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Verein „Dorfschule“ vor Gründung

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Mit einem christlich orientierten Konzept wollen Eltern und Lehrer die Schule im Ort erhalten

GESLAU – Landflucht und Kindermangel – Was sich nach dunklen Zukunftsprognosen anhört, ist für die Grundschule Geslau-Windelsbach schon jetzt bittere Realität. Seit einigen Jahren ringt die gemütliche Dorfschule um ihr Bestehen. Eltern und Lehrer wollen jetzt aus der Not eine Tugend machen und in Geslau die erste evangelische Dorfschule Bayerns gründen.

Lokaler Bezug, kleine Klassen und familiäre Atmosphäre, das ist, was die gemütliche Dorfschule in der 1400-Seelen-Gemeinde Geslau auszeichnet und von Eltern, Lehrern und Kindern geschätzt wird. Die überschaubare Größe ist aber auch, was in den vergangenen Jahren immer wieder zu Problemen geführt hat. Vor vier Jahren stand die Grundschule Geslau-Windelsbach schon einmal kurz vor dem Aus. Die Mindestklassenstärke konnte nicht erreicht werden. Während der Engpass damals noch durch Kinder der Nachbargemeinde Buch am Wald überwunden werden konnte, sind sich engagierte Lehrer und Eltern sicher – es muss eine dauerhafte Lösung für die Grundschule Geslau-Windelsbach gefunden werden. Gemeinsam gründen Sie den Verein „Evangelische Dorfschule e.V.“

Zwölf Lehrkräfte unterrichten an der kleinen Dorfschule. Darunter auch Birgit Kaltschmidt. Die Religionspädagogin ist neben ihrer Lehrtätigkeit in der Grundschule Geslau-Windelsbach und der Valentin-Ickelsamer-Mittelschule Rothenburg zusätzlich erste Vorsitzende des Vereins „Evangelische Dorfschule e.V.“. Sie gründete, gemeinsam mit interessierten Eltern und Christoph Schieder, dem damaligen Pfarrer der Gemeinde Geslau, den privaten Verein zum Erhalt der Grundschule. Insgesamt 76 Mitglieder engagieren sich nun ehrenamtlich für den Verein. Damit soll in Geslau die erste evangelische Dorfschule Bayerns ins Leben gerufen werden.

Gehören zu den Motoren: hinten von links Anke Moll, Birgit Kaltschmidt, Eva Kaltschmidt und Robert Nikolaus, vorne von links Steffi Gerlinger und Birgit Mack. Foto: privat

Gehören zu den Motoren: hinten von links Anke Moll, Birgit Kaltschmidt, Eva Kaltschmidt und Robert Nikolaus, vorne von links Steffi Gerlinger und Birgit Mack. Foto: privat

„Die Initiative diesen Verein zu gründen, kam von Eltern, die sich eine noch bessere Schule wünschten,“ erklärt Brigit Kaltschmidt, „mit noch mehr Möglichkeiten der christlichen Werterziehung.“ Es gehe bei dem Projekt zwar auch um den Erhalt der Grundschule am Standort Geslau, allerdings in erster Linie, um die Verbesserung der Lernbedingungen für die Kinder. Schule solle wieder Spaß machen können.

Die pädagogische Konzeption sei bereits fast abgeschlossen und momentan befasse man sich mit dem Bereich Finanzen und Mittagsbetreuung, erklärt die Diplom-Religionspädagogin. Einmal im Monat findet eine Vorstandssitzung statt, bei der aktuelle Fragen, Probleme, Wünsche und die nächsten Schritte besprochen werden.

„Evangelische Dorfschule e.V“ ist ein gemeinnütziger Verein, der sich aus Spenden und Mitgliederbeiträgen finanziert. „Da wir alle ehrenamtlich arbeiten, stellt der Zeitaufwand, den die Planung in Anspruch nimmt, das größte Problem dar“, berichtet Brigit Kaltschmidt. Über den endgültigen Start der Dorfschule Geslau-Windelsbach könne man noch keine verbindlichen Aussagen machen. „Unser größtes Ziel ist es, die Schule für die Kinder noch ein Stück besser zu machen“, sagt die Vorsitzende des Vereins, „Mit mehr Projekten und mehr außerschulischen Lernorten können wir außerdem die Verbindung zur Region verbessern.“ Die christliche Orientierung soll dabei das Leitbild und den Rahmen des Projekts „Evangelische Dorfschule e.V.“ festlegen. „Wir wollen mehr christliche Strukturen im Schulalltag schaffen“, sagt die Religionspädagogin.

Um den Verein noch bekannter zu machen finden regelmäßige Aktionen und Veranstaltungen statt, wie auf den Kirchweihen in Geslau und Windelsbach. Hier konnten sich Interessierte dieses Jahr an den Informationsständen des Vereins ein erstes Bild der Initiative machen. Auch für Kinder wurde hier durch gemeinsames Basteln und Sägen viel geboten. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns“, weiß Birgit Kaltschmidt. Das hält die Lehrkraft der Grundschule Ges-lau-Windelsbach und alle anderen Ehrenamtlichen aber nicht davon ab sich für die Zukunft ihrer Gemeinde und der nächsten Generationen einzusetzen. all

 


Bürgermeister ziehen Bilanz

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Licht und Schatten gab es 2015 – Neue Gemeindeprojekte stehen in Startlöchern

ROTHENBURG LAND – Das neue Jahr hat begonnen und so langsam hält die Betriebsamkeit nach den Feiertagen wieder Einzug in den Gemeindekanzleien des Altlandkreises. Mit offenen, aber auch dankenden Worten ziehen die Bürgermeister ihre Bilanz des vergangenen Jahres und stimmen die Bevölkerung auf ein gutes Miteinander bei den anstehenden Aufgaben ein.

Auf der Frankenhöhe war 2015 ein „sehr bewegtes und sehr arbeitsreiches Jahr“, fasst Michael Trzybinski zusammen. Das Schillingsfürster Stadtoberhaupt kann auf einige Projekte zurückblicken, die die Stadt und ihre Ortsteile „ein weiteres Stück vorangebracht“ haben. Dazu zähle unter anderem der Verkauf des alten Gebäudes an der Steinernen Steige, die Renovierung des Lehrerwohnhauses, die Anschaffung eines neuen Feuerwehrfahrzeuges, die Ausweisung von jeweils einem Bau- und Gewerbegebiet sowie „nachhaltige Verbesserungen im Fischhausbad“.

Man dürfe sich aber nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen, so der Bürgermeister. Einer der Bereiche, um die sich verstärkt gekümmert werden müsse, ist der „weiterhin schleichende Rückgang der Bevölkerung“. Gerade auch weil man mit der Mittelschule und der Realschule im Bildungsbereich eigentlich gut aufgestellt sei. Weitere Sorgenkinder der Schloss-Stadt sind eine „sehr dürftige Dienstleistungsquote“ sowie ein „bisher ungenügendes touristisches Konzept“.

Dieses Jahr erwartet den Stadtrat neben seiner Routineaufgaben wie dem Haushaltsbeschluss auch Themen wie etwa die Innenstadtbelebung durch gezielte Städtebauförderung, eine Bedarfsplanung für ein neues Feuerwehrgebäude mit BRK-Station und die Bedarfsplanung für Krippenplätze. Wo die Ratsmitglieder einige dieser Entscheidungen treffen sollen, steht noch nicht fest. Aufgrund der Generalsanierung des Rathauses muss der Bürgermeister samt Vorzimmer übergangsweise in den Unterrichtsraum der Feuerwehr ziehen. Für die Stadtratssitzungen wird noch eine geeignete Lokalität gesucht.

Bei der Kläranlage besteht – wie hier in Geslau – 2016 in einigen Gemeinden Handlungsbedarf.  Foto: mes

Bei der Kläranlage besteht – wie hier in Geslau – 2016 in einigen Gemeinden Handlungsbedarf. Foto: mes

In Geslau konnte man sich im vergangenen Jahr vor allem über ein neues Feuerwehrauto freuen. Bürgermeister Richard Strauß zeigte sich sehr erfreut, dass diejenigen Menschen, die anderen in Not helfen, damit „auch eine gute technische Ausstattung“ für ihren ehrenvollen Dienst bekommen. Auch hinsichtlich der gemeindlichen Straßen gibt es Positives zu berichten. Die Verbindungsstraßen von Kreuth nach Lauterbach sowie von Kreuth nach Hürbel wurden mit einer Oberflächenbehandlung saniert. Ebenso wurden einige Feldwege verbessert.

Im neuen Jahr werden die Dorferneuerungsmaßnahmen in den Ortsteilen Reinswinden und Oberndorf weitergeführt. Ein großes Projekt wird auch die Breitbandversorgung sein, deren Vergabe bereits im ersten Quartal ansteht. Auch der Anschluss der Kläranlage Lauterbach an die Kläranlage Geslau ist für das Frühjahr vorgesehen. Weitere Projekte sind der Ausbau der Schulstraße, die Sanierung des Rathauses sowie im Herbst die 800-Jahr-Feier.

Auch in Insingen steht heuer die Anbindung an die Datenautobahn auf dem Programm. In dieser Verbesserung der gemeindlichen Infrastruktur sieht Bürgermeister Peter Köhnlechner einen „bedeutenden Standortfaktor“, der die Kommune einen „gewaltigen Schritt weiter“ nach vorne bringt. Man gehe deshalb „hoffnungsvoll und mit Zuversicht“ ins neue Jahr.

Bereits die vergangenen zwölf Monate seien für die Infrastruktur der Gemeinde ein Erfolg gewesen. Man investierte unter anderem in Straßen und Wege, in die Wasserversorgung sowie in die Entwässerung. Trotz dieser Ausgaben konnten Schulden abgebaut werden. Erstmals betrugen die Einnahmen aus der Gewerbesteuer über eine Million Euro.

Auch die Gemeinde Buch am Wald kann einige Punkte auf ihrer Liste abhaken. Neben den Gehwegen in Hagenau und Schönbronn konnten auch die Kanalarbeiten mit gleichzeitiger Straßenerneuerung in Schönbronn fertiggestellt werden. Zudem schreiten die Arbeiten am Dorfgemeinschaftshaus in Hagenau weiter voran. Die Außenanlage samt kleinen Spielplatz wird dieses Jahr in Angriff genommen. Dem Landratsamt konnte die Planung zur Kindergartenerweiterung vorgelegt werden. Bereits vom Landeskirchenamt genehmigt wurde die gemeinsam mit der Kirchengemeinde aufgestellte Betriebsträgervereinbarung zum Kindergarten. Und endlich wird man sich in Sachen Kläranlage heuer der Planung einer eigenen Gesamtanlage widmen können.

Emil Kötzel, Bürgermeister von Gallmersgarten, blickt auf ein Jahr mit „Höhen und Tiefen“ zurück. So kam es etwa im März zu einem Familiendrama. Sorgen bereiten auch einige Leerstände in der Gemeinde sowie von einer Firma verbreitete „üble Gerüche und unangenehmen Staub“. Und der Förderbescheid für den Breitbandausbau lässt noch auf sich warten. Auf der Positiv-Seite stehen hingegen ein neues Feuerwehr-Gerätehaus, neue Fenster und renovierter Eingangsbereich im Mörlbacher Gemeindesaal, einige auf Vordermann gebrachte Straßen und Wege und nicht zu vergessen der Fund einer 5000 Jahre alten Statue im Gewerbegebiet. An dem gemeindlichen Ferienprogramm haben rekordverdächtige 246 Personen teilgenommen.

