Projektgruppe für Sanierung des „Alten Wasserhauses“ sucht Mitstreiter
SCHILLINGSFÜRST – Wasser, das Elixier des Lebens, soll nun auch in der Schloss-Stadt einen prominenteren Platz in der touristischen Vermarktung erhalten. So steht neben der Sanierung des Wasserturms heuer das Herrichten des „Alten Wasserhauses“ auf dem Programm. Hierfür wurde eigens eine Projektgruppe ins Leben gerufen, die nach engagierten Mitstreitern sucht.

Helmut Schurz und Bürgermeister Trzybinski begutachten den Zustand des historischen Ziegelsteinbaus. Fotos: Scheuenstuhl
Schon kurz nachdem die Nachricht von dem Vorhaben in Schillingsfürst die Runde machte, haben sich bereits zehn Handwerker gemeldet und ihr fachliches Können angeboten. Es sei aber grundsätzlich jeder willkommen, der mitanpacken möchte, erklärt Helmut Schurz, der sich 37 Jahre lang beruflich um die Wasserversorgung der Schloss-Stadt gekümmert hat und nun dem Projekt mit Rat und Tat zur Seite steht.
Das Einbeziehen der Bürgerschaft bei diesem Vorhaben ist Bürgermeister Michael Trzybinski weit mehr als aus reinen Kostengründen ein großes Anliegen. Es geht letztlich auch darum, ein Stück der eigenen Geschichte in einen würdigen Zustand zu versetzen. Zwar soll die Pumptechnik nicht wieder funktionsfähig gemacht werden, aber der Ziegelsteinbau an der Staatsstraße in Richtung Neureuth verdient es, dass innen und außen zumindest die Optik stimmt.
Ortstermin des Stadtrats
Den ersten Schritt, um einen weiteren Verfall des Gebäudes zu stoppen, ging man mit der Erneuerung des beschädigten Daches. Bei einem anschließenden Ortstermin des Stadtrates erkannten die Volksvertreter, dass mehr gemacht werden müsse, so das Stadtoberhaupt. Nachdem die Pachtverhältnisse mit einem Bürger geklärt waren, konnte das Projekt seinen Lauf nehmen. Der Stadtrat beschloss einstimmig 3000 Euro für Materialkosten zur Verfügung zu stellen. Sobald das Wetter es zulässt kann sich vor Ort rege Betriebsamkeit der Projektgruppenmitglieder einstellen. So gilt es unter anderem Fenster und Türen instandzusetzen beziehungsweise auszuwechseln, die Fugen zwischen den Ziegelsteinen zu verschließen und per Notstromaggregat Licht ins Dunkel zu bringen, um später einmal Führungen dort möglich zu machen. Lediglich die Entfernung der Graffiti-Schmierereien an der Fassade wird an eine Fachfirma vergeben.

Das technische Innenleben des Wasserhauses wird optisch hergerichtet, aber nicht funktionstüchtig gemacht.
Zaun, Blumen, Infotafel
Und damit hören die Ideen für die Frischzellenkur noch lange nicht auf. Das Stadtoberhaupt kann sich auch vorstellen, das Areal im direkten Umgriff entsprechend herzurichten – etwa mit einer passenden Umzäunung inklusive Blumenschmuck, einer Sitzgruppe sowie einer Informationstafel, die über die Bedeutung des historischen Gebäudes informiert.
Das „Alte Wasserhaus“ entstand, genau wie der Wasserturm, im Jahr 1902. Es wurde aus zwei Brunnen im angrenzenden Wald gespeist, die heute noch Wasser führen. Mit dem Fürsten, dem Grundbesitzer, wurde damals vereinbart, dass pro Jahr 35000 Kubikmeter Wasser dort entnommen werden dürfen, erklärt Helmut Schurz. Zum Vergleich: Heutzutage nimmt Schillingsfürst der Fernwasserversorgung Franken (FWF) pro Jahr etwa 120000 Kubikmeter ab.
Da das Wasserhaus keinen Strom hatte, wurde das Wasser per Dieselaggregat in Richtung Stadt gepumpt. Durch die Berglage konnte die untere Stadt recht einfach damit versorgt werden. Für die sich immer weiter ausbreitende obere Ansiedlung war eine Druckerhöhung nötig – und zwar mittels des 16 Meter hohen Wasserturms. Das 1902 im wilhelminischen Leuchtturmstil errichtete aufragende Gebäude diente bis in die 70er Jahre der Wasserversorgung. Mittlerweile ist es stillgelegt und ist einige Monate im Jahr für Besichtigungen geöffnet. Im Inneren des Backsteinturms führt eine Wendeltreppe an Motiven des französischen Malers Michel Leroux vorbei bis ganz nach oben.
Da eine andere Nutzung nicht möglich ist, so Bürgermeister Michael Trzybinski, kann der Wasserturm nur als historisches Artefakt erhalten werden. Um aber auch ihn nicht dem Zahn der Zeit preiszugeben, ist eine Generalsanierung geplant. Die Kostenschätzung beläuft sich auf etwa 180000 Euro. Bei den kommenden Stadtratssitzungen stehen die nötigen Vergaben auf der Tagesordnung.
Vereine planen Wasserturmfest
Aber die Bevölkerung ist auch nicht untätig: So planen der VFB Schillingsfürst, der Bauernhaufen und die Freiwillige Feuerwehr am Samstag, 12. Mai, ein Wasserturmfest, dessen Einnahmen für die Sanierung des herausragenden Wahrzeichens der Schloss-Stadt verwendet werden sollen. Bis zum Heimatfest im Jahr 2020 soll der Wasserturm im neuen Glanz erstrahlen.
Anlässlich dieser feierlichen Veranstaltung möchte man das Thema Wasserstadt grundsätzlich neu beleben. Über diesen Termin hinaus soll es aber mitsamt der in Schillingsfürst vorhandenen Bauwerke ins „museale Konzept der Stadtführungen“ eingebunden werden. Mit dem Brunnenhaus samt Ochsentretanlage, das 1702 von Martin Löhner erbaut worden ist, lässt sich so über 300 Jahre Wassergeschichte in der Schloss-Stadt anschaulich darstellen.
Verstärkt Radtouristen erwartet man in Schillingsfürst durch den Beitritt zum „FernWasserRadweg“. Vom Brunnenhaus aus, wo für sie eine Trinkwasserentnahmestelle angelegt werden soll, werden die Radler durch den Wald auch am dann aufgehübschten Wasserhaus vorbeigeführt. Wer auch einen Beitrag zu dieser Sanierung leisten will, sich aber nicht handwerklich einbringen kann oder will, der kann auch Geld spenden. Alle Sponsoren werden auf einer Tafel vor Ort genannt, verspricht das Stadtoberhaupt. mes