Hoch zu Ross ein Blickfang bei der Oktoberfest-Parade
PREUNTSFELDEN – Als eine der wenigen Reitergruppen unter den rund 9000 Teilnehmern beim traditionellen Trachten- und Schützenumzug zum Münchner Oktoberfest waren die Kroaten zu Pferd mit ihren auffällig gezeichneten Tigerschecken und Kunststücken auf dem Sattel ein Hingucker – und fanden mediale Beachtung.

Stehend auf dem Pferd: Jonathan Butzer, Lena Baumann, Josef Baumann junior führten mit dem Kroaten-Hauptmann die Gruppe an. Foto: priv
Bilder vom Auftritt der Historiengruppe um Hauptmann Josef Baumann tauchten nicht nur in Münchens meistgelesener Boulevardzeitung (tz) auf, sondern auch in der Abonnenten-Zeitung Münchner Merkur und in einer österreichischen Zeitung. Die Kroaten waren auch im Fernsehen bei der Live-Übertragung in der ARD und im Bayerischen Fernsehen zu sehen. Berittene Polizisten, die Reiterstaffel des Polizeipräsidiums, führten den Wiesn-Unmzug an und bildeten den Abschluss der sechzig Gruppen, die in traditionellen Trachten und Gewändern die sieben Kilometer durch die Innenstadt zur Festwiese zurücklegten. Sie kamen aus Bayern, anderen Bundesländern und vereinzelt sogar aus dem europäischen Ausland. Schützen mit Gamsbart und Gewehr, Spielmannszüge, Fahnenschwinger, Moriskentänzer, Trommler, Blasmusikkapellen, Jäger, Heimatvereine und Trachtlergruppen liefen mit oder haben sich von Pferdegespannen durch die Straßen kutschieren lassen.
Mittendrin fuhren herrliche Prachtgespanne der Brauereien und Kutschen mit verschiedenen traditionellen Handwerksgruppen. An der Spitze ritt das „Münchner Kindl“ Viktoria Ostler in seiner schwarz-gelben Mönchskutte, gefolgt von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer in jeweils eigener Kutsche. Die Zuschauer säumten den Straßenrand entlang der Strecke, winkten den Teilnehmern zu oder machten Fotos von dem farbenprächtigen Tross, der sich gut zwei Stunden lang durch München bewegte.
Besonderes Geburtstagsgeschenk
Die gemischte Gruppe der Kroaten zu Pferd ritt gestaffelt, begleitet von Fußvolk und Knabstrupper-Pony „Sunshine“. Die Reiter saßen sicher im Sattel, zeigten aber auch Kunststücke wie den Schulterstand beziehungsweise die Kerze auf dem stehenden Pferd oder ritten stehend mit ausgebreitetem Arm. Die Zuschauer applaudierten beeindruckt. In der Menge stand auch Günter Haack mit seiner Frau Monika. Der frühere Vize-Hauptmann der historischen Kroatengruppe hatte den Oktoberfest-Besuch von der Gruppe zum 70. Geburtstag geschenkt bekommen.
Die Kroaten hatten ihre Fans. So tönte der lautstarke Ruf „der Ochsenwirt ist auch dabei“ aus den Reihen des Publikums. Angekommen auf der Wiesn kehrte die Gruppe im Festzelt ein und ließ sich in der Gemeinschaft das süffige Bier und die knusprigen Wiesnhendl schmecken.
Auf persönliche Einladung durfte man auch der Münchner Polizei-Reitschule einen Besuch abstatten und wurde freundlich empfangen. Die Verbindung zu dem Pferdezüchter und Kroaten-Hauptmann Josef Baumann aus Preuntsfelden war vor einigen Jahren entstanden, als Polizeireiter an Pfingsten im Heereszug mitritten. Neben ordnungs- und verkehrspolizeilichen Aufgaben spielen bei der Reiterstaffel auch Repräsentation und Öffentlichkeitsarbeit eine Rolle. Jetzt gab es ein Wiedersehen in München.
Ohne die gute Ausbildung von Pferd und Reiter wäre eine Teilnahme am Wiesn-Umzug nicht möglich. Es ist eine echte Herausforderung, den Pferden ihren angeborenen Fluchttrieb so weit abzutrainieren, dass sie auch Situationen mit jeder Menge Lärm, Musik, Menschenmassen und hektischen Bewegungen meistern, in denen andere Pferde schon längst Reißaus genommen hätten. Dazu gehört viel Geduld, Fingerspitzengefühl und natürlich auch das notwendige Wissen über Pferde, damit sie nichts so leicht aus der Ruhe bringt.
Plätze gut gemacht
Die Chef-Ausbilderin der Polizei-Reiterstaffel sprach der Gruppe ihren Respekt für den achtsamen Umgang mit den Pferden aus, die nervenstark, aber auch sensibel sind. Nicht viele Reiter trauen sich deshalb zu, im Trubel des Oktoberfest-Umzugs mitzureiten. Vor zwei Jahren waren die Kroaten nach erfolgreicher Bewerbung beim Festumzugs-Komitee schon einmal Blickfang bei der Oktoberfest-Parade. Seinerzeit repräsentierten sie eine Abordnung des Rothenburger Festspiels, in dem sie viele Jahre mitwirkten. Jetzt sind sie in eigener Sache unterwegs, nachdem es bedauerlicherweise zu einem beiderseits tiefen Zerwürfnis gekommen ist. Nun reiten sie nicht mehr als Rothenburger Historiengruppe, was sie schade finden, sondern mit Hinweis auf die Gemeinde Windelsbach im Landkreis Ansbach. Der Knabstrupperhof Baumann befindet sich im Ortsteil Preuntsfelden.
Die rund 25-köpfige Gruppe betrieb einen hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand, damit der Ortswechsel für die siebzehn beteiligten Pferde stressfrei blieb und sie nach viertägigem Aufenthalt wieder wohlbehalten in den heimischen Stall zurückkehrten. Bei der Pflege und Fütterung der Tiere packten auch die Frauen in der Gruppe tüchtig an.
Die eingeschworene Gemeinschaft war gut aufeinander abgestimmt und die Zusammenarbeit hat Spaß gemacht. Die Kroaten-Gruppe genoss die Aufmerksamkeit und Anerkennung, die ihr entgegengebracht wurde. Dies zeigte sich auch in der Reihenfolge bei der Aufstellung des Wiesn-Umzugs. Heuer war man dreißig Plätze nach vorne in die Mitte des Trosses gerückt und nahm damit eine herausgehobene Stellung ein. sis