Emil Kötzel ist stolz darauf, dass man in seiner Gemeinde auf die „Leistungsfähigkeit, den Ideenreichtum und den Zusammenhalt“ aller zählen kann. Den Bürgermeistern ist klar, dass für ein gutes Lebensgefühl in und für die Entwicklung der Gemeinde vor allem das Engagement und das Miteinander der Bürger erforderlich sind. Deshalb vergessen auch sie als Gemeindeoberhäupter nicht, den zahlreichen Beteiligten im Ehrenamt und im kommunalen Dienst für ihren jeweiligen Beitrag zu danken: Angefangen bei den stellvertretenden Bürgermeistern, den Vorzimmerdamen, den Gemeinderäten und den Gemeindearbeitern, den Mitarbeitern in den Verwaltungsgemeinschaften, den zahlreichen freiwilligen Floriansjüngern, Feldgeschworenen sowie den Verantwortlichen und Mitgliedern der Vereine und Helferkreise, die das kulturelle, soziale, sportliche und gesellschaftliche Leben in den Gemeinden mitgestalten. mes

Manege frei für Stupfl-Zirkus

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Die Frankemer Faschingsnarren starten bravourös in ihre 44. Saison

SCHILLINGSFÜRST – Es war die längste Faschingspremiere aller Zeiten in Schillingsfürst. Fünf Stunden lang sorgten die Frankemer Stupfl für Faschingsunterhaltung in ihrer Jubiläums-Zirkus-Manege. Vor 44 Jahren begann die Geschichte des „Hineinstupfelns“: Den Turnerstammtischbrüdern Walter Hail und Dr. Wolfgang Putscher kam die Idee, den jährlich stattfindenden Turnerfasching aufzupolieren, um mehr Besucher anzulocken.

Und sie hatten einen genialen Einfall: Sie nahmen Figuren aus der Schillingsfürster Heimatgeschichte, wie den Schausteller, den Bettler, das Känzenweib, den Stupfler und den Holzgehner. Diese fünf Protagonisten traten fortan unter dem Namen „Frankemer Stupfl“ auf und kommentierten das Geschehen in Schillingsfürst und im Umland auf ihre Weise – die Stupfl-Sitzungen waren geboren.

Die Stupfler nehmen sich jedemann an: mit Spott, Witz und Gesang.   Fotos: Benedikt Schwandt

Die Stupfler nehmen sich jedemann an: mit Spott, Witz und Gesang. Fotos: Benedikt Schwandt

Peter Bromberger ist seit 44 Jahren Regisseur der Stupfler und hat das Bühnengeschehen von der ersten Aufführung an begleitet. Mit von der Partie ist Markus Löschel, er schreibt den Großteil der Texte, kümmert sich um die Kostüme und ist verantwortlich für die Sitzungen. Und die Schillingsfürster haben auf der Bühne ein Kuriosum zu bieten: Acht Männer sitzen im Fünferrat mit seinem ersten Vorsitzenden Werner Rauch.

Äußerst gefragt ist der Schillingsfürster Christoph Maul, der zwischen zwei Auftritten auf die Bühne der Zietz-Halle geeilt war, um die große Politik auf die Schippe zu nehmen. Griechenland, Fifa-Skandal, manipulierte Abgaswerte von VW oder das Betreuungsgeld sind Bestandteil seines Repertoirs, und er hofft, dass bei den Flüchtlingen bald ein paar Ingenieure dabei sind, schließlich sei der Hauptstadtflughafen immer noch nicht fertig. Nachdenklich war er und mahnte mehr Solidarität innerhalb der Europäischen Union an, nicht nur bei der Staubsaugerverordnung.

Auch Heiteres hatte er im Programm. So warf er die Frage nach den stolzen Besitzerinnen eines Thermomix-Geräts für 1099 Euro in den Raum, dieses sei eine „Tupperschüssel mit Motor“. Hausfrauen hätten sich schon um ein solches Gerät geschlagen, als es bei Discountern zum Schnäppchenpreis von 199 Euro angeboten wurde. Auch die „persönliche Einladung“ durch den Schillingsfürster Bürgermeister Michael Trzybinski zum fürstlichen Weihnachtsmarkt nahm er auf die Schippe. Tosender Applaus für den Akteur, der noch einen draufsetzte und pointiert das Essverhalten der Vegetarier und Veganer hinterfragte.

Tierärtzin Gina und Pflegerin Rexi.

Tierärtzin Gina und Pflegerin Rexi.

Von Schwabach kommend eilte der „Hausl“ nach Kleinrinderfeld und die Bühne betraten die Frankemer Stupfler. Sie widmeten ihre Betrachtungen zunächst der Heimatstadt Schillingsfürst, beklagten das Schließen zweier Getränkemärkte, bedauerten, dass es nur noch einen Friseur gebe, dass immer mehr Handwerksbetriebe aufgeben würden und es dem jetzigen „Scharler“ nicht gelungen sei, Gewerbeansiedlungen zustande zu bringen. Er könne sich doch den einstigen Fürsten zum Vorbild nehmen, der 1751 aufrief, sich in Schillingsfürst anzusiedeln und auch kostenlosen Baugrund zur Verfügung stellte, zur Errichtung eines zweistöckigen Hauses.

Und natürlich bekam die Lieblingsnachbarstadt der Frankemer auch ihr Fett weg: Die Rothenburger Dauerbaustelle in der Erlbacher Straße war dabei ein großes Thema. Eine Fahrt aus der Bleiche in die Stadt sei so zur Halbtagesreise geworden. Außerdem würden Rothenburger Investoren viel heiße Luft erzeugen, so bei der Baustelle am Hotel „Rappen“. Auch die besondere Kommunikationsfreude wurde erwähnt: Gefühlte 1000 Leserbriefe habe es zum Thema „Ludwig-Siebert-Straße“ gegeben. Sprach- und stimmgewaltig nahmen die Stupfler die „Tauberesel“ auf die Schippe, aber auch ihren eigenen Bürgermeister „Tschippi“, der gerne mal Entscheidungen durchwinkt, möglichst ohne lange zu diskutieren.

Der Abend war gelungen, schon die ganz kleinen Stupflschrabbe brillierten mit ihrem Tanz zu Melodien von Udo Jürgens. Maja Löschel als jüngste Büttenrednerin und Nathalie Siller präsentierten sich in Bestform bei einem Casting zum „Grinskischtla“ oder doch des „Grischdkindla“? Sie kommentierten das Geschehen in ihrer Heimat. So bestellten sie Döner per Plakat und erzählten eine „Liegestütz-Geschichte“ von Dieter Gottschling.

Die Junggarde überzeugte durch ihre schwungvolle Tanzeinlage und die Stupfl-Moudli boten einen Augenschmaus in ihren neuen, blau-goldenen Kostümen. Rexi und Gina, die beiden Ulknudeln Regina Rothenberger und Regina Meder, plauderten als Tierärztin und Tierpflegerin auch übers Essen. So macht die eine „zwei Diäten auf einmal, denn von einer wird man ja nicht satt“ und sie hat ihre ganz eigene Philosophie der Ernährungsumstellung. Bei „Neußer! Meder! Lecker!“ dreht sich alles darum, aus Nichts etwas zu machen. Eine besondere Rothenburger Delikatesse krönt das Menü aus Salz, Zucker und Wein. Doch wie halbiert man diesen Schneeballen? Mit der Säge oder dem Hammer?

Afri und Sven kamen beim Köcheln munter ins Plaudern: über die Fahrt im „Klobus“ von Chamberet nach Schillingsfürst oder die aufgeblasenen Luftballons, die fürs nächste Jahr in Kartons verstaut werden. Martin Rohn trat als singender Postbote in die Manege, nachdem ihn der Zirkuslöwe angefallen hatte. Er jongliert nicht nur mit Postwertsäcken, sondern ist ein Meister der Wortakrobatik. Nicht fehlen durften die Stupfl-Mäschli, die sich als tanzende Flöhe über die Bühne bewegten, passend zum Flohwalzer.

Verwundert rieb sich so mancher Schillingsfürster bei der Morgenlektüre der Zeitung die Augen. War doch überraschend im Fürstenhaus eine Enkeltochter aufgetaucht. So mancher Artikel bringt den Kreislauf des Frankemers am Morgen richtig in Schwung. Die Ausgaben für die Heimattage wurden angeprangert, ebenso wie die Gewinner des Fassadenwettbewerbs, denn zwei Bürgermeister und ein Stadtrat haben die ersten Preise abgesahnt. Souverän begleitet von Waldemar am Keyboard verabschiedeten sich die Stupfler mit „Der Frankemer Fasching wird auch im nächsten Jahr bestehn – lasst uns gehn“.

Das Männerballett, spärlich gewandet in Gladiatorenkostüme, zeigte einen bravourösen Auftritt. Die Gladiatorenschlacht der tanzenden Kämpfer gipfelte in einer Schlusspyramide: dynamisch, kraftvoll, rhythmisch und wagemutig. Rancher und Mäx, alias Ralf Albig und Markus Löschel, betreten die Bühne, errichten eine Leiter. Durch Telepathie gelangt ein besonderes Wäschestück einer Zuschauerin in die Latzhosentasche von Rancher. Trickreich nähern sie sich dem einen oder anderen Fläschchen Bier. Hypnotisiert wird Mäx schließlich zur schwebenden Jungfrau. Ein bisschen tollpatschig geben sie sich, doch das ist gewollt, denn der Auftritt ist ausgefeilt bis ins Detail. Das Publikum johlt.

Die Gardemädchen machen sich auf zum letzten Tanz weit nach Mitternacht, das Publikum immer noch sing- und schunkelfreudig. So auch beim Wörnitzwellenlied. Schillingsfürst ist immer auf der Höhe und – dem Bürgermeister sei Dank – in aller Munde. Schließlich hat er den Satz kreiert „Schillingsfürst – Entsprung der Wörnitzquelle”. sw

Mit schönen Effekten

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Adelshofen verwirklicht Dorfgemeinschaftshaus Großharbach

GROSSHARBACH – Selbst Kosten von insgesamt immerhin einer Viertelmillion Euro sind dafür nicht zu viel angesichts der Bedeutung des Vorhabens für den Adelshofener Ortsteil. In Großharbach entsteht ein Dorfgemeinschaftshaus samt Gehsteiganbindung. Dabei darf die Gemeinde Adelshofen mit hohen staatlichen Zuwendungen rechnen. Eigens für das Projekt wird das Dorferneuerungsverfahren Großharbach 3 durchgezogen. Im Zuge dessen stehen Zuschüsse von rund 95000 Euro für die Instandsetzung und Umnutzung des zuletzt als Wohnhaus genutzten Gebäudes in Aussicht.

Für Bürgermeister Johannes Schneider ist es ein besonderes Anliegen, dieses Projekt nun ganz oben auf der Agenda platziert zu haben. Schließlich klafft im zuletzt mit 209 amtlich geführten Einwohnern größten Adelshofener Ortsteil seit vielen Jahren bei Räumlichkeiten für Kindergottesdienst und Bibelabende, Landfrauen und Vereine eine Angebotslücke. Die stellte sich noch drastischer dar, als vor vier Jahren die Ortsgruppe der Evangelischen Landjugend gegründet wurde und eine weitere Vereinigung ohne ein Zuhause dastand.

Spielen sich beim Kickerduell schon mal warm: Bürgermeister Johannes Schneider und ELJ-Vorsitzende Livia Nörr. Fotos: Weber

Spielen sich beim Kickerduell schon mal warm: Bürgermeister Johannes Schneider und ELJ-Vorsitzende Livia Nörr. Fotos: Weber

Bei mehreren Kirchweih-Umzügen wurde der Bürgermeister damit aufgezwickt, dass es ja wohl wieder einmal nichts geworden ist mit seinem Versprechen, hier möglichst schnell Abhilfe zu schaffen. „Das wollte ich mir jetzt nicht noch einmal geben,“ meint Schneider schmunzelnd. Er zeigt sich glücklich über die gefundene Lösung, die eben ein wenig Geduld und Warten auf den passenden Zeitpunkt erfordert habe, wie er mit Hinweis auf die besonderen Umstände einräumt.

