Elisenstift bereitet sich frühzeitig auf steigende Anzahl an Demenzkranken vor
SCHILLINGSFÜRST – „Notstand in der Altenpflege“, „Seniorenheime vor dem Kollaps“: Diese Schlagzeilen zeichnen ein recht düsteres Bild von der Pflege-Situation in Deutschland. Zwar merkt man auch im Schillingsfürster Elisenstift, dass etwa die Zahl der Auszubildenden im eigenen Haus seit einiger Zeit zurückgeht. Doch von Zukunftsängsten ist man dennoch weit entfernt. „Uns geht es gut hier“, sagt Einrichtungleiterin Nathalie Weidle-Rosen.
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Erfreuen sich an dem lauschigen Garten des Elisenstifts (v.l.): Friedrich und Anneliese Wieth, Barbara Weber, Margaretha Dehm, Nathalie Weidle-Rosen und Elisabeth Bauer.
Dies liegt nicht zuletzt auch an der besonderen Trägerschaft der traditionsreichen Pflegeeinrichtung. Dank der dahinterstehenden Stiftung fließe alles, was erwirtschaftet werde, auch wieder „zum Wohle der Bewohner und der Mitarbeiter“ in die Einrichtung, erklärt Nathalie Weidle-Rosen, die seit 2017 die Heimleitung inne hat. Die gelernte Krankenschwester war bislang nicht nur in der Pflege tätig, sondern auch als Auditorin in der beruflichen Bildung für Qualitätsmanagement und bewirtschaftete zehn Jahre lang ihren eigenen Pferdehof.
2013 übernahm sie in Schillingsfürst die Pflegedienstleitung. Nach einer kurzfristigen beruflichen Zwischenstation kehrte sie 2017 als Heimleiterin in die Schloss-Stadt zurück. „Gott sei Dank haben wir sie wieder hierher gelotst“, freut sich Friedrich Wieth. Der ehemalige Bürgermeister von Schillingsfürst ist als Interims-Stiftungsratsvorsitzender eingesprungen, da die örtliche Pfarrstelle momentan vakant ist.
Er hat auch noch einen weiteren Grund für den guten Zustand und den makellosen Ruf der Einrichtung ausgemacht: die Mitarbeiter. Sie sind das „Herz des Hauses“, ist er überzeugt. Sie „leben und lieben ihren Job“, was man an dem engen Bezug zu den Bewohnern merke. Da das Betriebsklima insgesamt stimme, herrsche auch eine geringe Fluktuation bei den Mitarbeitern.
Man versuche optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, ergänzt Nathalie Weidle-Rosen, damit sie ihre Kreativität und Interessen in ihre Arbeit einbringen können. Aber auch, um ihnen entsprechende berufliche Weiterbildungen zu ermöglichen. Die Fachkraftquote von 68 Prozent erstreckt sich über 110 Mitarbeiter. Zuletzt befanden sich darunter auch vier Auszubildende. Für das nun anstehende Ausbildungsjahr sind im Elisenstift sogar noch Plätze frei.
Der Stiftungsrat unterstütze ausdrücklich, dass man „eine sehr hohe Personaldecke“ habe und eigentlich immer zwei Personalstellen über dem Soll ist, erklärt die 48-jährige Einrichtungsleiterin. 40 Stellen sind auf 70 Mitarbeiter in der Pflege und dem Beschäftigungsbereich verteilt.
Im Hause angesiedelt
Die restlichen 40 Mitarbeiter sind in den Bereichen Küche, Hauswirtschaft und Haustechnik tätig, die – und das ist sowohl Besonderheit, als auch Vorteil des Elisenstifts – im Hause selbst angesiedelt sind. Man profitiert dabei von kurzen Wegen, flachen Hierarchien und kann schnell Entscheidungen umsetzen.
Alle 96 vollstationären Pflegeplätze sind zur Zeit belegt, freut sich Nathalie Weidle-Rosen. Das Haupteinzugsgebiet für die Bewohner ist natürlich die Schloss-Stadt und die nähere Umgebung. Die einzelnen Flure des Gebäudes tragen Schillingsfürster Straßennahmen. Für die Bewohner erzeugt dies nicht nur schöne Erinnerungen an ihr jahrzehntelang gewohntes Umfeld, sondern dient auch als Orientierungshilfe. Wie beispielsweise auch die unterschiedlichen Farben der Gänge und die Fotos an den Türen der Zimmer, sagt Pflegedienstleiterin Barbara Weber.
