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Blick auf die Besonderheiten

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Interessante Beiträge über Krippenfiguren in Tauberzell und „Paradiesgestalten“ in St. Jakob

TAUBERZELL – Die über zweihundert Jahre alte Kirche St. Veit in Tauberzell bildete am Mittwochabend den stilvollen Rahmen für zwei Buchpräsentationen, die neben künstlerischer Arbeit auch sehr persönliche Vorstellungen vom Weih­nachtsgeschehen beinhalten. Die religiösen Bilder und Texte laden zu Betrachtung und Meditation ein und eröffnen vielleicht auch eine neue Sichtweise auf Bekanntes.

Fotograf Willi Pfitzinger und die Autoren Erhard Reichert, Helmut Ballis, Johannes Raithel. Fotos: sis

Fotograf Willi Pfitzinger und die Autoren Erhard Reichert, Helmut Ballis, Johannes Raithel. Fotos: sis

Beide Bücher kommen vom Thema Weihnachten her, einem Ereignis, das Weltgeschichte wie persönliche Lebensgeschichte bestimmt. Beim Tauberzeller Krippenbuch springt Weih­nachten förmlich in die Augen. Bekannte Persönlichkeiten haben daran mitgewirkt, die mit Kreise der Kirche rund um Rothenburg beheimatet sind (wir berichteten).

Das Buch „Zum schönen Paradies“ rückt „Paradiesgestalten“ der Jakobs-Kirche in den Mittelpunkt. In dieser Schar ist Paulus – ein ehemaliger und erbitterter Christenverfolger. Auch Petrus ist dabei. Einer der engsten Freunde Jesu. Der versagt und verleugnet just dann, als er Farbe bekennen soll. Und solch einem wie Petrus übergibt Jesus die Schlüssel des Himmelreichs. Vorgestellt wird Elisabeth von Thüringen, die dafür kämpfte, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter auseinandergeht. Oder Leonhard, der sich für Gefangene einsetzte und Christophorus, der Gefährdete trug. Erhältlich ist das Buch im örtlichen Buchhandel zum Preis von 12 Euro.

Beide Bücher haben etliches miteinander zu tun. Beide verdanken sehr viel dem Fotografen Willi Pfitzinger, der die Objekte ungewöhnlich zu präsentieren weiß. Beide Bücher haben mit dem Bauer-Verlag in Thalhofen denselben Verleger. Verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen innerhalb des kirchlichen Netzwerks haben geholfen, die beiden Buchprojekte zu realisieren.

Der pensionierte Pfarrer Helmut Ballis lebt seit eineinhalb Jahren in Memmingen, pflegt weiter enge Verbindungen in seine alte Wirkungsstätte Rothenburg. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Die in seinem neuen Werk vorgestellten „Paradiesgestalten“ sind keine Helden, keine Heiligen und alles andere als fehler- und tadellos. Das Buch mit den religiösen Bildern der Jakobs-Kiche gibt nicht nur Zeugnis von der christlichen Kunst als Ausdruck lebendiger Spiritualität, sondern lädt auch zu Betrachtung und Meditation ein, die christliche Botschaft in der Tiefe begreifen zu wollen. „Wer den Glauben in sein Leben hineinnimmt, der bekommt neue Einsichten“, betont Helmut Ballis und ermuntert zur Ausübung des Rechten. Verkehrsverein und Landwehr-Apotheke haben das Buchprojekt finanziell unterstützt.

Kleine Krippenfiguren-Auswahl von Erhard Reichert.

Kleine Krippenfiguren-Auswahl von Erhard Reichert.

Die Ausgestaltung der Weihnachtsszenen prägt das Tauberzeller Krippenbuch. Krippenbauer Erhard Reichert und Fotograf Willi Pfitzinger kennen sich durch die Arbeit im Kirchenvorstand. Und dann kam eins zum anderen. Das Buchprojekt begann mit der Idee von Gemeindepfarrer Johannes Raithel und erwuchs aus den besonderen Umständen des weihnachtlichen Brauchtums in Tauberzell mit der „Heilig-Abend-Gemeinde“. Junge und Alte, traditionelle Kirchgänger und solche, die einmal im Jahr an diesem besonderen Abend, dem Heiligen Abend, in die Kirche kommen, Einheimische und Gäste treffen sich an der Kippe. Die unterschiedlichen Gestalten und Figuren der Weih­nachts­geschichte, ergänzt durch die, die Erhard Reichert dazustellte, werden durch Geschichten auf ganz besondere Weise lebendig.

Die fünfzehn Autoren, darunter der Gemeindepfarrer selbst, aber auch Dekan Hans-Gerhard Gross, weitere Pfarrer im Amt oder im Ruhestand, Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörr, Religionslehrerin Susanne Schulz, Kirchenführerin Gertrud Schneider (langjährige Leiterin der Rothenburger Stadtpfeifferey) haben den Heiligen Drei Königen gelauscht, Maria als die „besonnene und mutige“ Mutter Jesu vorgestellt und Josef einen „Oscar für die beste Nebenrolle in der Weihnachtsgeschichte“ verliehen. Die Beschäftigung mit der Figur der Hirten, Verkündigungsengel, Bettler, Invalide, Ochs, Esel, Schafe, mit der schmucken Wasserträgerin, Cäcilie an der kleinen Orgel, einer Himmelsbotin und einem Serpentmusikant eröffnen nachdenkliche, frohmachende und auch heitere Zugänge zur Weihnachtsbotschaft.

„Die beiden Bücher sind Annäherungen und Hilfen, die uns in unserem Versuch, vor der Großartigkeit Gottes und seines Tuns anbetend innezuhalten, begleiten können“, sagte der Dekan in seinem kurzen Grußwort. Bürgermeister Johannes Schneider kündigte an, ein größeres Buchkontingent für besondere Anlässe abzunehmen. Stellvertretender Landrat Stefan Horndasch überreichte eine Geldspende und kleine Mitbringsel: einen Stadtsoldaten aus Herrieden und einen Playmobil-Luther.

Musikalisch umrahmte der Frauenchor die Andacht zur Büchervorstellung. Unter den Sängerinnen ist mit Martina Schneider eine ehemalige Weinprinzessin und Mutter der amtierenden Regentin Lena. Sponsoren und Spender verhalfen dazu, einen finanziellen Grundstock für die Publikation dieser Schrift zu erstellen. Das Krippenbuch kostet acht Euro und ist im Pfarramt Adelshofen, im „Falken“ Tauberzell, im Dekanat Rothenburg und bei Reingruber in der Georgengasse erhältlich. sis


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