Überlegungen, das örtliche Feuerwehrhaus nach entsprechenden Innenausbauten zu Gemeinschaftszwecken zu nutzen, erwiesen sich schnell als nicht tragbar, so dass nach geeigneten Alternativen Ausschau gehalten werden musste. 2011 konnte die Gemeinde ihr Vorhaben einen ganz entscheidenden Schritt voranbringen. Sie kaufte das am Ortsende Richtung Langensteinach gelegene Häuschen, das laut vorhandener Unterlagen aus Pionierzeiten nach dem Krieg eigentlich zweistöckig gebaut werden sollte, aber dann nur einstöckig realisiert wurde.

Dort hatte Otto Meider, der bald nach Creglingen wegzog, in den 50er Jahren seinen Sitz als Sattler genommen. Das Ehepaar Krauß aus Berlin suchte sich das Anwesen als Wohn- und Alterssitz aus und kaufte es, wie der Bürgermeister zu berichten weiß. Der Mann sei einst als Flugingenieur bei der Lufthansa tätig gewesen und habe noch zur Besatzung der alten JU gehört, die Frau habe einst beim Bodenpersonal der Fluggesellschaft ihren Dienst versehen. Als er in den 80er Jahren starb, sei sie allein im Häuschen geblieben, bis sie sich vor gut fünf Jahren entschloss, das Gebäude zu verkaufen und wieder nach Berlin zurückzukehren.

Riesenkapazitäten bietet das Anwesen, das in all den Jahren baulich unverändert geblieben ist, zwar nicht gerade, aber mit ein paar Veränderungen lässt es sich gut auf die kommende Funktion auslegen. Ein gut ausgetüfteltes Konzept bietet für die künftige Nutzung beste Voraussetzungen und lässt alle Möglichkeiten offen für mehrere Gruppen, die sich hier gleichzeitig oder versetzt treffen können ohne sich gegenseitig groß ins Gehege zu kommen.

„Wir machen gerade den Bauantrag fertig“ verrät Planer Andreas Ko­nopatzki aus Rothenburg. Die Unterlagen werden, wenn sie den Nachbarn zur Unterschrift vorgelegt sind und der Gemeinderat zugestimmt hat, zur Genehmigung ans Landratsamt Ansbach gehen. Dabei kann er im wesentlichen auf den vorhandenen Raumzuschnitt zurückgreifen, der abgesehen von einer kleinen Veränderung im Zugangsbereich noch aus dem Urzustand des Gebäudes herrührt.

Der schöne grüne Umgriff mit Terrasse und großem Grillplatz ist ein Pluspunkt des Anwesens.

Der schöne grüne Umgriff mit Terrasse und großem Grillplatz ist ein Pluspunkt des Anwesens.

Im Erdgeschoss befindet sich ein größeres Zimmer (rund 25 Quadratmeter), ein etwas kleineres (knapp 20 Quadratmeter), ein deutlich kleineres (etwa 16 Quadratmeter) die Küche (rund 10 Quadratmeter) und die Toilette. Im bisher noch nicht ausgebauten Dach verspricht der über die gesamte Länge und Breite des Gebäudes reichende Bereich beste Voraussetzungen für das künftige Flaggschiff im künftigen Raumangebot mit bis zu 85 Quadratmeter Fläche. Dort könnten bei weiter unverblendeter Balkenkonstruktion dank der steilen Dachneigung eventuell sogar noch Emporen zu beiden Seiten untergebracht werden.

Die Holztreppe führt hinauf in dieses künftige Präsentierstück. Sie ist wurmstichig und muss ersetzt werden durch eine neue Konstruktion. Im Dachgeschoss bleibt ohne große Probleme ein Plätzchen für eine eigene Toilette. Das Haus ist zwar nur zu rund einem Dreiviertel unterkellert und es dürften sich hier kaum Aufenthaltsmöglichkeiten auftun. Aber fürs Abstellen und Lagern findet sich hier allemal Gelegenheit.

Die Ortsgruppe der Evangelischen Landjugend mit ihren 35 Mitgliedern darf das Gebäude schon seit längerem als provisorisches Zuhause nutzen. Sie hat einiges in Bewegung gesetzt, um es sich dort wohnlich zu machen. Livia Nörr (19), gemeinsam mit ihrem männlichen Vorsitzenden-Kollegen Vertreterin an der Spitze der ELJ Großharbach, kann auf so manches Fest und auf so manche Feier ihrer Gruppe in der noch relativ jungen Phase als Mieter der Gemeinde verweisen. Nicht zuletzt die Terrasse mit ihrem neu angebrachten Holzgeländer bietet schöne Möglichkeiten.

Eine Treppe führt von hier hinunter in den Gebäudeumgriff mit seinem Grün, seinen alten Bäumen und seiner schöner Hecke. Der Garten zählt zweifellos zu den Pluspunkten auf dem insgesamt 1000 Quadratmeter großen Grundstück. Ein großer Grillplatz lädt zum Verweilen am offenen Feuer ein, nicht nur in lauer Sommernacht. Bislang hat der Nachwuchs – unterstützt von vielen Seiten in der gut funktionierenden Großharbacher Gemeinschaft – schon übers Feiern hinaus einiges bewegt im Gebäude: Wände wurden herausgebrochen, verputzt und farblich gestaltet, Fußböden abgeschliffen und Heizungsrohre verlegt. Auf welche dieser Vorarbeiten wohl zurückgegriffen werden kann beim kommenden Sanierungs- und Nutzungsprojekt? Fest steht, dass es im künftigen Dorfgemeinschaftshaus noch einiges zu tun geben wird für den freiwilligen Helfertrupp. Mit 25000 Euro Eigenleistung ist bei der Finanzierung des Projekts ein stolzer Betrag eingerechnet, der als ehrgeizig gelten darf.

Der Planer und der Bürgermeister wissen, dass die Latte hoch liegt. Doch beide sind zuversichtlich, dass sie sich überspringen lässt. „Die Jugend ist wahnsinnig aktiv,“ lobt Andreas Konopatzki. Johannes Schneider, der selbst mit seiner Familie in diesem vor dem Kernort Adelshofen (zuletzt 198 registrierte Bewohner) einwohnerstärksten Teil seiner Gemeinde lebt, setzt auf die Großharbacher Stärke.

Er findet es großartig, dass mit dem Amt für Ländliche Entwicklung ein Partner gefunden werden konnte, der sich hinter das Projekt gestellt und für großzügige Bezuschussung gesorgt hat. Amtsleiter Gerhard Jörg sowie seinen leitenden Mitarbeitern Richard Kempe, Detlev Etteldorf und Hubert Rebhan gehört hier seine besondere Anerkennung.

Nicht zuletzt verbindet sich mit dem Vorhaben auch die Chance, an dieser Stelle von Großharbach für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen. 150 Meter Gehsteig hinunter in den Ort sollen Abhilfe schaffen. Zuletzt hat es vor dem Haus einen schweren Unfall gegeben, bei dem Livia Nörr gravierende Beinverletzungen erlitt. Auch zwei Anlieger könnten profitieren von der eigens für das Dorfgemeinschaftshaus samt Umgriff angeordneten Einfachen Dorferneuerung Großharbach 3. Falls sie an ihren Anwesen Renovierungen durchziehen möchten, wären für sie schöne staatliche Zuschüsse reserviert, die sonst nicht möglich wären. „Ein feiner Nebeneffekt,“ meint der Bürgermeister. Er freut sich schon auf die nächs­ten Schritte bei diesem Projekt am nördlichen Ende des Adelshofener Ortsteils. -ww-

Kinder spielen Theater

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In Oestheim: Junge Herzen schlagen für alte Tradition

OESHTEIM – Theaterspielen macht Kindern nicht nur Spaß, sondern ermöglicht ihnen auch, auf ein Ziel hin zu proben und neue Erfahrungen mit sich selbst zu sammeln. Die Theatergruppe Oestheim kümmert sich beispielhaft um die nächste Generation. Wie erfolgreich Nachwuchsförderung ausgestaltet sein kann, zeigte die gelungene Premiere dieser jungen Debütanten vor ausverkauftem Haus.

Die sechsjährige Emma Reuter ist die Jüngste in der Gruppe. Im Bund mit Niklas Leidig, Katharina Rohn und Hannes Ringler gaben die jungen Darsteller einer inszenierten Fernseh­übertragung die nötige Würze. Als Bierbrauer, Bäckerin, Koch und Getränkehändlerin mit eigener Brennerei und Mosterei spielten sie sich mit ihrem ersten öffentlichen Auftritt in die Herzen der Zuschauer.

Professionell: Fernsehreporterin Jule Wildermann befragt  den Nachwuchs im Handwerk.

Professionell: Fernsehreporterin Jule Wildermann befragt den Nachwuchs im Handwerk.

Herzerfrischend stellten sie mit einem kreativen Marketingkonzept das Potenzial regionaler Produkte vor und zeigten Strategien zur erfolgreichen Vermarktung. In der besonderen Sketch-Sendung schlüpfte als weitere Hauptfigur Jana Ott in die Rolle der Fernsehansagerin und führte gemeinsam mit Jule Wildermann, die als Fernsehreporterin von den Ereignissen berichtete, durch das experimentelle Jugendprogramm.

Die zweite Gruppe brachte das Stück „Die Ehrlichkeitsprobe“ auf die Bühne. Wahrnehmung, Vertrauen und Beobachtung spielten darin eine Rolle. Vor echter Naturkulisse stellen die beiden Lausbuben Nico Hornung und Florian Breitinger ihre Mitmenschen gezielt auf die Probe, um jedem eine ehrliche Chance zu geben. Die Bengel nahmen das Dienstmädchen Vroni Hochmut (Lilly Cesinger), den alten Säufer (Josch Reuter), die Witwe Maria Glückstein (Anna Cesinger) und einen Schuster (Leon Markert) unter die Lupe. Lockmittel war ein dicker Geldbeutel, den sie auf einer Sitzbank auslegen. Die Lausbuben beobachteten das Treiben aus ihrem Versteck heraus und hatten ihr Vergnügen daran, die Finder zu erschrecken. Die beiden Freunde waren schlau genug, das Portemonaie nicht mit großen Scheinen und Euro-Münzen zu füllen, sondern mit Sand. Schließlich geschah Unerwartetes. Der Hochstapler Wolfgang Fuchs (Jan Land) riss sich das Fundstück unter den Nagel und Ortspolizist Simmerl Greif (Max Rohn) musste eingreifen, damit der Betrüger entlarvt wird.

 Die zwei Lausbuben Nico Hornung und Florian Breitinger haben einen Streich für Erwachsene ausgeheckt. Fotos: Schäfer

Die zwei Lausbuben Nico Hornung und Florian Breitinger haben einen Streich für Erwachsene ausgeheckt. Fotos: Schäfer

Der besondere Humor der beiden Stücke befähigte die Kinder, durch Mimik, Gestik und Sprache unterschiedliche Empfindungen zu gestalten und anderen mitzuteilen. Indem die Mädchen und Buben in neue Rollen schlüpfen und erfahren, dass ihre Arbeit „darstellende Kunst“ ist, wird auch das Selbstbewusstsein gestärkt. Sie lernen, sich auf Situationen einzulassen und mutig zu sein oder auch zu werden. Ausdauer und Disziplin gehören natürlich auch dazu. Die Zuschauer sparten nicht an Beifall für die tolle Leistung des neuen Kindertheaters. Für Kurzweil beim Bühnenumbau zwischen den Akten sorgte die Einladung zu einer geselligen Runde am Verköstigungswagen mit kleinen Speisen und Getränken.