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Das Elisenstift geht auf eine von Prinzessin Elise zu Hohenlohe-Schillingsfürst im Jahre 1857 eröffnete Rettungs- und Pründeanstalt zurück – Die Inschrift am Giebel lautet : „Gnade sei mit allen die da lieb haben unseren Herrn Jesum Christ unverrückt! Amen“. Fotos: Scheuenstuhl
Seit 2015 bietet das Elisenstift auch eine interne Tagespflege beziehungsweise Tagesbetreuung an. Diese ist für acht Bewohner vorgesehen, die einfach mehr Aufmerksamkeit benötigen, also einen erhöhten Betreuungsbedarf haben. Ab dem Frühstück bis nach dem Abendessen kümmert sich immer eine Betreuungskraft (Grundlage: sechswöchiger Kurs „Betreuungshilfe in der Altenpflege“) um sie. Den pflegerischen Part übernehmen dabei jedoch weiterhin die Mitarbeiter der jeweiligen Stationen.
Die Beschäftigung ist grundsätzlich ein „wichtiges Element“ in der Altenpflege, sagt die Einrichtungsleiterin. Zum einen, damit bei den Bewohnern keine Langeweile aufkomme und zum anderen, um für die Pflege eine gewisse Entlastung zu schaffen. So hat sich auch eine Männergruppe etabliert, die mal Vogelkästchen baut und mal beim Schafkopf-Spielen eine gute Zeit zusammen hat.
Herausforderung Demenz
Laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft wird die Zahl der an Demenz Erkrankten in Deutschland jährlich um 40000 steigen, sofern in naher Zukunft kein bahnbrechender Durchbruch bei der Prävention und der Therapie erfolgt. Für die Senioren- und Pflegeheime bedeutet dies eine besondere Herausforderung. „Wir sind hierfür relativ gut gerüstet“, erklärt Nathalie Weidle-Rosen.
Im Elisenstift hat man diese Entwicklung nämlich schon vor einiger Zeit erkannt und sich daran gemacht, den Mitarbeitern „möglichst viel Wissen“ zu diesem Krankheitsbild und dem pflegerischen Umgang damit, zukommen zu lassen. Außerdem wurde ein Qualitätszirkel „Demenz“ ins Leben gerufen, der sich unter anderem mit der Frage beschäftigt, ob bislang bewährte Handlungsweisen auch hierbei weiterhin angebracht sind oder ob Neues entwickelt werden müsse.
Sehr gut kennen lernen
Eine entsprechende Anpassung sind Biographiebögen speziell für Demenzkranke, so Barbara Weber. Die Abfrage von Vorlieben, Abneigungen, Interessen und dergleichen der Bewohner ist aber auch grundlegender Bestandteil der kürzlich umgestellten Dokumentation wenn jemand neu ins Elisenstift einzieht. Zwar bringe dies einen „erhöhten Aufwand“ mit sich, laut Nathalie Weidle-Rosen. Doch dadurch lerne man den Bewohner auch „sehr gut kennen“.
In den vergangenen Jahren intensivierte sich auch der Austausch mit dem Rothenburger Hospizverein. Hierbei geht es darum, offen mit dem Thema „Leben und Tod“ umzugehen und die Bewohner „bis zuletzt mit Würde zu begleiten“, erklärt die Elisenstift-Leiterin. Aber auch die Mitarbeiter sollen dadurch Hilfestellungen bekommen, mit diesem Aspekt ihrer Arbeit umgehen zu können, etwa indem sie Zeit für den Abschied von einem Bewohner oder entsprechende Fortbildungen erhalten.
Anbau an Elisenstift
Das nächste große Projekt für das Elisenstift wird der Anbau sein. Die Idee geht auf Pfarrer Carsten Fürstenberg zurück und ist – wenn man so will – ein Schulterschluss zwischen der Pflegeeinrichtung und der evanglischen Kirchengemeinde. Deren Gemeindehaus befindet sich seit Jahren in einem desolaten Zustand. Zudem gibt es jetzt schon zahlreiche Veranstaltungen im Elisenstift, bei denen die vorhandenen Räumlichkeiten aus allen Nähten platzen.
In dem Anbau mit geschätzten Gesamtkosten von 1,4 Millionen Euro soll ein 110 Quadratmeter großer Saal sowie ein öffentliches Café mit 76 Quadratmetern beinhaltet sein. Letzteres könnte dazu beitragen, dass die Einrichtung noch präsenter im gesellschaftlichen Leben der Schloss-Stadt wird. Geburtstagsfeiern aber auch Gottesdienste könnten in dem Mehrzweckgebäude durchgeführt werden. Zudem gibt es einen Raum für Posaunenchor- und Singkreis-Proben, erklärt Friedrich Wieth. Der Baubeginn ist für 2019 geplant. mes