Lehrreiche Exkursion im Steinbachtal führte uralte Landschaftselemente vor Augen
STEINBACH – Eine Fülle an interessanten Eindrücken und lehrreichen Informationen haben die Teilnehmer an einer Exkursion im Steinbachtal gewonnen. Das hiesige Taubertal mit seinen Seitentälern wie in Steinbach sei „wirklich ein Kleinod“, hat man bei der Wanderung mehrmals herausgestellt. Das ganze Interesse galt an diesem Tag vor allem dem „Kopfbaum“.

Prachtexemplare: Die Kopfbäume sind Zeugen historischer Nutzungsräume. Foto: Pfänder
Kopfbäume haben oft Jahrhunderte auf dem Buckel. Alte Eichen-Kopfbäume dienten früher zur Grenzmarkierung der kleingliedrigen Kulturlandschaft. Heute sind sie insgesamt selten geworden, im Taubertal zu einem Teil aber noch immer vorhanden. Ein gehäuftes Auftreten findet sich um die Ortschaft Steinbach. Die noch vorhandenen Kopfeichen stellen neben ihrer kulturhistorischen Bedeutung wichtige Strukturelemente als Biotopbäume dar. Vielfach sind diese Bäume aber seit längerer Zeit ungepflegt, eingewachsen und dadurch wegen Verschattung teilweise bereits am Absterben.
Eine Erhaltung dieser Bäume wäre wünschenswert und im Sinne der Ziele des FFH- und Vogelschutzgebietes Taubertal auch für den Gebietsschutz sinnvoll, heißt es. Neben der Entwicklung und Durchführung eines entsprechenden Pflegekonzeptes sei zunächst das Erfassen aller Grenzkoppen-Eichen erforderlich, wie es zum Teil im Bereich Steinbach bereits geschehen ist.
Rund zwanzig Frauen und Männer hatten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, der Einladung vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie der Regierung von Mittelfranken zu dieser Exkursion zu folgen. Treffpunkt war die Bushaltestelle Steinbach, wo dann Herbert Kolb in seiner Funktion als Regionalkoordinator für den Wald von Mittelfranken und zuständig für das Projekt „Natura 2000“ die Gäste willkommen hieß und seine Begleiter vorstellte.
Mit von der Partei bei der Exkursion waren auch Claus Rammler als Biologe an der Regierung von Mittelfranken sowie Christian Frey, Mitarbeiter und Jäger mit Jagdhund „Queen“. Das Projekt „Natura 2000“ wolle ein europaweites Netz für Gebiete gleiche Voraussetzungen schaffen, sagte Rammler. Wohl habe das System anfangs für einen „riesigen Ärger gesorgt“, verriet der Biologe. Man müsse aber „über den Tellerrand hinausschauen“. Seit dem Jahre 2006 laufe nun dieses Programm. Im Taubertal seien die Hangwiesen sowie die angrenzenden Wälder betroffen, die entsprechende Besonderheiten aufweisen. „Und um diese geht es heute hier“, betonte Claus Rammler, bevor man sich dann auf den Weg machte.
An einer Biotop-Karte erläuterte zunächst Herbert Kolb das System einer Drei-Felder-Wirtschaft und erklärte dabei die Bedeutung der Koppen. Noch im Ort Steinbach hielt man dann bei einer „vitalen“ Kopfweide an und erläuterte deren Besonderheit und Aufgabe. Der Steinbacher Markus Schmidt ist beruflich Landschaftspfleger und berichtete, wie Kopfweiden heute noch verwendet würden. Den nächsten Halt legte man am Hof von Krafft ein, wo ein großes Mühlenmodell zu bestaunen war.
Robert Krafft war ehemals Mühlenbauer und hatte das große Modell im Jahre 1992 geschaffen. Zwei Winter lang“ habe er an diesem Werk gebastelt, ließ er wissen. Der weitere Weg führte die Gruppe schließlich in die schöne Landschaft des Steinbachtales hinaus, wo dann Christian Frey interessante Hinweise und Erklärungen über die dortigen Waldlebensgemeinschaften und -räume für die Tier- und Vogelwelt zum Besten gab. Unter anderem betreffe es den Hirschkäfer sowie den Mittelspecht. „Wir müssen auf diese Nachhaltigkeit wieder zurück“, zog Christian Frey das Fazit.
Dann ging es für die Gruppe der Marschierer noch die steile aber recht gut begehbare Eselssteige hinauf, die Richtung Gattenhofen führt. Einst sei hier so mancher Esel immer wieder hinauf- und hinabgetrieben worden, erklärte man den Teilnehmern die Entstehung des Namens. Oben gab es dann zwei Prachtstücke an Kopfeichen zu bestaunen, die man für die Exkursion extra freigestellt hatte. Den gemessenen Umfang eines der beiden Kolosse betrug mehr als vier Meter, was einen Durchmesser von 1,35 Meter ergibt, wie vor Ort errechnet.
Weil der Baum regelmäßig gekürzt wurde, sei der untere Teil immer dicker geworden, erklärt sich die beachtliche Masse des Stumpfes. Auch die Gerbrinde von Eichen war eines der vielen interessanten Themen bei dieser Exkursion. „Hier sind wir an einem Ort, wo man gar nichts hört“, fand der Förster und Naturschützer Christian Frey das passende Schlusswort und sprach von einem Kleinod, was diese Gegend betrifft. hap