Die Erwachsenen-Theatergruppe hält heuer der „geldgeilen Verwandtschaft“ den Spiegel vor. Ein Abschiedsbrief und ein Doppelgänger stiften Verwirrung. Siebenmal sind die Erbschleicher am Werk: am 20., 21., 26. und 28. Februar sowie am 4., 5. und 6. März, jeweils um 19 Uhr. In schöner Regelmäßigkeit verwandelt sich die Maschinenhalle der Familie Hornung in der närrischen Zeit in einen generationsübergreifenden Theaterbetrieb, der mit großer Sorgfalt und viel Engagement geführt wird. Fast jeder im Dorf hat schon einmal Theater gespielt oder sich als Bühnenbauer, Kostümschneider, Requisitenbastler betätigt. Mit dem neuen Kindertheater zieht sich die kleine Bühne rechtzeitig eigenen Nachwuchs heran, um sich auf die Zukunft auszurichten. sis

Mit vinologischer Grätsche

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„Wild und Wein“ diesmal mit einem Tropfen aus dem US-Staat Washington

TAUBERZELL – Nicht nur auf den Tropfen aus eigenen Lagen lenkt Tauberzell in diesem Jahr die Aufmerksamkeit der Weintrinker. Mit dem „Shiraz“ aus dem US-Staat Washington ergänzte bei „Wild und Wein“ erstmals ein weitgereister „Import“ die heimische Palette. Eine Verkostung am 18. März wird den Blick der Weinfreunde weiter öffnen, auch nach Israel und in den Libanon.

Um jetzt keinen falschen Eindruck zu erwecken: Natürlich lag der Akzent bei der traditionellen Begegnung von den Gaumen umschmeichelndem Wein mit schmackhaften Verlockungen aus bester Küche im rustikalen Ambiente der vollbesetzten „Falken“-Scheune auch diesmal bei den Erzeugnissen aus heimischen Hängen, Wäldern und Gewässern. Aber die Premiere mit dem Tropfen aus der Weinbauregion über dem großen Teich war denkwürdig und sorgte durchaus für ein kleines Ausrufezeichen. Mit Hermann Schneider, Altbürgermeister und Ehrenvorsitzender des örtlichen Heimat- und Weinbauvereins, öffnete dem Wein und seiner Herkunftsregion ein ausgewiesener USA-Kenner die Tür, der als Pionier des Tauberzeller Weinbaus der Gegenwart für diese vinologische Grätsche unangefochten erscheint.

Volles Haus in der Scheune zeigt, wie beliebt die kulinarische Reihe in Tauberzell nach wie vor ist. Fotos: Weber

Volles Haus in der Scheune zeigt, wie beliebt die kulinarische Reihe in Tauberzell nach wie vor ist. Fotos: Weber

Im Handumdrehen räumte er bei seiner Präsentation mit ein paar Vorurteilen auf. Der Staat Washington liegt, anders als man das wegen seines an die Hauptstadt im Osten erinnernden Namens vermuten sollte, im äußersten Nordwesten des großen Landes, im Norden an Kanada grenzend, im Westen an den Pazifik und im Süden an Oregon. In herrlicher Landschaft mit Erhebungen über 4000 Meter („und den zwei schönsten Bergen, die ich kenne“) gibt es dort Passagen, die an Garmisch erinnern. An Flüssen wie dem Columbia liegen auch ausgedehnte Weinhänge: „Man meint, man ist am Rhein.“ Dort wird auf großen Flächen jener Shiraz angebaut, eine Kreuzung aus zwei alten französischen Rebsorten. Wegen ihrer Ertragsschwäche wird die Traube, deren Weine im Fruchtton nach schwarzer Kirsche, Himbeere und Brombeere erinnern, bei uns nicht angebaut. Aber die Winzer über dem großen Teich schätzen sie. Sie zaubern aus ihr einen ausgezeichneten Tropfen mit einem Alkoholgehalt von fast 14 Prozent und einer Säure von 6 bis 7 Prozent (was ihn mit den Jahren in der Flasche immer besser werden lässt).

Die Genießer durften an diesem Abend einen genießen, der (solch exakte Zuordnung sucht man auf unseren Flaschen vergeblich) am 3. Oktober 2009 gelesen worden war. Die Geschmacksknospen hatten sich bis dahin längst warmgetanzt und konnten sich daran freuen. Aufs Feinschmecker-Parkett waren sie mit einem Scheurebe-Sekt der Sektmanufaktur Hasenstein aus Gickelhausen geschickt worden. Wie bei den fünf anderen Tropfen heimischer Winzer, gab es dazu sozusagen als Polonaise ­ein kurzes Porträt in Worten.

Albert Hasenstein beschrieb den Sekt mit seinen 14 Prozent Alkoholgehalt als körperreich und nachhaltig, ein Jahr auf Hefe gelegen, mit Aromen von Honigmelone, Mango und Zitrone, reifer Orange, Anis und schwarzer Johannisbeere. Fürstlich mundete dazu die Terrine vom Reh mit Apfel-Sellerie-Salat. Ein feines Gespann zeigte sich bei dem von Stephan Krämer präsentierten, an einen frischen Riesling erinnernden Johanniter aus eigenem ökologischen Weinbau in Auernhofen und dem Waldpilzsüppchen mit wildem Strudel.

Die Jagdhornbläser geben Signal und lassen damit aufhorchen im rustikalen Ambiente.

Die Jagdhornbläser geben Signal und lassen damit aufhorchen im rustikalen Ambiente.

Als Hobbywinzerin bezeichnete sich Sonja Ott aus Großharbach. Bei ihrem schön vergorenen, fruchtigen und etwas geheimnisvollen Bacchus, der zur Habelseer Lachsforelle mit Roter Beete und Meerrettichschaum kredenzt wurde, stellt sich das als pure Untertreibung heraus. Zum vorzüglich zubereiteten Wildschweinbraten mit Böhmischen Klößen und Preiselbeer-Birne auf Blaukraut aus der Küche des „Falken“ mit Lars Zwick an der Spitze, entfaltete der Silvaner Best of 2014 des Winzerhofs Stahl aus Auernhofen seine Qualitäten. Albrecht Stahl hatte nicht zu viel versprochen: Hier setzten ein breites Spektrum an Beerenaromen und ausgewogene Säure bei gleichzeitig fränkisch trockenem Ausbau angenehme Akzente.

Seinem „Ausflug über den großen Teich“ ließ Hermann Schneider bei seiner Präsentation als Schlusspunkt unter einen kulinarischen Abend der Regionalität mit importierten i-Pünktchen einen heimischen Tropfen folgen, der mit seiner Süße auch vor dem herrlichen Dessert (Marillenknödel mit Bauernhof-Eis in Bestform) nicht in die Knie ging: eine 2014er Bacchus-Spätlese der Winzergemeinschaft Franken.

Zufrieden durfte Weinprinzessin Lena I. an dem Abend feststellen: „An keinem anderen Fleck weit und breit geht heimisches Wild und hei­mischer Wein eine solch glückliche Verbindung ein wie in den sonnigen und steilen Lagen von Tauberzell.“ Jagdhornklänge unterstrichen das. Bläser der Jägerver­einigung Rothenburg ließen Signale wie „Sammeln der Jäger“, „Begrüßung“, „Reh tot“, „Hase tot“, Flugwild tot“ und „Zum Essen“ ertönen.

Draußen wirbelten derweil die Schneeflocken. Sauwetter mochte der eine oder andere finden. Jäger wünschen sich gerade solches Sauwetter, merkte Adelshofens Bürgermeister Johannes Schneider als Vorsitzender der – neben „Falken“, Heimat- und Weinbauverein Tauberzell sowie Gemeinde Adelshofen – mitveranstaltenden Jägervereinigung an. Dabei ließe sich nämlich den bekanntlich „sehr intelligenten“ Wildschweinen besser als sonst auf die Fährte kommen. Für die derzeit laufenden Treibjagden, wie sie ganz aktuell in Tauberscheckenbach erfolgreich waren, stimmten die Vorzeichen. Er lud dazu ein, Wild zu genießen, dafür zu werben und es selbst zu kaufen und zuzubereiten.

Was sich in einer einerseits auf Regionalität und Saisonalität geeichte, ihr aber andererseits auch nicht zu dogmatisch verpflichtete Küche aus Reh, Wildschwein, Wildhase, Ente und Co. an lukullischen Köstlichkeiten zaubern lässt, bewies ein weiteres Mal in bester Manier Lars Zwick. Der verdiente Applaus der Feinschmecker galt ihm und seinem gesamten Team, das sich am Ende geschlossen präsentierte.

Bei einem Quiz waren Weinkenntnisse und Wissen aus der Jagd gefragt. Es gab Regionales zu gewinnen vom schönen Wildschweinstück zum Braten, über eine Sektverkostung bis zum Honig. Die „Tauberzeller Fränkische Blasmusik“ begleitete aus dem Heuboden der Scheune den Feinschmeckerabend mit unterhaltenden Klängen. Hermann Schneider schickte die Weinfreunde mit einer Überraschung nach Hause. Er kündigte für den nächsten Abend mit heimischem Wein in Tauberzell eine weitere Grätsche auf dem Globus an. Am Freitag, 18. März, gibt es bei der Verkostung ab 19.30 Uhr im „Falken“ auch Tropfen aus Israel und aus dem Libanon zu probieren. -ww-

Mehr als eine Spaßveranstaltung

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Das große Gemeinschaftsgefühl ist Grundlage für den Erfolg der Frankemer Stupfl

SCHILLINGSFÜRST – Wenn aus der Schloss-Stadt die Faschingshochburg wird, dann haben die Frankemer Stupfl dort mal wieder das Regiment übernommen. Seit 44 Jahren sind sie das Maß aller Dinge für die fünfte Jahreszeit im Altlandkreis. Die stets treffsicheren Narrheiten auf der Bühne, gehen auch mit Neuerungen und Veränderungen hinter den Kulissen Hand in Hand.

Hat „unbandig Spaß“: Sitzungspräsident Rauch.

Hat „unbandig Spaß“: Sitzungspräsident Rauch.

„Es macht unbandig viel Spaß“, erklärt Werner Rauch, Sitzungspräsident des Frankemer Stupfl. Er gibt zu, im vergangenen Jahr, seiner Premiere am Steuerrad des Schillingsfürster Narrenschiffs, „weniger nervös“ gewesen zu sein als heuer. Denn nun ist der Welpenschutz passé und andere Erwartungen werden an ihn, diesmal als Direktor des Stupfl-Zirkus, gestellt. Und er, wie auch die gesamten rund 100 Leute vor und hinter den Kulissen haben diese auch erfüllt: „Die Leute waren sowas von begeis-tert“, freut er sich über die durchweg positive Resonanz auf die ersten Sitzungen.

Wenn es nach ihm ginge, wird auch dieses Jahr in der Fastenzeit kein Stupfl-Konklave einberufen, um einen neuen Sitzungspräsidenten auszuwählen. „Ich freue mich am Sonntag Nacht schon auf den Freitag Abend“, sagt Werner Rauch. Außerdem sei es eine „tolle Truppe“, die die insgesamt elf Sitzungen zusammen auf die Beine stellt. Dieses besondere Gemeinschaftsgefühl zeigt sich auch daran, dass man sozusagen mit den Frankemer Stupfl groß wird.

Von klein auf dabei

Jedes Jahr wechseln ein paar Mädchen von einer Tanzgruppe in die nächste. Mit den Stupflschrabbe hat man einst in weiser Voraussicht eine Gruppe ins Leben gerufen, um schon die Jüngsten mit dem Stupfl-Virus zu infizieren. Und „Beförderungen“ sind dabei keine Seltenheit. So werden die einen, wie Manuela Weik und Vanessa Irmer, von Gardetänzerinnen zu Trainerinnen. Sie lösten das verdiente Trainerinnen-Gespann Anja Hübsch und Christine Trumpp nach sechs Jahren ab.

Die anderen schaffen sogar den Solo-Sprung ins Rampenlicht. Maja Löschel begeistert mittlerweile zum vierten Mal als jüngste Büttenrednerin das Publikum und wird heuer dabei zum ersten Mal von Natalie Siller unterstützt. Auch sie beide sind seit Jahren bereits als Tänzerinnen mit von der Partie.

Kontinuität statt Stillstand

Stillstand ist in den seltensten Fällen gut, Kontinuität hingegen bringt auch Vorteile mit sich. Zu Letzterem zählt das eingespielte Regie-Team aus Peter Bromberger, der seit Beginn der Frankemer Stupfl vor 44 Jahren aktiv mit dabei ist, und Markus Löschel, der ebenfalls schon seit einigen Jahren maßgeblich die Stupfl-Strippen zieht. Einen runden Bühnengeburtstag feiert in dieser Saison auch Rainer Kolb. Seit 10 Jahren verkörpert er nun den Holzgehner bei den Schillingsfürster Originalen und spielt auch eine wichtige Rolle beim Fürstlichen Weihnachtsmarkt.

