Insingen muss Kindertagesstätte erneut erweitern
INSINGEN – Ein geflügeltes Wort lautet: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Da aber auch Kommunen in der Regel keine Kristallkugeln zur Verfügung haben, kommt es durchaus vor, dass sie trotz vorausschauender Entscheidungen innerhalb kürzester Zeit von der Realität eingeholt werden. Diese Erfahrung muss im Moment auch Insingen machen: Denn die Kindertagesstätte „Sonnenschein“ platzt aus allen Nähten.
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Die erste Option für eine Erweiterung der Kindertagesstätte wäre an der Stirnseite des grauen Gebäudeteils Richtung Zaun. Fotos: Scheuenstuhl
Dabei wurde die Einrichtung in Trägerschaft der evangelischen Kirche erst 2014 für rund 850000 Euro renoviert und im Zuge dessen auch erweitert. Man hatte dabei vorsorglich sogar mehr Betreuungsplätze eingeplant, als es die Zahlen eigentlich erfordert hätten. Folglich habe man gedacht, dass in naher Zukunft hier nichts mehr gemacht werden müsse, erklärt Bürgermeister Peter Köhnlechner. Doch: falsch gedacht.
Die insgesamt 63 Plätze der Kindertagesstätte sind zur Zeit alle voll belegt – und werden dies auch im kommenden Jahr sein. Als sich nun immer mehr Eltern nach freien Krippenplätzen bei Leiterin Karin Pfänder erkundigten und sich auch aufgrund von Zuzügen in den anderen Gruppen abzeichnete, dass die Nachfrage bei Weitem das Angebot übersteigt, wandte sie sich an das Gemeindeoberhaupt.
Und damit wurde das Thema wieder auf das kommunale Tapet gebracht. Der Gemeinderat hat mittlerweile den Bedarf von 12 zusätzlichen Kinderkrippenplätzen (inklusive eines Inklusionsplatzes) beschlossen. In der jüngsten Sitzung stellte zudem Architekt Hermann Dürr einen ersten Planentwurf vor. Knackpunkt dabei ist die Positionierung des nötigen Erweiterungsbaus.
Denn seit 2014 erfreuen sich die Kleinen nicht nur an einem schmucken Gebäude, sondern auch an einem ansprechend angelegten Außenbereich, der alles an Spielmöglichkeiten bereithält, was sich ein Kinderherz so wünscht. Um trotz baulicher Erweiterung eine möglichst große zusammenhängende Spielfläche zu haben, sieht eine denkbare Variante einen direkten Anbau an das bestehende Gebäude im Westen vor.
Mittig an die Südseite
In diesem Fall könnten aber nur der unbedingt nötige Schlafraum sowie die Toiletten realisiert werden. Für die gewünschte zusätzliche Garderobe und den Besprechungsraum ist dort kein Platz mehr. In der zweiten Variante könnte alles untergebracht werden. Sie sieht
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Trotz Provisoriums fehlt es den Vorschülern an Nichts in ihrem Ausweichquartier.
nämlich vor, dass die Erweiterungen sozusagen mittig an die südliche Seite des Gebäudes gesetzt wird. Somit hätte man einen Eingang, von dem aus alle Gruppen separat erreicht werden können.
In der ersten Variante müssten nämlich später die Kinder, die in der jetzt geplanten Erweiterung untergebracht werden, durch den anderen Gruppenraum gehen, um zu ihrem zu gelangen. Nachteil der zweiten Variante ist jedoch, dass dadurch die Spielfläche durch den Bau unterteilt wird und der Spielhügel mitsamt der Gruppe an Birken weichen müsste. Grundsätzlich sollte die Erweiterung so ausfallen, dass ein Treppenhaus eingebaut werden könnte, um theoretisch einen späteren Ausbau nach oben zu ermöglichen, unterstreicht das Gemeindeoberhaupt.
Neubaugebiet ausweisen
Denn die gesamtgesellschaftliche Entwicklung, dass die Kinder bereits ab einem Alter von einem Jahr fremdbetreut werden, wird sich so schnell wohl nicht ändern. Zudem ist die Gemeinde gerade dabei ein Neubaugebiet mit 14 Bauparzellen auszuweisen, wodurch ebenso in den kommenden Jahren mit Nachwuchs zu rechnen ist. Mit einem drastischen Rückgang der Anzahl an Kindern, die zu betreuen sind, ist also so schnell nicht zu rechnen.
Um das Für und Wider der möglichen Standort-Optionen fundiert beurteilen zu können, hat der Gemeinderat für Samstag, 22. September, um 9 Uhr eine enstprechende Sitzung anberaumt. Natürlich machen sich die Volksvertreter dabei auch vor Ort ein genaues Bild von den verschiedenen Varianten. Je nachdem für welche sich der Gemeinderat entscheidet, muss mit entsprechenden Kosten gerechnet werden. Peter Köhnlechner geht aber davon aus, dass man unter der Millionen-Euro-Marke bleiben wird.
In Sachen Zuschuss heißt es auch noch ein wenig abzuwarten. Denn erst im Oktober liegt das dafür maßgebliche Raumprogramm in einer neuen Fassung vor. Im Moment könnte man nur mit einer Förderung für 60 Quadratmeter rechnen. Durch die neue Richtlinie könnte eine größere Fläche gefördert werden. Die Erweiterung mit allen nötigen und optionalen Räumen beträgt etwa 151 Quadratmeter, der bestehende Bau hat 220 Quadratmeter.
Doch auch diese reichen schon jetzt nicht mehr aus. Seit Beginn des neuen Kindergartenjahres am Montag sind die 13 Vorschüler in den Räumlichkeiten des Gemeindezentrums untergebracht. Für die neuen „Bewohner“ wurde alles enstprechend hergerichtet: die Treppengeländer wurden kindersicher gemacht, die Räume mit Möbeln und Spielzeug bestückt und außen wurde eine Feuertreppe angebracht, die innen über ein neues Podest aus Holz – gefertigt von einer örtlichen Schreinerei – zugänglich ist. Dieses Provisorium hat eine Betriebserlaubnis für zwei Jahre.
In dem eigentlichen Gebäude der Kindertagesstätte ist dementsprechend zur Zeit noch die Krippe mit 12, die Kleinkindgruppe mit 18 und die Mondgruppe mit 20 Plätzen untergebracht. Insgesamt sind zehn Erzieherinnen dort tätig. Im nächsten Jahr werden es 15 Vorschüler sein. Soviele Plätze sind auch genehmigt. Wenn auch nur einer der jetzigen Vorschüler zurückgestellt wird, hat die Kindertagesstätte ein großes Problem. mes