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Was die Förderung bewirkt

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Lokale Aktionsgruppe „Region an der Romantischen Straße“ ist sehr rührig

LAUTERBACH – Die lokale Aktionsgruppe „Region an der Romantischen Straße“ macht weiter Nägel mit Köpfen bei den engagierten Bemühungen, Vorhandenes weiter zu entwickeln und neue Projekte auf den Weg zu bringen. Der größte Teil der Arbeit wird ehrenamtlich geleistet und ist aller Anerkennung wert.

Freundliche Begrüßung durch Bürgermeister Richard Strauß in der „Seekneipe“. Foto:sis

Freundliche Begrüßung durch Bürgermeister Richard Strauß in der „Seekneipe“. Foto:sis

In der jüngsten Sitzung in der „Seekneipe“ in Lauterbach stimmte die rund 40-köpfige Versammlung dafür, die Vision einer Mühlenroute in konkrete Handlungsschritte umzusetzen – als Beginn eines fränkischen und bayerischen Mühlenweges. Jutta Striffler als Vertreterin des Verkehrsvereins Rothenburg und Lothar Schmidt vom Förderverein Taubermühlenweg hatten um Unterstützung für die Konzeption einer umfangreichen Vernetzung von partnerschaftlicher Zusammenarbeit geworben. Mit Erfolg.

Entlang der Flüsse Tauber, Wörnitz und Altmühl gibt es eine hohe Mühlendichte. 145 Mühlen sind in der Region bekannt. Viele der alten Mühlen existieren noch. In einem Großteil von ihnen sind bis heute ihre Wasserräder vorhanden, aber nur wenige weisen noch technische Anlagen auf. Leider sind einige Mühlen in den 70er Jahren zerstört oder abgerissen worden. Es besteht die Befürchtung, dass, wenn nicht eine rasche Lösung und Idee zur Erhaltung dieser Mühlen erdacht und umgesetzt wird, weitere dieser Kulturstätten verloren gehen oder gravierende Änderungen in ihrer Substanz vorgenommen werden.

Die Mühlen gehörten in früheren Zeiten entweder der Stadt, der Geistlichkeit oder „ehrbaren Geschlechtern“. Aus dem Jahr 1481 existieren noch Mühlenordnungen für Rothenburger Mühlen. Bereits im 16. Jahrhundert fing man in ausgedehnter Weise an, die Wasserkraft für industrielle Zwecke nutzbar zu machen.

Der 2007 gegründete Förderverein Taubermühlenweg engagiert sich für die Mühlenkultur der Stadt Rothenburg, des Taubertales und seiner anliegenden Täler. Bei der Recherche, ob es bereits Mühlenwege in Deutschland gibt, wurde man im Norden des Landes fündig: in Mecklenburg-Vorpommern, in der Mark Brandenburg, in Friesland und Niedersachsen, aber auch in Westfalen. Im südlichen Teil des Landes gebe es nur wenig Anschauungsobjekte, wie es heißt. In Süddeutschland existiere lediglich eine Mühlenstraße in Oberschwaben, weswegen es den Initiatoren umso wichtiger erscheint, in der Region das Modellprojekt einer „Mühlenroute“ zu schaffen und mit den bereits vorhandenen Wanderwegen zu verbinden. In Zusammenarbeit mit Naturschutz, Tourismus, Handwerk, Gastronomie, Gewerbe und Wirtschaft soll das Projekt überregionale Bedeutung erlangen. Rund 87000 Euro sind an Gesamtkosten für das Vorhaben veranschlagt.

In das LEADER-Förderprogramm aufgenommen wurde auch das Projekt „Jüdischer Friedhof Schopfloch“. Es umfasst die Dokumentation des Verbandsfriedhofs, in dem seit dem 16. Jahrhundert Juden aus Schopfloch, Feuchtwangen und Dinkelsbühl beerdigt sind sowie Juden aus den umliegenden Landgemeinden in Franken und Hohenlohe. Die Geschichte soll erforscht, und vor allem die Inschriften auf den durch Alter und Verwitterung gefährdeten Grabsteinen entziffert werden.

