Schillingsfürster Museum zeigt Werke von Doerflers Malerfreundin Marie Strieffler
SCHILLINGSFÜRST – Kunst verbindet – dieser Satz mag bei vielen Gelegenheiten in Ermangelung anderer Sinnsprüche einfach so darhergesagt sein. Im Falle der jüngsten Ausstellung im Doerfler-Museum bewahrheitet er sich jedoch uneingeschränkt. Denn mit der Werkeschau der pfälzischen Künstlerin Marie Strieffler, einer Studienkollegin des Schillingsfürster Heimatmalers, entstand auch eine besondere Vernetzung zwischen zwei Museen und zwei Städten.

So heimatverbunden Marie Strieffler war, so neugierig war sie auch im Ausland – hier Spanien – neue Impulse für ihr Schaffen zu finden. Foto: Scheuenstuhl
Es ist kaum zu übersehen, dass Marie Strieffler und Ludwig Doerfler eine gewisse Zeit lang im intensiven künstlerischen Austausch miteinander standen. So könnte man etwa das ausgestellte Ölgemälde, das ein Pferdefuhrwerk zeigt, im ersten Moment durchaus auch dem hiesigen Heimatmaler zuschreiben. Es stammt jedoch von der 1917 in Landau geborenen Marie Strieffler.
In ihrem Vater Heinrich Strieffler, der sich sowohl als Künstler als auch als Erfinder mit einigen Patenten einen Namen gemacht hatte, fand Marie einen großen Förderer. Zur damaligen Zeit sei die künstlerische Ausbildung von jungen Damen keine Selbstverständlichkeit gewesen, erklärt die Leiterin des Doerfler-Museums, Hai Yan Waldmann-Wang.
Marie Strieffler nahm zwar die Einflüsse ihres Vaters und Ludwig Doerf-lers auf. Sie schaffte es aber, sich als Künstlerin zu emanzipieren und einen ganz eigenen Ausdruck zu finden, so Hai Yan Waldmann-Wang. In der kräftigen Strichführung zeigt sich beispielsweise ihr künstlerisches Selbstbewusstsein.
Ebenso bemerkenswert ist ihre filigrane Ausführung der Radierungen. Als Fachfrau fasziniert die Museumsleiterin dabei vor allem Marie Striefflers Talent, mit Licht und Schatten die Szenerie förmlich zum Leben zu erwecken. Auch wenn die Verantwortlichen versucht haben, mit der Hinzunahme von Aquarellen und Portraitzeichnungen einen Überblick über die künstlerische Bandbreite der Pfälzerin zu geben, kann die Ausstellung nur ein Abriss des immensen Gesamtwerks sein.
Fokus auf Künstlerreisen
Es gelingt aber dennoch zu zeigen, dass Marie Strieffler sowohl eine „akademisch geschulte als auch experimentell arbeitende Künstlerin“ war, wie Kunsthistorikerin Annette Calleja vom Saarlandmuseum Saarbrücken erklärt. Den Fokus der Werkeschau legte man auf Marie Striefflers verschiedene Künstlerreisen. Sie war eine „echte pfälzische Wandergestalt, die in der großen Welt zu Hause war, aber immer wieder in die kleine Welt ihrer geliebten Heimat zurückkehrte“, so Annette Calleja weiter.
Von 1936 bis 1944 studierte Marie Strieffler an der Akademie der Bildenden Künste in München. Aus dieser Zeit sind aufgrund eines Bombenangriffs auf die Akademie im Juli 1944 nur wenige Werke erhalten, wie etwa zwei lebensgroße Kohlezeichnungen, die im Aktzeichenkurs entstanden und nun in Schillingsfürst zu sehen sind.
Nachhaltig bewegt
Von 1940 bis 1943 reiste Marie Strieffler mehrmals ins besetzte Polen. Dabei erlebte sie hautnah die Umsiedlungsaktionen sowie die Schicksale der Flüchtlinge genau mit. Von diesen Eindrücken nachhaltig bewegt, schuf sie eine Reihe von Federzeichnungen, den Radierzyklus aus Polen, der zu den besten ihres Gesamtwerkes zählt und geschichtlich-dokumentarischen Wert hat.
Nach dem Tod ihres Vaters begibt sie sich regelmäßig mit Ludwig Doerfler auf Studienfahrten in den Süden, etwa nach Italien, Frankreich und Spanien. Befreit vom Schatten ihres Vaters, kann sie nun in Bildwahl und Farbgebung zu ihrem eigenen Stil finden. So tauchen plötzlich bei den Hafenbildern von Honfleur und Dünkirchen „schillernde Farben“ und „eine Leichtigkeit und Transparenz“ auf, die ganz untypisch für ihre bisherigen Werke sind.
Prägend waren für Marie Strieffler auch ihre Aufenthalte in Kanada und in den Vereinigten Staaten um das Jahr 1960, wo sie das Leben der Indianer und Pfälzer Mennoniten bildlich verewigte. „Mit Bleistift, Tuschefeder oder dem Aquarellpinsel fängt Marie Strieffler das Charakteristische der weiten Landschaften ein. Sie sind Ausdruck einer Künstlerin, die dem Betrachter Freude vermitteln will – Freude an der Natur und der Landschaft“, sagt Annette Calleja.
Dank der Initiative von Dieter Buhl vom Verein des Landauer Striefflerhauses kam es zum ersten Kontakt mit Hai Yan Waldmann-Wang. Das Projekt wurde von den Bürgermeistern beider Orte von Anfang an unterstützt. Der Landauer Unternehmer und gebürtige Schillingsfürster Horst Ehrmann wurde als Sponsor tätig. Die Ausstellung ist noch bis Montag, 3. Oktober, zu sehen. mes