Seit 10 Jahre in seiner Paraderolle: „Holzgehner“ Rainer Kolb.            Fotos: Scheuenstuhl

Seit 10 Jahre in seiner Paraderolle: „Holzgehner“ Rainer Kolb. Fotos: Scheuenstuhl

Im Fünferrat gibt es ebenfalls keine personellen Änderungen zu vermelden, wobei Ratsmitglied Markus Dinzl als neuer Erster Vorsitzender des TSV Schillingsfürst dem ganzen närrischen Treiben nun mit einem erweiterten Verantwortungsbereich zuschaut. Christian Ehrmann gesellt sich anstelle von Sven Neußer zur Abteilungsleitung um Werner Rauch und Bianca Schneider.

Für eine Veranstaltung wie den Stupfl-Fasching sind laufend Investitionen in Technik und Requisiten nötig. Aktuell wurden einige neue Mikrofone angeschafft und die Garde bekam neue Kostüme geschneidert. Ein alter Bekannter schaffte den Weg zurück zu den Stupflern: Die Bar. Allerdings nicht wie gewohnt unter der Bühne, sondern im ehemaligen Stuhllager. Freitags und samstags nach den Sitzungen betreiben die Abteilungen des TSV im Wechsel die Bar. Die Einnahmen kommen der jeweiligen Abteilung zu Gute.

Wie nicht anders zu erwarten war, sind alle Sitzungen ausverkauft. Doch mit etwas Glück und noch mehr Spontanität hat man noch eine Chance auf einen Platz in der Albert-Zietz-Halle. Man muss sich hierfür nur mittels einer elektronischen Nachricht unter kontakt@stupflsitzung.de auf die Warteliste setzen lassen. Zwar stehen dort momentan rund 40 Personen darauf, doch das heiße nicht, dass man als 41. Hoffnungsvoller leer ausgehe, sagt Werner Rauch. Beim Frankemer Stupfl ist es also noch Chefsache das Haus immer voll zu bekommen.

Die nächsten Sitzungstermine sind am Freitag, 22. und Samstag, 23. Januar sowie am Sonntag, 24. Januar, jeweils um 20.11Uhr. mes

Aktiv in der Gemeinde sein

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Neubürger können in Neusitz nicht nur wohnen, sondern auch leben

NEUSITZ – Ein schönes Zeichen zum Einstand: Die Neubürger der Gemeinde Neusitz waren zum traditionellen Neujahrsempfang im Rathaus geladen. Die Verantwortlichen der zahlreichen Vereine und Einrichtungen stellten sich ihnen bei dieser Gelegenheit vor und luden sie ein, aktiv am Gemeinwesen teilzunehmen.

Die Adventsmarkt-Erlöse gehen als Spende an die Kirchengemeinde.  Foto: Scheuenstuhl

Die Adventsmarkt-Erlöse gehen als Spende an die Kirchengemeinde. Foto: Scheuenstuhl

Es sind Zahlen, die wohl jeden Bürgermeister freuen dürften: Rudolf Glas konnte verkünden, dass im vergangenen Jahr 152 Personen in seiner Gemeinde einen neuen Lebensmittelpunkt fanden. Darunter sind auch neun Flüchtlinge aus der Ukraine. Dementgegen standen 121 Wegzüge. Mit den 28 Geburten und 14 Sterbefällen kommt die Kommune auf eine Einwohnerzahl von 2049 Personen, was unter dem Strich ein erfreuliches Bevölkerungswachstum darstellt.

Laut Rudolf Glas haben die Neubürger – zusammen mit den alteingesessenen Einwohnern der Gemeinde – „einen ganz entscheidenden Anteil daran“, dass man in Neusitz weiterhin einer „positiven Entwicklung“ entgegensehen kann. Mit dem Neujahrsempfang ist nicht nur ein offizieller Willkommensgruß verbunden, sondern um den Neuen den Anfang zu erleichtern, stellt sich ihnen die Gemeinde auch in ihrer ganzen Vielfalt vor.

Angefangen beim Feuerwehrverein, dem Gesangverein Schweinsdorf 1911, dem Schützenverein über die Dorfjugend Schweinsdorf, die Kindertagesstätte, dem Geselligkeitsverein bis hin zur Frauengymnastikgruppe, dem Gestaltungskreis und vielen anderen: Die Vorstellungsrunde zeigte, dass es eine erfreulich hohe Anzahl an Betätigungsmöglichkeiten in der Gemeinde gibt.

Es wurde aber auch deutlich, dass einige Vereine dringend neue Mitglieder brauchen, selbst jene, die sich einer langen Tradition rühmen. In der Vergangenheit hat dieser Abend durchaus dazu beitragen können, dass der eine oder andere Mitgliedsantrag ausgefüllt und abgegeben wurde. Die Verantwortlichen luden ihre neuen Mitbürger ein, für weitere Informationen auf sie zuzukommen.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich für die Zukunft der Gemeinde auf besondere Weise einzubringen. Im Rahmen des ländlichen Entwicklungskonzeptes haben sich vier Arbeitskreise gebildet, in denen sich Bürger mit ihren Ideen engagieren können. Das Motto: „Die Zukunft gestalten gemeinsam mit den Bürgern“. Der Arbeitskreis „Wohnen, Soziales, Versorgung und Bildung“ etwa befasst sich mit dem Vorschlag eines Dorfladens in Neusitz. Es soll mehr als bloß eine Einkaufsmöglichkeit sein, sondern ein Laden-Café mit Treffpunkt zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls.

Dass die Bevölkerung und die Vereine durchaus gemeinsam etwas bewirken können zeigt der jährliche Adventsmarkt, der von Fritz Langenbuch und Hans Fabi organisiert wird. Er ist als Markt der „leisen Töne ohne Kommerz“ konzipiert. Und so gehen die Erlöse auch immer an eine Einrichtung in der Gemeinde. In seiner 11. Auflage kam erneut eine erfreulich hohe Summe zusammen: 4956 Euro, die in bewährter Weise von der Gemeinde zu einer runden Summe aufgestockt werden. Während sich im vergangenen Jahr die Kirchengemeinde Schweinsdorf über 4500 Euro für die Orgelsanierung freuen durfte, ist heuer die Kirchengemeinde Neusitz an der Reihe.

Und der Betrag von 5000 Euro kommt ihr wie gerufen. 2015 feierte die Neusitzer Heilig Kreuz Kirche ihren 850. „Geburtstag“. Das ist auch für ein Gotteshaus ein stattliches Alter und da bleibt es nun mal nicht aus, dass die eine oder andere notwendige Aufhübschungsmaßnahme anfällt. Pfarrer Markus Dörrer ist deshalb sehr dankbar für diese finanzielle Zuwendung.

Restaurierung der Abendmahlgerätschaften, Taufkanne und Messingkerzenleuchter sowie der Teppich in der Kirche : Es gibt einige „Baustellen“, die die Kirchengemeinde angehen möchte und schon angegangen ist. Die eigenen Ausgaben können somit etwas abgefedert werden. mes

 


Ortsbildprägend

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Den gewachsenen Dorfcharakter erhalten

ROTHENBURG LAND – Die Auswirkungen einer immer älter werdenden Gesellschaft, die wirtschaftlichen Strukturveränderungen und die sich ändernden Ansprüche an das Wohnen und Arbeiten, die Freizeitgestaltung und Mobilität sollten nicht nur als Schreckgespenst verstanden werden. Die Herausforderungen bieten auch Chancen für eine zukunftsfähige Entwicklung.

Auch Zusammenhalt prägt den Dorfcharakter. Cadolzhofen ist ein schönes Beispiel für gelungenes Bestreben, historische Bauten in angemessener Art und Weise behutsam an heutige Anforderungen anzupassen. Für jedes Dorf ist wichtig, seine Geschichte, seine Strukturen und seine Besonderheiten zu kennen, um darauf aufbauend die Potenziale zu entwickeln. Das Wissen und Kennen der historischen, wirtschaftlichen und sozialen Besonderheiten bietet Raum für Kommunikation und sorgsames Handeln.

Leben auf dem Land: Die 100-Einwohner-Ortschaft Cadolzhofen pflegt und bewahrt ihren schönen Dorfcharakter mit Fachwerk- und Sandsteinhäusern, hergerichteten Scheunen und umgenutzten Ställen. Fotos: Schäfer

Leben auf dem Land: Die 100-Einwohner-Ortschaft Cadolzhofen pflegt und bewahrt ihren schönen Dorfcharakter mit Fachwerk- und Sandsteinhäusern, hergerichteten Scheunen und umgenutzten Ställen. Fotos: Schäfer

Die Umnutzung von Gebäuden ist auch ein sozialer Prozess: Durch sie wird es möglich, das Heimatbewusstsein zu stärken, regionale Baukultur und die historisch überlieferte Siedlungsstruktur zu erkennen und zu bewahren. Die mehrheitlich getroffene Entscheidung des Windelsbacher Gemeinderates, dem die früher politisch eigenständige Ge­meinde Cadolzhofen seit der Gebietsreform 1978 untersteht, die ortsbildprägende Ge­meindescheune zu erhalten, war ein wichtiges Signal. Die beeindruckende Fachwerkkonstruktion ist ein außergewöhnlicher Hingucker. Die Alternative zur Sanierung wäre der Abriss gewesen und hätte den Verlust eines Stücks Geschichte, eines Stücks regionaler Eigenart und eines Stücks der Attraktivität des ländlichen Raumes bedeutet.

Im Rahmen der Dorferneuerung wurden Dach und Fassade saniert – mit engagierter Unterstützung der Dorfbewohner und des gemeindlichen Bauhofes. Für den Erhalt der regionalen Baukultur gehörte die Gemeinde zu den Gewinnern des Rothenburger Sparkassen-Förderpreises. Bürgermeister Alfred Wolz nahm die Prämie in Höhe von tausend Euro kürzlich entgegen und freute sich über die Auszeichnung. Für den Steilsatteldachbau mit reichem Fachwerk fand sich eine Mehrfachnutzung. Die Gemeinde hat die Scheune teilweise verpachtet und belegt selbst ein größeres Abteil zum Unterstellen der Weihnachtsmarktbuden oder anderer Sachen. Die Scheune steht in einem schönen und gepflegten Umfeld. Der angrenzende und hergerichtete Dorfweiher diente früher als Feuerlöschteich. Jetzt schwimmt ein Entenhaus in der Wassermitte als sicherer Ort für die gefiederten Bewohner zum Sitzen oder zum Brüten im Frühjahr. Eine Grünfläche mit Baumbewuchs und ein Dorfbrunnen stehen in nächs­ter Nähe zur etwas erhöht gelegenen Heilig-Kreuz-Kirche mit dem Fachwerkläutgeschoss. Seit 1528 ist Cadolzhofen evangelisch und seit 1652 wird die Kirchengemeinde zusammen mit dem Geslauer Ortsteil Stettberg von Binzwangen aus versehen.

Zur typisch, das dörfliche Ortsbild prägenden Struktur des historischen Straßendorfes gehören sehenswerte Fachwerk- und Sandsteinhäuser in landwirtschaftlichen Hofanlagen mit rückwärtigen Wirtschaftsgebäuden. Regional bedeutsame Bauwerke in Sachen Position, Typus und Maßstäblichkeit. Ehemalige Hofstellen, die von den Eigentümern bewohnt und sehr gepflegt werden. Darunter das Gasthaus „Zum grünen Baum“, das Werner Schuster von seinen Großeltern geerbt hat, das Anwesen der Familie Langkammerer und der Besitz der Familie Kraft. Robert Kraft ist gelernter Maler und hat auf seiner Hofstätte die Fassade des über hundert Jahre alten Austragshauses umfassend saniert – ein weiterer Blickfang neben dem schon länger gerichteten und ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammenden Haupthaus mit den rotbraunen Fachwerkbalken und den grünen Fensterläden.

