Besondere Weinverkostung im Gewölbe des „Falken“
TAUBERZELL – Nicht etwa dass der kleine, aber feine Weinort an der bayerisch-württembergischen Grenze keine Tropfen aus eigener Lage als Besprechungsthema und „Geschmacksmuster“ für eine Degustation zu bieten hätte. Aber am Samstag richtete sich das Interesse der Weinfreunde im urigen Gewölbekeller des „Falken“ besonders auch auf Rebsäfte, die von hier aus nicht unbedingt auf dem Schirm sind. Der Nahe Osten ließ grüßen, genauer gesagt waren es Israel und der Libanon.
Ganz ausdrücklich abseits vom „Mainstream“ (Massengeschmack), der ja eher einen Blick in die Rheingegend oder nach Kalifornien nahegelegt hätte, bewege man sich bei diesem Schritt in die weite(re) Welt des Weins, gab Hausherr Lars Zwick zum Einstieg ins Thema zu verstehen. Damit verbunden sei auch eine gute Gelegenheit, diese Region, die ja bei uns eher als ständig brisantes politisches Thema präsent sei, einmal ganz anders zu sehen und „ihren Wein als Wein“ auf sich wirken zu lassen. Zu danken sei jene gewisse Exotik des Abends dem Pionier des Tauberzeller Weinbaus.

Stoßen an diesem Abend mit hebräischem Wein an: Hermann Schneider (links) und Lars Zwick. Foto: Weber
Hermann Schneider, der Adelshofener Altbürgermeister und Ehrenvorsitzende des Tauberzeller Winzervereins, zeigte sich erfreut, dass er in Lars Zwick einen Verbündeten für seine „Schnapsidee“ gefunden hatte. Man müsse etwas wagen, um den Blick zu weiten und neue Erfahrungen zu sammeln. Das sei für ihn gerade auch im Alter Lebensmotto. Ausgerechnet beim Nürnberger Christkindlesmarkt habe ihn das in Sachen Wein auf die ihm bis dahin völlig unbekannte Fährte gebracht. Er verfolgte die Spur weiter, bis er tiefer im Thema steckte, einen Importeur gefunden hatte und den Teilnehmern der Weinprobe ein umfangreiches, selbst recherchiertes Kompendium mit schriftlichen, auch bebilderten Informationen an die Hand geben konnte.
Ein Dreierpack an Tropfen aus dem Heiligen Land stand an diesem Abend im „Falken“-Gewölbekeller für dieses kleine Abenteuer und lud unter besagten Vorzeichen zum interessierten Hinschmecken ein. Elke Schwab, die neue Pfarrerin von Großharbach und Reichardsroth mit Sitz in Langensteinach, steuerte biblische Bezüge bei und sorgte mit ihren Stegreif-Beiträgen zu religiösen und kirchlichen Bezügen für informativen Hintergrund. Gegen das Kirchturmdenken und für den Blick über den Tellerrand in vinologischer Hinsicht gab es im Lauf des Abends ansprechende Botschaft. Nummer eins: roter Cabernet Petite Sirah von der Tishbi Estate Winery in Binyamina (Anbaugebiet Samaria im Heiligen Land). Nummer zwei: Rotwein „Expression Monastique 2009“, ein Cuvée aus den Rebsorten Syrah, Grenache, Cabernert Sauvignon und Morvèdre aus dem Kloster Adyar des christlich-maronitischen Ordens im Libanon. Nummer drei: „Dalton Rosé“ (Rosé von der Dalton Winery Merom Hagalil, Anbaugebiet Galiläa). Der Rosé ist ein Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Voignier und Barbera. Die Probierrunde fühlte sich davon angesprochen, wenn auch das eine oder andere Aroma-Mosaiksteinchen sich nicht ganz ins gewohnte Muster fügen wollte.
Dass Regionalität auch weiter ganz oben steht als Thema beim Wein in Tauberzell hatte sich eingangs gezeigt. Da waren den Weinfreunden der aus den Rebsorten Müller-Thurgau und Bacchus gemischte Satz des „Alten Wengert“ der Tauberhasen, der in ökologischem Weinbau gewonnene Johanniter 2014 aus dem Weingut Krämer und der Silvaner „Best of 2014“ aus dem Weingut Stahl (Auernhofen) über Zunge und Gaumen gekullert. -ww-