Quantcast
Viewing all articles
Browse latest Browse all 690

Heimkehr des Musikschatzes

Historischer Notenfund aus Schillingsfürst wurde katalogisiert

SCHILLINGSFÜRST – Die historischen Noten, die in Schillingsfürst in einem Schränkchen auf der Empore gefunden wurden, sind inzwischen in einem 63-seitigen Katalog erfasst und befinden sich jetzt wohlgeordnet wieder im Archiv des katholischen Pfarramtes Kreuzerhöhung.

Image may be NSFW.
Clik here to view.

Kirchenmusiker Ulrich Schwandt und Dr. Gottfried Heinz-Kronberger bei der Abholung der Noten in München.

Dr. Gottfried Heinz-Kronberger von der RISM-Zentralredaktion (Répertoire International des Sources Musicales) der Bayerischen Staatsbibliothek in München hat die Werke dokumentiert und genau beschrieben, zudem mit einer eigenen Signatur versehen. Die in Schillingsfürst aufgefundenen Handschriften und Drucke sind mit „D-SCHIFkp“ gekennzeichnet und können unter Angabe des Sigels im Internet frei recherchiert werden.

Die einzelnen Titelnummern sind alphabetisch nach Komponisten geordnet; Sammelhandschriften („Collection“) mit Werken mehrerer Komponisten stehen am Ende des Katalogteils. In den einzelnen Katalogeinträgen folgt nach der Nennung des Komponisten (mit Lebensdaten, für unbekannte Komponisten steht „Anonymus“) und der laufenden Nummer der Titel des Werkes.

Ohne Titel überlieferte Kompositionen sind unter ihren englischen oder italienischen Gattungsbezeichnungen aufgeführt, in der Regel ist die Tonart angegeben. Wenn eine Werkverzeichnisnummer vorhanden ist, ist diese angegeben, ebenso ein Hinweis zur Besetzung.

In Schillingsfürst fanden sich insgesamt 84 Titelaufnahmen für Musikhandschriften, davon zehn Sammlungen mit 26 Stücken und 58 physische Handschriften. Bei den ältesten Werken ist ein Offertorium „Eja chori resonate“ von Anton Bachschmid (1728 bis 1797), ein „Ave Maria“ und „Pange lingua“ von Xaver Brehm und eine Messe von Eugen Pausch (1758 bis 1838), die wohl alle um 1800 entstanden sein dürften.

Daneben ist die Handschrift eines „Ave maris stella“ von Luigi Vecciotti (1804 bis 1863) bedeutsam, ebenso wie ein Traueramt von Andreas Januel (+1864) – der bisher im RISM noch nicht erfasst war. Zudem finden sich Werke von Franz Xaver Graf, der ebenfalls neu in das Werkverzeichnis des RISM aufgenommen werden konnte. Acht der Manuskripte stammen mit Sicherheit aus dem Jahr 1839, sie wurden in einem Zuge nachweislich für Schillingsfürst angeschafft und sind auf den 1. Februar 39 datiert und mit Preisen versehen (Neben „Xr“ = Kreuzern auch „fl“ = Florin).

Insgesamt 88 Musikdrucke konnten neben den Handschriften verzeichnet werden, besonders hervorzuheben sind die vermutlich ältesten Drucke von Franz Bühler (Sex Missae op. X, Lotter 1825), August Schaeffer (Junger Zunder, alter Plunder, arr. nach der Posse von David. Kalisch, Berlin: Schlesinger 1855) und J. Zimmer (Litania de Nomine, Jesu und Tantum ergo, op. 18, Langensalza: Schulbuchhandlung im Thüringischen Lehrer-Verband 1857).

Image may be NSFW.
Clik here to view.
Einblick in Katalog: Die Drucke von Franz Bühler zählen wohl zu den ältesten der Sammlung. Fotos: Schwandt

Einblick in Katalog: Die Drucke von Franz Bühler zählen wohl zu den ältesten der Sammlung. Fotos: Schwandt

Verzeichnis von 1932

Die meisten Drucke stammen aus dem letzten Drittel des 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert. Das Verzeichnis aus dem Jahr 1932 von dem Lehrer Hugo Hecht beinhaltet nur gedruckte Musikalien und wurde ebenfalls dem Archivkarton der Handschriften beigefügt.

Was sich im Jahr 1839 in Schillingsfürst ereignet hat und warum gerade in diesem Jahr so viele kirchenmusikalische Kompositionen angeschafft wurden, konnte bisher nicht recherchiert werden. Roland Hecht, der Sohn des Lehrers und Kirchenmusikers Hugo Hecht, ermöglichte einen Einblick in den Nachlass seines Vaters, doch auch dort konnten Ulrich und Margit Schwandt keine Hinweise auf die Ereignisse um 1839 finden.

Beeindruckend gestaltet sich die umfangreiche Instrumental-Besetzung, beispielsweise bei der deutschen Messe op. 6 in G-Dur von Franz Bühler (1760 bis 1823), die für vier Singstimmen, zwei Violinen, zwei Hörner, zwei Flöten, zwei Clarinetten, zwei Fagotte, zwei Trompeten, Pauken und Orgel komponiert ist. Eine Aufführung in der vorgesehenen Besetzung erfordert professionelle Musiker mit den entsprechenden Ins-trumenten und einen hervorragend geschulten (Kirchen-)Chor nebst Dirigenten.

Zudem benötigt man sehr viel Platz für Chor und Orchester – dieser ist auf der Empore in Schillingsfürst bei der jetzigen Position der Orgel schlicht nicht vorhanden. Selbst wenn die Orgel damals linksseitig stand und kleiner disponiert war, dürfte eine Aufführung auf der Empore kaum möglich gewesen sein. So stellt sich also die Frage, wo diese umfangreichen Werke erklungen sind, zumal es sich fast ausschließlich um geistliche Kompositionen handelt. Es gilt also, noch einige Rätsel zu lösen und es bleibt spannend rund um die katholische Kirchenmusik in Schillingsfürst! sw


Viewing all articles
Browse latest Browse all 690

Trending Articles