In der Ortsmitte: Weiher mit Entenhaus zwischen gemeindeeigener Fachwerkscheune und Gastwirtschaft.

In der Ortsmitte: Weiher mit Entenhaus zwischen gemeindeeigener Fachwerkscheune und Gastwirtschaft.

Die Familie Langkammerer betreibt ein Gewerbe im Ort. Die beiden Brüder, Stefan und Michael, führen das von ihrem Vater gegründete Transportunternehmen fort. Ihr Fuhrpark besteht inzwischen aus vier Lkw zur Beförderung von Mineralfutter für die landwirtschaftliche Nutztierhalter. Der Ältere der beiden Brüder hat das elterliche Anwesen ausgebaut und hübsch gestaltet. Der Jüngere hat die Betriebsaussiedlung mit einem Wohnhaus-Neubau verbunden. Für den auf Cadolzhofener Gemarkung expandierenden Betrieb verrückte die Gemeinde deshalb das Ortsschild um etliche Meter. Weitere ansässige Betriebe sind das Fuhr- und Omnibusunternehmen Hütter, die Spenglerei Streng sowie der Mahl- und Mischdienst Reingruber. Ebenso erfreulich: Werner Schuster, im Hauptberuf bei der Sparkasse Rothenburg beschäftigt, pflegt und belebt die Gastwirtschaft „Zum grünen Baum“. Auf Vorbestellung und nach persönlichen Wünschen werden kalte und warme Speisen angeboten.

In bemitleidenswertem Zustand befindet sich ein ehemaliger Bauernhof am Ortseingang. Das unbewohnte Anwesen verfällt zusehends und ist zu einem Schandfleck für den Ort geworden. Eine auswärtige Frau hat den früheren Wochenendsitz eines Jagdpächters erworben – offenbar mit einem gewissen Unvermögen gegen­über den hohen Anforderungen des Sanierungsbedarfes. Im Schutzbereich des Eigentumsgrundrechts muss die Gemeinde zusehen, wie das Anwesen vergammelt. Ein provisorisch aufgestellter Metallzaun schützt Passanten vor herabstürzenden Gebäudeteilen. Ein altes Gehöft unweit der Gemeindescheune harrt auf seine Fertigstellung. Es wurde in den 70er Jahren teilsaniert. Später gab es einen Besitzerwechsel. Auf längere Sicht sei ein Ausbau zu erwarten, äußerte sich der Bürgermeister hoffnungsvoll für eine den Dorfcharakter erhaltende Weiterentwicklung. sis

Blühende Landschaften

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Bürger zur Projektwerkstatt ILE-Region Rothenburg eingeladen

ROTHENBURG LAND/ROTHENBURG – Wenn die kommunale Allianz ILE-Region Rothenburg für den kommenden Mittwoch, 3. Februar, (Beginn 19 Uhr) in die Grundschule Oberscheckenbach zur Projektwerkstatt einlädt, stehen endgültig die Zeichen auf Aufbruch in die neue Epoche abseits des früher viel zu oft gepflegten Kirchturmdenkens. Aus dem Kreis der Bürgerschaft von Rothenburg und Umgebung bis hinüber nach Colmberg werden dabei Signale erwartet, welche konkreten Starterprojekte schnell umgesetzt werden sollen mit möglichst großem Effekt und Signalwirkung für den hiesigen Raum.

ILE steht für Integrierte Ländliche Entwicklung. Es ist ein neues und im wesentlichen aus den beiden kommunalen Allianzen Rothenburger Land und Obere Altmühl mit insge­samt zehn Gemeinden plus Tauberstadt und insgesamt rund 22000 Einwohnern bestehender Zusammenschluss entstanden. Damit sollen sich in möglichst vieler Hinsicht Chancen eröffnen und vorhandene Lücken, nicht zuletzt auch im Miteinander von Stadt und Land, geschlossen werden.

„Die Große Kreisstadt Rothenburg, der Markt Colmberg und die Gemeinden Adelshofen, Buch am Wald, Gebsattel, Geslau, Insingen, Neusitz, Ohrenbach, Steinsfeld und Windelsbach haben sich zur Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Ihr gemeinsames Ziel ist die Entwicklung und Zukunftsgestaltung der Region,“ verkündet die bereits bestehende Internet-Seite der ILE-Region. Bereits seit November 2014 läuft der Prozess. Es ging dabei im wesentlichen darum, das neue Gebilde in Seminaren, Bürgermeister-Interviews und Lenkungsgruppen-Sitzungen einzuschwören und auf gemeinsame Ziele auszurichten. Zentraler Schlüssel ist dabei das sogenannte Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept (ILEK). Es umfasst Bereiche wie Leben, Wohnen, Arbeiten, Erholen, Bildung, Soziales, Energie sowie Landnutzung und Natur. Fleißige Arbeit ist geleistet worden.

Ein Katalog von weit über 100 Seiten liegt auf. Dort finden sich auch jene Projekte, denen vor besagtem Hintergrund in einer ersten Schleife Aussicht auf möglichst schnelle Verwirklichung eingeräumt wird. Die Liste reicht von der Wirtschaftsmesse mit gemeinsamem Auftritt dort über die Optimierung des Gewerbegebiets Endsee, die Gestaltung und Entwicklung des Bereichs zwischen der Autobahnabfahrt Rothenburg und der Tauberstadt als attraktives Entree sowie die Revitalisierung von Ortskernen fürs Wohnen, für die Versorgung und für gemeinschaftliche Bereiche.

Darüber hinaus stehen unter anderem auf der Agenda: ein Interkommunales Wohnbau- und Immobilenmarketing, der Hochschulstandort Rothenburg, ein Bürgerbus in Form eventuell eines Sammeltaxis, Dorfläden wie beispielsweise der in Neusitz, die schlüssige gemeinsame Außendarstellung bis hin zum Internetauftritt und zum ansprechenden Logo sowie ein Natur-Erlebnis-Park „Dachsbau“ in Colmberg um die dortige Burg und den Gutshof.

Eine Vinothek in Tauberzell mit hochwertigen Räumlichkeiten für den Verkauf regionaler Weine und für Kunst und Kultur eröffnet Teil drei dieser Möglichkeiten. Eingeschlossen sind hier der Entwicklungskorridor „Alte Bahnlinie Rothenburg-Gebsattel“ als Grünzug mit Radweg, ein interkommunales Kernwegenetz für schwere landwirtschaftliche Fahrzeuge mit bis zu 40 Tonnen Gesamtgewicht und ein Gestaltungsratgeber als Leitfaden für Sanierungen und Neubauten gerade auch denkmalgeschützter oder ortsbildprägender Gebäude.

Der Colmberger Bürgermeister Wilheim Kieslinger fungiert als Sprecher der ILE-Region Rothenburg. Seine Stellvertreter sind der Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft Rothenburg, Bürgermeister Hans Beier aus Steinsfeld, sowie der Rothenburger Oberbürgermeister Walter Hartl. Sie verweisen gemeinsam darauf, dass es jetzt darum geht, eine tragfähige Zukunftsstrategie zu entwickeln. Das erfordere die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und aller Interessenten. Gerade jetzt sei es für die Bevölkerung wichtig, am Planungsprozess mitzuwirken und sich zu beteiligen, damit es gelinge, den Prozess auf eine möglichst breite Basis zu stellen. „Gestalten Sie die Zukunft ihrer Region aktiv mit! Ihre Ideen und Vorschläge für Projekte und Maßnahmen sind uns ebenso willkommen wie konstruktive Kritik,“ heißt es in einem Appell der neuen ILE-Region.

Sprecher Wilhelm Kieslinger (links) und sein Stellvertreter Hans Beier. Foto: Weber

Sprecher Wilhelm Kieslinger (links) und sein Stellvertreter Hans Beier. Foto: Weber

Nach der gelungenen Auftaktveranstaltung sei aus der Vielzahl an Ideen ein umfangreicher Projektkatalog zusammengestellt worden. In der Projektwerkstatt am kommenden Mittwoch werden nun gemeinsam die für die ILE-Region Rothenburg wichtigen und zukunftsweisenden Projekte aus diesem Projektkatalog diskutiert. Am Ende des Abends sollen konkrete Starterprojekte stehen, die den hiesigen Raum voranbringen und die auch möglichst kurzfristig, das heißt möglichst innerhalb eines Jahres, umgesetzt werden können.

Auf diesem Weg ist angestrebt, der Region einen Schub zu verleihen. Es geht vorrangig um die Stärkung des Wirtschaftsstandortes und um neue Arbeitsplätze in der Region. Aber auch die Verbesserung der Außendarstellung der Region Rothenburg ist eine Aufgabe, der besonderer Augenmerk gilt. Dass durch gezielte Innenentwicklung verödende Dörfer wieder mit lebendigen Ortsmitten ausstaffiert werden und Menschen in der Region Rothenburg gehalten werden können, kommt hinzu.

Beim Miteinander von Stadt und Land gibt es (noch) gewisse sprachliche Unfertigkeiten, an denen sich sicher noch basteln lässt. Es ist von der Beförderung der Vernetzung zwischen der Stadt und dem Umland die Rede, mit Mehrwerten für die gesamte Region. Das betrifft auch das Tourismusangebot von Rothenburg und den Gemeinden drumherum. Es gehe darum neue Perspektiven für die gesamte Region zu entwickeln. Zuletzt stehe die Schaffung von Perspektiven für die Landwirtschaft durch Verbesserung der örtlichen Rahmenbedingungen auf der Agenda.

Vielleicht an dieser Stelle etwas zur Abrundung: Es gilt als offenes Geheimnis, dass das Zustandekommen der Zusammenarbeit besonders auch durch die geänderten Förderbedingungen unterstützt worden ist. Die Möglichkeiten, für Projekte an entsprechende Zuschüsse aus den unterschiedlichsten Töpfen, auch der Europäischen Union, zu kommen, sind für kleinere Gebilde beschnitten worden wenn nicht gar ziemlich aussichtslos geworden. Schlechte oder gedämpfte Aussichten unter dem Strich für frühere Allianzen oder gar für eine Stadt der Größe wie Rothenburg allein. Aber gute für neue und größere. -ww-

Aufeinander zugehen

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Begegnungsabend mit dem Thema Flucht aus der Sicht der Betroffenen

WINDELSBACH – Seit Herbst letzten Jahres hat der Begriff Flüchtling für die Bewohner der Gemeinde Windelsbach Namen und Gesichter bekommen. 16 Männer wohnen seitdem in Preuntsfelden, eine Familie in Windelsbach. Woher kommen die Menschen? Wie kommt man aus Syrien und dem Irak in diese kleinen Dörfer? Wie ist es ihnen ergangen und wie geht es ihnen jetzt?

Mit einem Tänzchen zu arabischer Musik zeigen die Flüchtinge ihren neuen Mitbürgern einen Teil ihrer Kultur. Foto: privat

Mit einem Tänzchen zu arabischer Musik zeigen die Flüchtinge ihren neuen Mitbürgern einen Teil ihrer Kultur. Foto: privat

Diese und andere Fragen haben die Windelsbacher Kulturinititative „Wiki“ bewegt, gemeinsam mit dem Asylkreis Windelsbach einen Begegnungsabend zu organisieren.

An diesem Abend sollte es Gelegenheit geben, die fremde Kultur näher kennen zu lernen, von der Situation in den Kriegsgebieten zu erfahren und auch persönliche Begegnungen zu ermöglichen.

In der Begrüßung im voll besetzten Gemeindesaal, wurde auf die Aufgabenfelder des Asylkreises eingegangen, auf die Gastfreundschaft, die die neuen Gemeindemitglieder erfahren konnten und auch darauf, Menschen in Not eine Stimme zu geben.

Mit Tänzen, Musik und einer Bilderpräsentation informierten die Flüchtlinge die Gäste über das Leben in ihrem Heimatland Syrien und dem Irak. Thematisiert wurde neben der Vorstellung des Landes auch die Flucht mit ihren Gefahren, aber auch den Begegnungen.

