Freiwillige zeigen Einsatz für neues Dorfgemeinschaftshaus samt Sportheim
ERZBERG – Wer will fleißige Handwerker sehen? Der muss zu den Erzbergern gehen. Denn das neue Dorfgemeinschaftshaus mit integriertem Sportheim wird nicht nur von Fachfirmen aus der Region aus dem Boden gestampft. Abends und am Wochenende werkeln dort ehrenamtlich auch zahlreiche Mitglieder der Dorfgemeinschaft und des Sportvereins. Ein Musterbeispiel für gelebtes Wir-Gefühl auf dem Land.
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Von außen sieht das Dorfgemeinschaftshaus samt Sportheim recht weit gediehen aus – Innen wird noch fleißig gewerkelt. Fotos: Scheuenstuhl
Dass dabei Ehrenamtlichkeit in keinster Weise mit Unverbindlichkeit gleichzusetzen ist, zeigt der Masterplan von Ewald Hermann, Vorsitzender des FC Erzberg-Wörnitz. Generalstabsmäßig hat er auf einer riesigen Tafel aufgelistet, welche Arbeit zu welchem Zeitpunkt von den ehrenamtlichen Bauhelfern durchzuführen ist. Sogar einen zeitlichen Puffer hat er eingebaut. Auf einer anderen Liste hat der Vorsitzende minutiös festgehalten, wer wann an welcher Tätigkeit beteiligt war.
Diese dient jedoch nicht dazu, die Einsatzbereitschaft für den Sportverein und die Dorfgemeinschaft zu kontrollieren. Vielmehr ist es für die Abrechnung der erhofften Zuschüsse notwendig, da Bauhelfer einen anderen Stundenlohn als Fachkräfte haben. Bislang konnten 68 verschiedene Leute für den ehrenamtlichen Handwerker-Einsatz gewonnen werden, die schon insgesamt 1621 Stunden ihrer Freizeit darin investiert haben. Dazu kommen noch 85 Stunden, die allein für die Baubesprechung in diversen Vorstandssitzungen aufgewendet wurden.
Über eine WhatsApp-Gruppe kann Ewald Hermann an die 100 Leute erreichen, um ihnen den nächsten Termin für das gemeinschaftliche Werkeln bekannt zu geben. Grundsätzlich macht er eine „große Bereitschaft“ bei den Erzbergern und Wörnitzern aus, sich in das Projekt aktiv miteinzubringen. So seien auch beispielsweise nicht nur aktuelle, sondern auch frühere Trainer im Einsatz, die eigentlich schon seit Jahren nicht mehr für den FCE tätig sind, sich aber noch mit ihm auf besondere Weise verbunden fühlen.
Bereits beim Abtragen des Humus auf dem Areal waren die Freiwilligen mit Bagger und Schlepper im Einsatz. Die Bodenplatte war dann wieder den Fachleuten vorbehalten, doch für die Ehrenamtlichen gab es noch genügend Gewerke, wo sie – gemäß der Förderrichtlinien – selbst Hand anlegen durften. So mauerte man sämtliche Innenwände selbst und verlegte nach dem Schlitzeklopfen auch die komplette Elektrik in Eigenregie – dank eines Elektromeisters in den Reihen der Ehrenamtlichen.
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Hand in Hand geht das Errichten der Trockenbauwände vonstatten.
Laien und Profis
Auch bei anderen Arbeiten besteht das Freiwilligen-Team aus handwerklich äußerst versierten Laien und jenen, die damit sonst ihren Lebensunterhalt verdienen. Jeder der Freiwilligen, der auf der Baustelle irgendwie tätig wird, bekommt eine entsprechende Sicherheitsunterweisung. Mit zehn Personen – darunter auch einigen Frauen – habe man sich an einem Mittwoch getroffen, um die Bretter und Balken für den Dachstuhl zu streichen, erinnert sich Ewald Hermann schmunzelnd. Ein „riesiger Aufwand“, so der Vorsitzende.
Auch das Decken des Daches bedeutete durch den Winkelbau eine kleine Herausforderung für die Freiwilligen. Das Einsetzen der Fenster und Türen fiel ebenso in ihren Aufgabenbereich wie das Stellen der Trockenbauwände und die Dämmung. Es wird „praktisch ein Niedrigenergiehaus mit 18 Lüftungen“, erklärt Ewald Hermann.
