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Immer konkreter

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Starterprojekte der ILE-Region Rothenburg nehmen Formen an

ROTHENBURG/COLMBERG – Gehören sie wohl zu den Projekten, die in der ILE-Region Rothenburg schnell umgesetzt werden können: der Naturerlebnis-Pfad namens „Dachsbau“ im Bereich der Colmberger Burg und des dortigen Gutshofs oder der Radweg auf dem inzwischen weitgehend verbuschten Bahndamm zwischen Rothenburg und Gebsattel?

ILE steht für Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept und meint für den hiesigen Bereich eine Art Zukunftsplan für dieses Gebiet der beiden früheren kommunalen Allianzen Obere Altmühl und Rothenburg Land. Die hiesige Region soll sich dabei vom Kirchturmdenken verabschieden, gemeinsame Chancen entdecken und beim Entwickeln bestimmter Projekte in den insgesamt zehn Gemeinden plus der Tauberstadt mit ihren rund zusammengerechnet 22000 Einwohnern enger zusammenrücken.

Nicht zuletzt geschieht das, obwohl das nicht offensiv unterstrichen wird, auch und nicht zuletzt vor dem Hintergrund geänderter Förderbedingungen. Um als Gebiet überhaupt noch berücksichtigt werden zu können, muss der dahinter stehende Zusammenschluss immer größer sein. Seit November 2014 läuft vor besagtem Hintergrund der Prozess, zu einer ILE-Region zusammenzufinden. Mit von der Partie sind die Große Kreisstadt Rothenburg, der Markt Colmberg und die Gemeinden Adelshofen, Buch am Wald, Gebsattel, Geslau, Insingen, Neusitz, Ohrenbach, Steinsfeld und Windelsbach. Sie haben sich zur Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um die Entwicklung und Zukunftsgestaltung der Region gemeinsam voranzubringen. Bei der offiziellen Auftaktveranstaltung im Juni 2015 mit Beteiligung von Delegationen aus den verschiedenen Orten ist ein relativ umfangreicher Projektkatalog erarbeitet worden. Insgesamt über 70 unterschiedliche Vorhaben sind inzwischen erdacht, um der Region frisches Potenzial und neuen Gewinn zu bringen und sie auf diesem Weg auch zusammenzuschweißen.

ILE-Sprecher Wilhelm Kieslinger freut sich über das Ziehen an einem Strang und auf das Projekt Dachsbau um Burg und Gutshof Colmberg.    Foto: Weber

ILE-Sprecher Wilhelm Kieslinger freut sich über das Ziehen an einem Strang und auf das Projekt Dachsbau um Burg und Gutshof Colmberg. Foto: Weber

Eingeflossen sind dabei Ergebnisse aus einem Seminar in der Dorferneuerungs-Schmiede Klosterlangheim, Ideen der Bürger aus der Auftaktveranstaltung, die Ergebnisse von Bürgermeister-Interviews und auch wichtige Gesichtspunkte aus dem Blickwinkel der Fachplaner, eines Büros aus Würzburg. Um möglichst schnell Ergebnisse zu erreichen, musste diese Sammlung auf die Vorhaben reduziert werden, die sich am kurzfristigsten umsetzen lassen.

Bei der jüngsten Veranstaltung kamen in der Grundschule Oberscheckenbach jetzt Delegationen der Stadt Rothenburg und der beteiligten Gemeinden zusammen, um aus dieser Auswahl sogenannte Starterprojekte zu benennen. Projektwerkstatt betitelte sich dieses Treffen sinnig. Rund 90 Frauen und Männer aus den verschiedenen Orten, darunter nicht zuletzt auch die politischen Vertreter, setzten dabei das Signal auf Grün. Mit einem Impulsreferat hatten Diplomingenieur Johannes Klüpfel vom Büro Schirmer Architekten und Stadtplaner aus Würzburg und Sigrid Ziesel vom Büro WGF Landschaft aus Nürnberg die Erkenntnisse aus der bisherigen Planung zusammengefasst. Dabei zeigten sie nicht zuletzt auch auf, welche von den angedachten Projekten, die sich alle in den nächsten 20 Jahren umsetzen ließen, ausgewählt worden sind.

Sechs Arbeitsgruppen zu den Bereichen Arbeiten, Wohnen, Daseinsvorsorge, Tourismus und Erholung, Landnutzung und Energie sowie Orts- und Landschaftsbild suchten daraus die sogenannten Starterprojekte aus. Ein Dorfladen soll die Örtliche Nahversorgung verbessern. Die Vermarktung von regionalen Produkten in der Gastronomie wurde neu aufgenommen. Mit einem Bürgerbus könnten die Ortsteile und Lebensmittelmärkte, Ärzte und Kulturveranstaltungen angefahren werden und eine Ergänzung zum Öffentlichen Nahverkehr entstehen.

Ins Wohnen auf dem Land soll durch die Innenverdichtung und Innenentwicklung von Orten neuer Schwung und Akzent gebracht werden. Eine Bestandsaufnahme verwertbarer Grundstücke und Gebäude wird die vorhandenen Potenziale aufzeigen, die Bevölkerung sensibilisieren und aktivieren. Nach dem Abbau der Schienen auf dem Bahndamm zwischen Rothenburg und Gebsattel ist dort inzwischen ein verbuschtes Biotop entstanden. Wenn allein der Bereich der Dammkrone beziehungsweise der Sohle des früheren Gleisbetts freigeräumt würde, ließe sich hier (bei geringem Eingriff in das inzwischen etablierte System) auf schöner Ebene ein Radweg als attraktive Verbindung für Schüler, Pendler und Touristen entstehen. Eine Vinothek in Tauberzell könnte eine neue Schlüsselrolle für die Präsentation und Vermarktung von Wein in Verbindung mit regionalen Produkten und Kunst und Kultur einnehmen. Auch der ILE-Auftritt bei der Wirtschaftsmesse ist von einer kleinen Arbeitsgruppe vorbesprochen worden. Ganz im Osten der Allianz, in Colmberg, ist jenes besondere touristische Projekt angedacht. Dachsbau nennt es sich. Es soll auf rund 60 Hektar Fläche um Burg und Gutshof die Natur und die Tiere der Frankenhöhe in den Bereichen Wasser, Wald und Wiese in interessanter und ansprechender Form darstellen.

Nicht belehren ist dabei das Ziel, sondern Unterhalten auf hohem Niveau für alle Altersklassen, heißt es im Vorfeld. Höhenwege, Tunnels und vieles mehr sollen den Besucher zu Perspektivwechseln veranlassen. Auch an passende Aktivstationen ist gedacht, wie etwa an ein wackelndes Spinnennetz, das ein Habicht als Ziel für seinen Angriffsflug aussucht. Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob und wie das alles zu realisieren ist.

Als gastgebender Bürgermeister hatte Johannes Hellenschmidt zur Projektwerkstatt begrüßt. Mit von der Partie war an dem Abend nicht zuletzt auch Baudirektor Hubert Rebhan vom Amt für ländliche Entwicklung Ansbach. ILE-Sprecher Wilhelm Kieslinger äußerte sich in seinem Resümee gegenüber unserer Redaktion sehr zufrieden mit Resonanz und Ergebnis der Veranstaltung. Die Planer arbeiten jetzt für die genannten Starterprojekte Konzepte aus. Im April ist eine Expertenrunde vorgesehen, die sich mit den Entwürfen beschäftigt und sich dazu ihre Gedanken macht. -ww-


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