Modellfiguren-Hersteller Preiser gehen die Ideen nicht aus
STEINSFELD – Die Miniaturwelt des Modellfiguren-Herstellers Preiser wächst von Jahr zu Jahr. In die Reihe der Prominenten mit dem amerikanischen Präsidentenpaar Barack und Michelle Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, hat sich jetzt das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Papst Franziskus, dazugesellt – fröhlich winkend.
Die traditionelle Kleinkunst-Werkstatt räumte dem Heiligen Vater beim Auftritt auf der weltweit größten Spielwarenmesse in Nürnberg einen Ehrenplatz ein – als Neuheit im Sortiment. 2850 Aussteller aus 67 Ländern zeigten dort ihre Produkte und warteten darauf, dass die Händler sie ordern und in ihren Läden und Kaufhäusern zum Verkauf anbieten. Auch eine bayerische Trachtengruppe in schickem Dirndl und fescher Lederhose vergrößert die Produktvielfalt bei Preiser. Zusätzlich ergänzen Feuerwehrmänner beim Einsatz in Vollschutzanzügen und ein roter Kranwagen von Magirus als Zubehör das bunte Szenario der Ereignisse. Kinder und Erwachsene sind gleichermaßen davon begeistert.

Bekannte Marke in der Szene: Die Minaturwelt von Preiser gibt ein überzeugendes Abbild der realen Welt wieder. Fotos: wa
Tausende ausgewählte Artikel umfasst das Angebot des Familienunternehmens, das seit 1949 mit Akribie, Sorgfalt und Präzision realistische Miniaturfiguren herstellt. Anfänglich in Handarbeit aus Lindenholz, seit den 60er Jahren im Kunststoffspritzguss in dreizehn verschiedenen Größen im Maßstab von 1:22,5 bis 1:500. Entwickelt und produziert wird die Vielzahl von Figuren und Zubehör an den beiden Standorten Steinsfeld und Neustadt bei Coburg von jeweils etwa zwanzig Mitarbeitern, handbemalt auf der Insel Mauritius im indischen Ozean, wo zu Spitzenzeiten bis zu 200 Beschäftigte arbeiten.
Für die Miniaturfiguren werden Vorlagen sorgfältig recherchiert, um sie in Gestalt und Kleidung perfekt umzusetzen. Bevor der Papst in der Kreativwerkstatt Gestalt annahm, studierten die innovativen Köpfe bei Preiser die Gesichtszüge und die Körpersprache des Pontifex. Erst dann entstand der erste Entwurf. Die Haltung des kleinen Menschlein in der einfachen weißen Soutane und dem schlichtem Eisenkreuz auf der Brust entspricht durchaus dem seines großen Vorbildes und gehört jetzt als Andenken, Glücksbringer oder als Beschützer zum Angebot von Preiser.
Die beiden Brüder, Volker und Jürgen Preiser, führen das Unternehmen in der dritten Generation. Auch Vater Horst Preiser, Jahrgang 1934, ist noch beinahe täglich im Geschäft anzutreffen. Besonderes Merkmal der Führungsriege ist die Konzentration auf das Wesentliche und unternehmerische Bescheidenheit. Räume und Gebäude am Hauptsitz Steinsfeld wirken nüchtern und sachlich. Erst im Kellergeschoss stößt der Besucher auf die einmalige Miniaturwelt, die in ihrer Vielfalt so farbig ist und auch ein Stück Sozialgeschichte erlebbar macht.

„Balanceakt“: steigender Tablettenkonsum.
In verschiedene Szenen aufgeteilt, vermitteln die Figuren und Inventargegenstände einen Eindruck von der Welt als eine einzige Beziehungskiste – auch vom Leben der einfachen Bürger: Lkw-Fahrer, Handwerker und Bauern, Hausfrauen, Außenseiter, Optimisten, Büro- und Technokraten. Winzlinge in Uniform, im Anzug oder in Arbeitskluft, mit Arbeitsdisziplin und Augenblickskomik, die das tun, was alle versuchen: das Leben zu meistern. Schaut man sich die Ausstellung mit Dutzenden von Schaukästen aufmerksam an, erkennt man in dieser „Welt im Kleinen“ weitere nette Ausgestaltungsideen: Markttreiben, Zirkusleben, Straßenkunst, Bahnhofsgewimmel, Strandleben mit Eisverkauf und vielerlei sportliche Aktivitäten wie Tennis, Golf, Schach, Angeln, Klettern.
Die beliebtesten Artikel sind die Charaktere für Eisenbahnfans, vor allem der Schaffner mit Kelle, Polizei- und Feuerwehrleute, auch die literarische Darstellung des Sensenmannes, wie sie sich unter anderem in Grimms Märchen findet. Große Tiere im Miniformat, wie der Elefant in der Schlange, gehören ebenfalls zu den Klassikern der Kollektion. Bekennende Karl-May-Anhänger ordern Winnetou und Old Shatterhand in Gestalt von Lex Barker und Pierre Brice.
An Ideenreichtum fehlt es nicht. Unerschöpfliche Anregungen zu neuen Gestaltungsmöglichkeiten holen sich die Preisers aus dem Vielerlei des Lebens, aus Märchen, Mythen und Fabeln, Film und Fernsehen oder aus der Werbung. Neben Standardausführungen werden selbst ausgefallene Sonderwünsche erfüllt Ein Architekt aus Saudi-Arabien bestellte muslimische Pilger auf der Wallfahrt nach Mekka, eine ostdeutsche Modellbahnfirma den langjährigen DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker. Für den Markt in Fernost entwarf die Miniatur-Werkstatt die gewünschten Reisbauern mit Strohhut.

„Der Unnahbare“ in der Kunst: groteske Situation in Szene gesetzt.
Preiser profitiert vom globalen Markt. Seine Figuren finden weltweit Verwendung im Modellfachhandel, immer stärker auch im Architekturmodellbau oder bei der psychologischen Diagnostik von Kindern. Die Miniaturwelt regt das Kind an, die emotionalen Beziehungen zu den Menschen und Dingen seiner Umgebung sichtbar und erkennbar zu machen. Preiser-Figuren schmücken auch Buchtitel, Kunstbände, Fotobücher, Hochglanzmagazine. Als Illustration für Beziehungen von Mensch zu Mensch, Natur und Technik, kleine Leute in der weiten Welt. Ein großes Männermagazin inszenierte eine neue Kollektion luxeriöser Uhren mit Preiser-Modellbau-Miniaturen, um die „wahre Größe“ der hochmodernen Zeitmesser als Schmuckstücke und Wunderwerke der Technik in ihrer ganzen Schönheit zu zeigen. Dies alles trägt zum Erfolg des Unternehmens bei. Ein großes Zusammenspiel vieler Faktoren. sis