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Sagenhafte Kunstfertigkeit

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Karlheinz Hornung fertigte mit Motorsäge Figuren für Nixen-Weg an

OESTHEIM – Er bezeichnet sich selbst als „spät berufener Hobbykünstler“. Nachdem Karlheinz Hornung bereits jahrelang seine Mitmenschen an der Spitze der Oestheimer Theaterriege erfreut hatte, hat er nun ein neues Gebiet für sich entdeckt, um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen: Für den Nixen-Wanderweg in der Gemeinde schnitzte er mit sei­-ner Motorsäge zwei beeindruckende Holzfiguren als neue Attraktionen entlang der Strecke.

Karlheinz Hornung mit seinem überragenden Kunstwerk des „feurigen Mändleins“. Fotos: Scheuenstuhl

Das Ergebnis seines Schaffens ist umso beeindruckender wenn man weiß, dass Karlheinz Hornung erst vor einem Jahr damit begann, sich überhaupt mit dem Thema Holzschnitzen zu beschäftigen. Normalerweise zieht sich bei derartigen Künstlern die Liebe zu diesem speziellen Naturprodukt wie ein roter Faden durch das Leben. Nicht so bei dem einstigen Landwirt.

Er mache das Schnitzen vor allem, um sich geistig fit zu halten, erklärt der 74-Jährige. Und ein wacher Geist ist bei dieser Arbeit auch unabdingbar. Denn man müsse sich vorher genau überlegen, wie die Details des späteren Werkes aussehen sollen, um die Motorsäge auch an der richtigen Stelle anzusetzen und sie entsprechend zu führen.
Die beiden Figuren für den Nixenweg fertigte er in nur zwei Tagen an. Die größere von beiden befindet sich an der „Alten Steige“ zwischen Walkersdorf und Oestheim. Sie geht auf die Sage der „feurigen Mändlein“ zurück und zeigt einen entsprechenden urigen Zeitgenossen, der allein durch seine schiere Größe mächtig Eindruck macht. Aber auch die Details ziehen bei genauerer Betrachtung in ihren Bann.
Das Mändlein ist eigentlich eine Douglasie, die als Windwurf im Rothenburger Stadtwald eher im Weg war. Über seinen Sohn Harald, der dort als Forstwirt arbeitet, kam Karlheinz Hornung an das gute Stück, um ihm ein zweites Leben als Kunstwerk zu schenken. Ein Teil musste zuguns-ten der Optik abgesägt werden. Doch danach machte der 74-Jährige keine weiteren Abstriche mehr an seinem hölzernen Grundstock.
Und deshalb ist der Hut ein separater Abschnitt einer Buche, der aufgesetzt und fest an den Douglasien-Stamm verschraubt wurde. Auf diese Weise wurde die stattliche Größe des Mändleins nicht unnötigerweise reduziert. Beachtlich ist  auch der Wurzelstock mit einem Durchmesser von sechs Metern.

Sagenumwobenes Fleckchen: Das „Bodenlose Loch“ ist die neue Heimat der Hornungschen Nixe.

Mit Leinöl verfeinert

Die Feinheiten des Mändlein-Gesichts zeichnete Karlheinz Hornung zunächst mit Kreide vor. Nachdem er die Konturen mit der Motorsäge hervorzauberte, kam noch der Winkelschleifer zum Einsatz. Für die Augen wurden Samen der Föhre verwendet. Zudem wurde der Bart abgeflammt und das Ganze mit Leinöl zur besseren Konservierung bearbeitet.
Die Nixe erforderte aufgrund ihrer spezifischen Attribute besonderes Geschick. Hierfür holte er sich Unterstützung bei Dietmar Reuther. Der Zahntechniker hat ein Händchen fürs Zeichnen und so war es an ihm,   einen ersten Entwurf der Dame mit der Fischflosse anzufertigen. In der Hornungschen Halle wurde die Zeichnung per Beamer an die Wand    geworfen und auf das Holz übertragen.
Eigentlich hätte das Stück Eichen-Zwiesel als Brennholz dienen sollen. Doch Karlheinz Hornung hat sofort gesehen, dass man daraus die Nixe machen könnte. Gesagt, getan. Das schwierigste daran sei der Schwung des Fischschwanzes gewesen, erinnert er sich. „Da habe ich schon ein bisschen tüfteln müssen.“

Um die Kurven des leichtbekleideten Wassergeistes auch richtig in Szene zu setzen, hat er sich extra für dieses Werk eine Curving-Säge gekauft. Die Schuppen sowie das Geschmeide um den Hals der Nixe wurden dann mit einem Lötkolben in das Holz gebrannt. Die Samen der Eiche dienen ihr als Auge.

Im Grunde ist Karlheinz Hornung ganz zufrieden mit seinen beiden Kunstwerken. Bei der Nixe hätte er sich jedoch gewünscht, dass das vorhandene Stück etwas breiter gewesen wäre, um die schuppige Schönheit noch ein klein wenig üppiger zu gestalten.
Hilfe beim Aufstellen
Mit Hilfe von Familie und Freunden stellte der Hobby-Künstler die Nixe – die Gute bringt immerhin mindestens 150 Kilogramm auf die Waage – passenderweise am „Bodenlosen Loch“ auf. Eigentlich hat sich Karlheinz Hornung das Fleckchen beim Weidenbüschlein ausgeguckt, doch der Aufwand, die Nixe dort zu platzieren wäre dann doch etwas zu groß geworden. Und so können sie die Wanderer bereits vom Weg aus erspähen und werden zur Rast in idyllischer Umgebung an    diesem sagenumwobenen Plätzchen  von ihr eingeladen. mes

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