namen und Abgaben der Besitzer überliefert, nicht jedoch die Lage der Höfe.

Im Markgrafenkrieg (1449 bis1450) und im Bauernkrieg (1524 bis 1525) kam es in Geslau zum Teil durch die Truppen des Markgrafen selbst zu Plünderungen und Brandschatzungen. Besonders dramatisch erwiesen sich auch in Geslau die Folgen des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) und den Pestepidemien.

Von den insgesamt rund 30 archivalisch belegten Hofstellen in den Jahren 1635 und 1636 waren zehn verlassen oder verfallen, die Felder unbewirtschaftet. So war es nicht verwunderlich, dass die im Zuge der Gegenreformation aus Österreich und Bayern wegen ihrer Weigerung den evangelischen Glauben aufzugeben ausgewanderten „Exulanten“ willkommene Neubürger waren. In den Kirchenbüchern Geslaus findet man die Namen von 70 Exulanten.

Die diversen aus dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert geltenden grundherrschaftlichen Verhältnisse, die beim Grundherren liegende niedere Gerichtsbarkeit und die beim Landesfürsten liegende hohe Gerichtsbarkeit führten immer wieder zu Streitigkeiten. Nachdem der letzte Fürst von Ansbach 1791 abgedankt hatte gelangte das Fürstentum Ansbach an Preußen. In der Folgezeit wurde die Grenzziehung zwischen Preußen und benachbarten Territorien bereinigt und mussten in den heutigen Teilorten von Geslau die hohenlohischen Untertanen zu preußischen Untertanen werden.

Erst nachdem Geslau 1806 nach den napoleonischen Kriegen zum Königreich Bayern kam wurden bis etwa Mitte des Jahrhunderts die grundherrschaftlichen Verhältnisse zum Teil gegen Einmaligzahlungen aufgelöst und die Bauern Eigentümer ihrer Höfe. Diese Zahlungen bedeuteten im gesamten Mittelfranken aber auch große Schwierigkeiten und es kam häufig zu Versteigerungen von Höfen und der Auswanderung (oft nach Nordamerika).

Schneller, starker Wandel

Das 20. Jahrhundert brachte neben dem beginnenden öffentlichen Personennahverkehr, dem ländlichen Kreditgenossenschafts- und Absatzgenossenschaftswesen leider auch zwei Weltkriege, an denen Geslauer teilnehmen mussten und fielen. Sie ist geprägt durch einen schnellen und starken Wandel sowohl in der Landwirtschaft als auch der Bevölkerungsstruktur, dem die Politiker wie in allen ländlichen Gemeinden durch verschiedene Maßnahmen Rechnung tragen mussten: die Flurbereinigung der 70er Jahre in Verbindung mit der veränderten Straßenführung durch Ausbau der Staatsstraße, der Anschluss an die Fernwasserversorgung und dem Zusammenschluss zu Gemeindegrenzen überschreitende Allianzen wie die Kommunale Allianz Obere Altmühl und Rothenburger Land, um Aufgaben anzugehen, die eine Gemeinde alleine nicht lösen kann. Derzeit nimmt Geslau mit Projekten im Rahmen der Leaderregion Romantische Straße und dem Programm „ELER“ teil.

Trotz fast stagnierender Bevölkerungszahl des Ortes und der Gemeinde dehnte sich der Ort flächenmäßig aus. Im Gegensatz zu mancher Nachbargemeinde konnte Geslau infrastrukturelle Einrichtungen – zum Teil in Kooperation mit Nachbargemeinden bisher halten: Kindergarten, Grundschule, zwei Bankfilialen und Lebensmittelmarkt. Auch der frühe Anschluss an das schnelle Internet mag für die Ausstattung Geslaus mit einem differenziertem Angebot an Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben verantwortlich sein. bh


Viewing all articles
Browse latest Browse all 690