Dank der vielen fleißigen Helfer – die jeden Samstag eine verdiente Stärkung von der Landmetzgerei Strauß bekommen – ist im Masterplan des Vorsitzenden noch kein Verzug registriert. Bis Juni müssen sämtliche Rechnungen für die Förderung bei den entsprechenden Stellen eingereicht werden.
Das Dorfgemeinschaftshaus mit integriertem Sportheim ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Gemeinde und dem FC Erzberg-Wörnitz. Die geschätzten Gesamtkosten von etwa einer Million Euro verteilen sich zu 60 Prozent auf die Kommune und zu 40 Prozent auf den Sportverein auf. Der Gemeindeteil wird über das Amt für ländliche Entwicklung bezuschusst. Die Mittel in Höhe von 276000 Euro stammen dabei aus dem sogenannten ELER-Programm, also dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums.
Dem Sportverein steht für die in dem Neubau untergebrachten Funktionsräume ein Zuschuss vom Landessportverband Bayern in Aussicht. Zudem können sie sich über eine Finanzspritze für den zweiten Bauabschnitt, nämlich den Bau eines neuen A-Rasenspielplatzes freuen. Auch die Gemeinde und der Landkreis greifen ihm finanziell unter die Arme.
Dennoch wird der FCE wohl nicht umhin kommen – trotz der umfassenden Eigenleistungen – ein Darlehen in Höhe von etwa 100000 Euro aufzunehmen, schätzt dessen Vorsitzender. Natürlich hofft man, auch diesen Betrag noch deutlich nach unten drücken zu können. Hierfür setzt man auf die engagierten Fans und Unterstützer des FCE.
Vier Möglichkeiten
Denn vier Möglichkeiten gibt es, den einen oder anderen Euro dem Projekt zukommen zu lassen: Da wäre die klassische Variante der Bandenwerbung. Da auch die Sportanlage im Zuge der Maßnahme umgestaltet wird, gibt es ausreichend Platz, vornehmlich für Unternehmen, rund um das Grün Präsenz zu zeigen.
In gewisser Weise kann man – natürlich nur symbolisch – Anteilseigner an dem Neubau werden. Denn eine weitere, kreative Aktion ist der Verkauf von „Bausteinen“. Der Wert eines „Bausteins“ beginnt für private Spender bei 25 Euro, für Firmen bei 50 Euro und ist nach oben gestaffelt. Selbstverständlich können auch mehrere Bausteine erworben werden.
Der FCE hat darüber hinaus noch ein ganz exklusives Angebot in petto, sozusagen um vom Fan zum VIP zu werden: So besteht die Möglichkeit, Mitglied im „Club 63“ zu werden. Der Name ist eine Referenz an das Gründungsjahr 1963. Für einen Mitgliedsbeitrag von 100 Euro pro Jahr kann man den Verein in Zeiten „infrastrukturellen Umbruchs“ unterstützen, so der dazugehörige Flyer.
Gleichzeitig geht eine ganze Reihe von Vorteilen damit einher: Neben freiem Eintritt bei Heimspielen, erfährt die Unterstützung im Sportheim und auf der Vereinshomepage die entsprechende Würdigung. Zudem erhält man einen exklusiven Mitgliedsausweis und Vergünstigungen bei Veranstaltungen des FCE. Wer lieber etwas Handfestes im Gegenzug für seine finanzielle Unterstützung möchte, der kann am morgigen Freitag auf der Wörnitzer Kirchweih seinen Beitrag leisten. Der FCE ist da für den Festbetrieb zuständig. Bereits ab 11.30 Uhr wird zum Mittagstisch eingeladen, anschließend zu Kaffee und Kuchen und ab 17 Uhr zur Brotzeit.
„Es ist viel Idealismus im Verein“, freut sich Ewald Hermann über das ehrenamtliche Engagement, das von Anfang an an den Tag gelegt wurde. Auch mit den beteiligten Handwerksbetrieben aus der Region arbeite man perfekt zusammen. Ohne den Beitrag der vielen Freiwilligen zu schmälern gibt es zwei Personen, denen der Vorsitzende besonders danken möchte: Das ist zum einen Raimund Herud, der kostenlos den Eingabeplan erstellt hat und zum anderen Elmar Büttner, der mit der ersten Planung für den Umbau des alten Lagerhauses das Projekt überhaupt erst ins Rollen gebracht hat. mes