Im Anschluss an das Programm gab es ein kulinarisches Buffet mit syrischen, irakischen und deutschen Speisen. Hier hatten die Besucher Zeit und Gelegenheit, Fragen zu stellen, ins Gespräch zu kommen und Bekanntschaften zu schließen. Mit einem spontanen Tanz von Gästen und Flüchtlingen zu arabischer Musik, klang der Abend aus.

So die Aussage einer 16-jährigen Besucherin im Anschluss an den Abend: „ Das Thema Flüchtlinge aus dem Blickwinkel der Betroffenen zu sehen, hilft mir, sie besser zu verstehen!“ sp

Runder Geburtstag

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Geslau schmiedet schon Pläne für großes Jubiläum

GESLAU – Der Ort Geslau feiert in diesem Jahr die im Jahr 1216 erstmalige urkundliche Erwähnung. Seit Wochen planen Vereine und Privatpersonen um Bürgermeister Richard Strauß und Gemeinderat die mehrtägigen Feierlichkeiten aus Anlass dieses Jubiläums.

„Ländliche Idylle an der Burgenstraße“: So wirbt die Gemeinde Geslau für sich – Im September steht die 800-Jahr-Feier an. Foto: privat

„Ländliche Idylle an der Burgenstraße“: So wirbt die Gemeinde Geslau für sich – Im September steht die 800-Jahr-Feier an. Foto: privat

Zwar ist die offizielle Urkunde vom 17. August 1216 und damit Geslau nach geläufiger Definition rund 200 Jahre jünger als Aidenau mit der ers­ten Erwähnung in der Wildbannurkunde aus dem Jahre 1000. Doch dürfte auch Geslau bereits damals bestanden haben. Zu den Feierlichkeiten Anfang September sind ein Umzug, eine historische Handwerkerausstellung, ein musikalischer und ein politischer Abend geplant. Darüber hinaus arbeiten einige Bürger an einer Festschrift, die den geschichtlichen Werdegang Geslaus im regionalen Zusammenhang darstellt.

„Gesselere“ seit 1216

Otto III. schenkte im Jahr 1000 das zu Burgbernheim und Leutershausen gehörende Waldgebiet, das weitgehend mit dem Geslau-Colmberger Becken identisch ist, dem Bischof zu Würzburg. In der detaillierten Grenzbeschreibung werden zahlreiche Orte wie zum Beispiel Aidenau und Preuntsfelden erwähnt. Geslau taucht in den Aufzeichnungen zwar nicht auf, dürfte aber durchaus schon bestanden haben. „Gesselere“ (Geslau) wird erstmals 1216 im Zusammenhang mit Zehnteinnahmen des Würzburger Bischofs genannt. 1241 wird an gleicher Stelle wie die heutige Kirche ein Gotteshaus erwähnt.

Bis Ende des 14. Jahrhunderts verbleibt Geslau im Besitz des Hochstiftes Würzburg, belegt durch die Abgaben namentlich bekannter Höfe. Diese verteilten sich auf drei Siedlungsteile: Geslau, den Höfen am Donnersberg und Wulfingen, dessen genaue Lage unbekannt ist. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts gelangen die Zehntrechte durch Verkauf größtenteils an den Burggrafen zu Nürnberg, den späteren Fürsten von Ansbach. Zwar sind die Namen und Abgaben der Besitzer überliefert, nicht jedoch die Lage der Höfe.

Im Markgrafenkrieg (1449 bis1450) und im Bauernkrieg (1524 bis 1525) kam es in Geslau zum Teil durch die Truppen des Markgrafen selbst zu Plünderungen und Brandschatzungen. Besonders dramatisch erwiesen sich auch in Geslau die Folgen des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) und den Pestepidemien.

Von den insgesamt rund 30 archivalisch belegten Hofstellen in den Jahren 1635 und 1636 waren zehn verlassen oder verfallen, die Felder unbewirtschaftet. So war es nicht verwunderlich, dass die im Zuge der Gegenreformation aus Österreich und Bayern wegen ihrer Weigerung den evangelischen Glauben aufzugeben ausgewanderten „Exulanten“ willkommene Neubürger waren. In den Kirchenbüchern Geslaus findet man die Namen von 70 Exulanten.

Die diversen aus dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert geltenden grundherrschaftlichen Verhältnisse, die beim Grundherren liegende niedere Gerichtsbarkeit und die beim Landesfürsten liegende hohe Gerichtsbarkeit führten immer wieder zu Streitigkeiten. Nachdem der letzte Fürst von Ansbach 1791 abgedankt hatte gelangte das Fürstentum Ansbach an Preußen. In der Folgezeit wurde die Grenzziehung zwischen Preußen und benachbarten Territorien bereinigt und mussten in den heutigen Teilorten von Geslau die hohenlohischen Untertanen zu preußischen Untertanen werden.

Erst nachdem Geslau 1806 nach den napoleonischen Kriegen zum Königreich Bayern kam wurden bis etwa Mitte des Jahrhunderts die grundherrschaftlichen Verhältnisse zum Teil gegen Einmaligzahlungen aufgelöst und die Bauern Eigentümer ihrer Höfe. Diese Zahlungen bedeuteten im gesamten Mittelfranken aber auch große Schwierigkeiten und es kam häufig zu Versteigerungen von Höfen und der Auswanderung (oft nach Nordamerika).

Schneller, starker Wandel

Das 20. Jahrhundert brachte neben dem beginnenden öffentlichen Personennahverkehr, dem ländlichen Kreditgenossenschafts- und Absatzgenossenschaftswesen leider auch zwei Weltkriege, an denen Geslauer teilnehmen mussten und fielen. Sie ist geprägt durch einen schnellen und starken Wandel sowohl in der Landwirtschaft als auch der Bevölkerungsstruktur, dem die Politiker wie in allen ländlichen Gemeinden durch verschiedene Maßnahmen Rechnung tragen mussten: die Flurbereinigung der 70er Jahre in Verbindung mit der veränderten Straßenführung durch Ausbau der Staatsstraße, der Anschluss an die Fernwasserversorgung und dem Zusammenschluss zu Gemeindegrenzen überschreitende Allianzen wie die Kommunale Allianz Obere Altmühl und Rothenburger Land, um Aufgaben anzugehen, die eine Gemeinde alleine nicht lösen kann. Derzeit nimmt Geslau mit Projekten im Rahmen der Leaderregion Romantische Straße und dem Programm „ELER“ teil.

Trotz fast stagnierender Bevölkerungszahl des Ortes und der Gemeinde dehnte sich der Ort flächenmäßig aus. Im Gegensatz zu mancher Nachbargemeinde konnte Geslau infrastrukturelle Einrichtungen – zum Teil in Kooperation mit Nachbargemeinden bisher halten: Kindergarten, Grundschule, zwei Bankfilialen und Lebensmittelmarkt. Auch der frühe Anschluss an das schnelle Internet mag für die Ausstattung Geslaus mit einem differenziertem Angebot an Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben verantwortlich sein. bh

Einwohner zeigen Einsatz

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Mit viel Eigenleistung entstand neuer Spiel- und Gemeinschaftsplatz

NORDENBERG – Es gibt Entscheidungen, die brauchen einfach eine bestimmte Reifezeit. So hat der Windelsbacher Gemeinderat knapp ein Jahr lang nach einem geeigneten Standort für einen Spiel- und Gemeinschaftsplatz im Ortsteil Nordenberg gesucht. Dieser wurde nun gefunden und mit beispielhaftem Einsatz der Einwohner angelegt.

Eine besondere Rückkehr kündigt sich an: Vor Jahren gab es in Nordenberg bereits einen Spielplatz an der Hauptstraße in der Nähe des damaligen Landgasthofes, geschickt zwischen Unter- und Obernordenberg gelegen. Doch dieser wurde aufgrund der geringen Kinderzahl nicht angenommen, erinnert sich Bürgermeister Alfred Wolz. Auch auf dem späteren Fußballplatz wurde nicht gekickt und so entschloss sich die Gemeinde die Flächen aufzugeben, anstatt sie ständig zu pflegen.

Vieles konnte – wie hier der Tunnel unter der Rutsche – von den Bürgern in Eigenleistung errichtet werden. Foto: privat

Vieles konnte – wie hier der Tunnel unter der Rutsche – von den Bürgern in Eigenleistung errichtet werden. Foto: privat

Doch nun kann sich der Ortsteil über Nachwuchs freuen. Etwa 20 Kinder, so die Schätzung des Gemeindeoberhauptes, sind in dem Alter, in dem Bewegung und Spiel an der frischen Luft und bei Wind und Wetter noch zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen zählt. Es ist also wieder Bedarf für einen Spielplatz da. Blieb nur zu klären, wo er angelegt werden sollte.

Für die Gemeinderäte hieß es die verschiedenen Ansprüche unter einen Hut zu bringen: Zentralität etwa war ein wichtiges Kriterium, denn wenn Kinder sehen, dass andere Kinder spielen, wollen sie mitmachen. Und der Spielplatz musste für Kinder aus Unter- und Obernordenberg gleichermaßen einfach zu erreichen sein. Jedoch sollte der Nachwuchs fernab der Kreisstraße oder anderer Verkehrsflächen toben und spielen können.

Angesichts dieser Bedingungen kam eigentlich nur eine Fläche in Betracht: Von der Vorhofstraße abzweigend, an einem Fußweg gelegen befindet sich ein Stückchen Land, das bislang als Reitplatz genutzt wurde, aber im Besitz der Gemeinde war. Mittlerweile sieht man schon deutlich, dass dort bald ausgelassenes Kindergeschrei zu hören sein wird. Die Rutsche hat ihren Platz an einem aufgeschütteten Erdhügel mit unterirdischem Tunnel eingenommen. Die Seilbahn ist bereit für die ersten mutigen Fahrer. Nur die Pfosten für die Kirta-Schaukel und die „Slackline“ (ein zwischen zwei Punkten fixiertes Band zum Balancieren) stehen noch etwas einsam in der Landschaft und harren ihrer Fertigstellung.

Man wartet allerdings noch auf eine beständigere Witterung, um auch diese Spielgeräte zu montieren, lässt Alfred Wolz wissen. Zudem müsse man die Fläche noch begrünen. Insgesamt wird das Projekt mit etwa 14000 Euro zu Buche schlagen, wobei sich dahinter hauptsächlich die Materialkosten für die Spielgeräte verbergen. Denn da in der örtlichen Landwirtschaft entsprechenden Maschinen vorhanden sind, konnte vieles bereits von den engagierten Bürgern in Eigenleistung erledigt werden.

Noch nicht ganz fertig: Erst wenn es die Witterung zulässt werden alle Spielgeräte montiert.   Foto: mes

Noch nicht ganz fertig: Erst wenn es die Witterung zulässt werden alle Spielgeräte montiert. Foto: mes

Dieser Einsatz freut das Gemeindeoberhaupt nicht nur aus Kostengründen: „Wenn die Bürger selbst daran beteiligt sind, wird der Platz auch besser angenommen, als wenn die Gemeinde ihnen einfach etwas vorsetzt.“ So nutzte man auch gleich die Gelegenheit und schuf eine Art kleinen integrierten Gemeinschaftsplatz mit Sitzgruppe, wo sich nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern sowie Opa und Oma wohlfühlen können und dem Ort auch als Freiluft-Veranstaltungsort dienen kann.