Etliche Grabsteine sind bereits unwiederbringlich zerstört, die Inschriften nicht mehr lesbar, andere sind nur noch Fragmente. Insbesondere soll die wissenschaftliche Inventarisierung der Grabsteine in einer professionellen Datenbank erfolgen. Diese ehrgeizigen Ziele hat sich ein neu gegründeter Verein als Trägerorganisation unter dem Vorsitz des Schopflocher Bürgermeister Oswald Czech gesetzt, nachdem der Gemeinderat abgewunken hat.

Der Verein Alt-Rothenburg hat einen Tag vor der Sitzung sein Mikwe-Projekt für das Förderprogramm zurückgezogen. Ihm fehlen die nötigen Mttel für die kostenintensive Eigenbeteiligung. Ein Blitzeinschlag in den Röderturm hat Schäden und damit unvorhergesehene Kosten verursacht, die eventuell durch die Versicherung nicht gedeckt sind. Solange die Sachlage nicht eindeutig geklärt ist, will man vorerst keine neuen wirtschaftlichen Unwägbarkeiten eingehen.

Vinothek nimmt Form an

Christian Unbehauen von Burg Colmberg beeindruckte mit seiner Innovationsstrategie, muss sich aber gedulden bis Mittel zur Förderung bereitgestellt und neue Anträge bewilligt werden können. Der Hotelier und junge Familienvater ist in dritter Generation im Besitz der tausend Jahre alten Hohenzollernburg und will im Außenbereich einen Spielplatz auf insgesamt drei Ebenen anlegen. Die Kostenschätzung für seinen ehrgeizigen Plan liegt bei rund 110000 Euro. Rund 1,5 Millionen Euro investiert er momentan in den Anbau mit rollstuhlgerechtem Zimmertrakt. Ein Aufzug in der Burg kam aus denkmalpflegerischen Gründen nicht in Frage.

Der Vorsitzende der lokalen Aktionsguppe, Herbert Lindorfer und Geschäftsführerin Pia Grimmeißen-Haider, berichteten über die laufenden Tätigkeiten und ihre weiteren Bemühungen, Fördergelder zu generieren: „Wir bleiben am Ball“. In der aktuellen Förderperiode gibt es bundesweit 321 LEADER-Regionen. Jedes Bundesland entscheidet, wie viele Mittel den Regionen zur Verfügung stehen. Die regionale Entwicklungsstrategie gilt sieben Jahre und ist Grundlage für die Auswahl von Projekten.

kasten_leaderzahlenAuch Landwirtschaftsdirektor Ekkehard Eisenhut, er ist LEADER-Koordinator, nahm an der Sitzung teil. Er kam direkt aus Tauberzell, wo die Pläne für die neue Vinothek schon weit gediehen sind. Architekt Martin Schroth legte hierfür einen interessanten Entwurf vor. Die Gemeinde will in der Ortsmitte hochwertige Räumlichkeiten für den Verkauf regionaler Weine schaffen. Das 250000 Euro teure Projekt wird mit 100000 Euro aus dem LEADER-Förderprogramm unterstützt. Gefördert wurden auch der Barfußpfad in Windelsbach, der Wappenwanderweg in Diebach, die Dorfscheune in Gailroth, die Camping- und Wohnanlage Mohrenhof mit Badesee in Lauterbach und das Themenjahr „Pittoreskes Rothenburg“(siehe farbiger Kasten).

Bürgermeister Richard Strauß nutzte als Vertreter der gastgebenden Gemeinde die Möglichkeit, die Vorzüge seiner Kommune herauszustellen: Schule, Kindergarten, Baugebiet, zwei Banken, Ladengeschäft zur Nahversorgung, Vielfalt an Handwerksbetrieben, reges Vereinsleben. Schließlich erklärte er nicht ohne Stolz, dass die Gemeinde Geslau flächenmäßig größer ist als Rothenburg, was ihn selbst überrascht habe. Zur Sitzung spendierte das Gemeindeoberhaupt einen Imbiss und Getränke. sis


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