Es ist also ein Stück weit ein Platz von den Bürgern für die Bürger. Aber auch örtliche Gruppen haben sich beteiligt. Die Landfrauen unterstützten den Spielplatz mit 1100 Euro. Der Obst- und Gartenbauverein Nordenberg hat 400 Euro beigesteuert und sich gemäß seiner ureigensten Aufgabe auch um die Bepflanzung der Fläche gekümmert. Zudem spendete die VR Bank Mittelfranken West im Rahmen ihres Netzwerk Sponsorings 2000 Euro für dieses gemeinnützige Projekt. mes

Beim Pferdemarkt wird groß gefeiert

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Umzug mit 125 Tieren – Schulen und Vereine aktiv

CREGLINGEN – Nicht nur für die Creglinger ist es ein Festtag, sondern auch für viele Bewohner aus der Region: der jährliche Pferdemarkt gehört zu den gefragten Traditionsveranstaltungen und fand am Mittwoch zum 96. Male statt. Beim großen Festumzug mit 125 Pferden und Wagen – bunt gestaltet von Gruppen, Vereinen und Schulklassen – kommt Faschingsstimmung auf, manch heißes Thema, lokal oder weltweit, wird dabei auf die Schippe genommen.

Da sage einer im Fränkisch-Hohenlohischen sei an Fasching nix los: von den Schillingsfürster Stupflern bis zum Creglinger Pferdemarkt wird das Gegenteil bewiesen, wobei es sich in der Taubertal-Gemeinde um eine Mischung zwischen traditionellem Marktgeschehen und buntem Karnevalstreiben handelt. Im Ursprung geht alles auf das Jahr 1920 zurück und reicht in der Folge immerhin bis Ende der fünfziger Jahre, denn solange war der Pferdemarkt noch ein wichtiges regionales Ereignis für den Handel. Heute erinnert daran das folkloristische Geschehen mit Festumzug und Krämermarkt jeden zweiten Mittwoch im Februar (dieses Jahr ausnahmsweise eine Woche früher).

Prächtige Pferdegespanne und Reitergruppen prägen wesentlich den großen Festumzug. Fotos: diba

Prächtige Pferdegespanne und Reitergruppen prägen wesentlich den großen Festumzug. Fotos: diba

Unter den 125 Pferden befinden sich nur noch wenige reine Arbeitspferde, was früher ganz anders war. „Die Tiere kommen aus dem nächs­ten Einzugsgebiet, wozu auch Rothenburg gehört“, erfahren wir im Creglinger Rathaus von Andreas Wolfarth, der hinzufügt, dass auch zwei Esel dabei waren. Mit den insgesamt 46 Gruppen, darunter elf Schulklassen und viele Vereine, ergibt sich ein stattlicher Umzug, der quer durch die Stadt und dann über zwei Tauberbrücken führt. Vormittags gab es wie immer den Auftrieb der Pferde mit Prämierung und den ganzen Tag über zog der diesmal hundert Stände umfassende Krämermarkt viele Besucher an, die das vielfältige und meist regionale Angebot schätzen. Da kommt schnell Jahrmarktsatmosphäre auf, wozu das Kinderkarussell ebenso wie der „billige Jakob” und Imbissstände gehören.

Während es im Zeichen anstehender Landtagswahlen beim mit viel Politprominenz bereicherten Stadtempfang im „Romschlössle“ hochpolitisch herging, ließen sich draußen die Marktbesucher vom kalten Regenwetter nicht abschrecken. Und wie bestellt tauchte pünktlich zum Festzug um 13 Uhr sogar ein biss­chen blauer Himmel mit Sonne zwischen den trüben Wolken auf, als die Straßen dicht gesäumt waren. Das lange vorher ausgegebene Motto „Atemlos durch die Stadt!” inspirierte zahlreiche Gruppen und die Schulen, die nicht nur Themen mit Lokalkolorit, sondern auch die Klimakatastrophe oder die örtlich wie landesweit diskutierte Windkraft-Problematik aufgriffen. Reiter und Pferdewagen aus Fürsten- oder Ritterzeiten gehörten ebenso dazu wie Cowboys oder eine Abordnung der Florian-Geyer-Spiele. Aus Rothenburg, so erfuhren wir, ist allerdings keine Gruppe dabei, dafür vertrat die Mädchengarde Bieberehren das bayerische Nachbarland.

Bürgermeister Uwe Hehn als Maharadscha.

Bürgermeister Uwe Hehn als Maharadscha.

„Krankenhaus wo bist du bloß, das ganze macht uns atemlos” hieß es auf einem „mobilen Krankenhauswagen“, der das Lokalthema aufgriff. „Grün zerstört grün“ stand auf einem zur umstrittenen Windkraft gestalteten Traktor, während eine Schulklasse in Atem-Schutzkleidung forderte: „Stoppt den Smog in Creichel!” Viel Aufsehen erregten Schüler mit ihrem rollenden Baugerüst und der Forderung nach einem Schulaufzug. Ebenso fiel der zum Klimawandel und „Creichels Unterwasserwelt“ gestaltete Wagen ins Auge. Die vielen Ortsteile wie die Vereine führten sichtbar vor, dass sie um kreative Ideen nicht verlegen sind und das Mitmachen viel Spaß bereitet. Kleintierschau, Bauerntreff, Platzkonzert und abends der Tanz in der Mehrzweckhalle rundeten einen wieder sehr erfolgreichen Pferdemarkt ab. diba

Auf Grzimeks Spuren

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Wilfried Theuerlein bringt den Zauber Afrikas auf die Leinwand

NEUSITZ – Der eine flog mit einem schwarz-weiß gestreiften Flugzeug über die Serengeti und bekam dafür einen Oscar, der andere bevorzugt die etwas kleineren Flieger und bringt jedes Jahr einer stattlichen Zuschauerzahl filmisch die Faszination Afrikas näher: Auch wenn Wilfried Theuerlein aus Neusitz nicht darauf aus ist in die Fußstapfen von Bernhard Grzimek zu treten, gibt es doch einige Parallelen. Allen voran die Leidenschaft für Afrika.

Ausschlafen, am Strand liegen, die Seele baumeln lassen: So sieht für viele der perfekte Urlaub aus. Aber nicht für Wilfried Theuerlein und seine Frau Gerlinde. Früh aufstehen und so viel wie möglich erleben, lautet ihre Devise. Und das ganze am besten in Afrika, ihrem absoluten Lieblingsurlaubsziel. Seit 1999 bereisen sie die Länder des zweitgrößten Erdteils mindestens einmal im Jahr – wenn Zeit und Geld mitspielen gerne auch zweimal.

Beeindruckende Landschaften, wie hier ein Gebirgszug in Simbabwe, zeigt Wilfried Theuerlein in seinen Filmen.   Fotos: Gerlinde Theuerlein

Beeindruckende Landschaften, wie hier ein Gebirgszug in Simbabwe, zeigt Wilfried Theuerlein in seinen Filmen. Fotos: Gerlinde Theuerlein

Jäger aus Langensteinach, die von Namibia erzählten, brachten die beiden auf die Idee, sich einmal in Afrika umzuschauen. Bis dahin sind sie vor allem in die Vereinigten Staaten geflogen. Doch nach Problemen bei ihrem letzten Flug waren sie auf der Suche nach einer neuen Destination. Da kam der Tipp der Waidmänner gerade richtig. „Wir jagen aber nur mit der Kamera“, versichert sogleich Wilfried Theuerlein. Schon bei ihrem ers­ten Besuch in der „Wiege der Menschheit“ haben sie fleißig gefilmt und fotografiert. Aber erst seit 2004 veranstaltet der 53-jährige Maler seine beliebten Filmabende, zunächst in der Johanniterscheune und seit einigen Jahren nun im Gasthof „Zum Ochsen“.

Während andere Touristen den Daheimgebliebenen gerne folkloristischen Nippes aus der Ferne mitbringen, bringt Wilfried Theuerlein mit seinen Filmen gleich die ganze Ferne zu den Leuten in die Heimat. Bei einer dreiwöchigen Reise filmt er gut und gerne zwölf Stunden Rohmaterial. Seine Frau steht ihm dabei mit rund 1500 Fotos in nichts nach. 120 bis 150 Stunden Bearbeitungszeit fließen in den 80-minütigen Film ein, der für die Vorführung in zweimal 40 Minuten aufgeteilt wird. „Zum Glück muss ich keine Sendezeit einhalten“, freut sich Wilfried Theuerlein über diese künstlerische Freiheit.

Vieles was das Fotografieren und Filmen betrifft hat er sich selbst beigebracht. Auch die Modellflieger, das Technikmuseum Uffenheim und die Unimog-Schrauber profitieren von seinem Talent. Wilfried Theuerlein möchte, dass die Zuschauer seine Afrika-Reisen so authentisch wie möglich nachvollziehen können. Aus diesem Grund sind seine Filme auch chronologisch aufgebaut. „Nur die Hitze von 35 Grad Celcius und die Gerüche bringe ich nicht so hin“, scherzt er.

Der Filmer wird einmal selbst zum Fotomotiv.

Der Filmer wird einmal selbst zum Fotomotiv.

Auf den Gruppenreisen, die er mitmacht, wird aus dem Fahrzeug heraus gefilmt. In den umgebauten Lastwagen, die perfekt für den Campingurlaub ausgestattet sind, sitzt man erhöht, so dass man einen einzigartigen Blick auf Land, Leute und Tiere hat. Nicht nur in den Nationalparks, sondern auch auf den Fahrten über Land gibt es viele beeindruckende Szenerien einzufangen, erklärt er. Luftaufnahmen per Drohnen sind für ihn keine alternative Art zu filmen weil in „99 Prozent der Naturparks das Aussteigen verboten“ sei, so dass man sie gar nicht erst starten lassen kann.

Bereits am Ende eines Tages, weiß er, was er von den gemachten Aufnahmen für den späteren Film verwenden wird. Seine Frau habe dabei Mitspracherecht und Beraterstatus. Trotz der langjährigen Erfahrung kann es dennoch vorkommen, dass Wilfried Theuerlein einen Teil des Film-Entwurfs verwirft. Manchmal wenn er lange daran arbeitet, wird es ihm auch zuviel. Dann legt er schon einmal ein paar Tage Pause ein.

Sein wichtigstes Gepäckstück auf Reisen ist natürlich seine Videokamera, die nie unbeaufsichtigt ist. Es sei denn er lässt sie laufen während er schläft, um auf gut Glück Nachtaufnahmen zu machen. Einzigartige Bilder von Hyänen, die durchs Camp streifen, sind ihm auf diese Weise gelungen. Bei aller Leidenschaft empfindet er das Filmen nicht als Pflicht. Und bei Tieraufnahmen steht die eigene Sicherheit immer über spektakulären Motiven.

Wilfried Theuerlein kann die Reisen immer noch ganz unbeschwert genießen, weil er keine Erwartungen hat. Er lässt es auf sich zukommen, was ihm die Länder in ihrer Vielfalt bieten. Dass er seine Umgebung dabei nicht nur über die Kameralinse als gefällige Kulisse wahrnimmt, merkt man, wenn man sich mit ihm unterhält. Zwar zeigt der Maler in seinen Filmen vor allem die schönen Seiten, doch er weiß auch um die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der jeweiligen Länder, was er an sein Publikum bei den Vorführungen auch weitergibt.

Sein umfassendes Wissen hat er vor allem von den Reiseleitern und den Menschen vor Ort, mit denen er sich unterhält. Er informiert sich aber auch über eine deutschsprachige Zeitung aus Namibia im Internet. Tiefere Einblicke gewährt ihm außerdem ein Bekannter, der in den 90er Jahren nach Namibia ausgewandert ist und den das Ehepaar Theuerlein regelmäßig auf dessen Wildtierfarm besucht. Auch über seine zweite Leidenschaft, das Modellfliegen, bekommt er in Afrika Anschluss an die Bevölkerung.

Dass er seine Urlaube ausschließlich auf diesem Kontinent verbringt liegt daran, dass er die Gelegenheit nutzen möchte, so viel wie möglich vom ursprünglichen Afrika zu sehen. Denn in zehn Jahren, so seine Prognose, wird sich vieles verändert haben. Schon jetzt schrumpfen die Nationalparks und teilweise nur noch kleine Flecken Urwald sind übrig geblieben. In Tansania wurden innerhalb von drei Jahren etwa 65 Prozent der Elefanten gewildert. Die Erkenntnis, dass die Wildtiere für die Einheimischen lebendig wertvoller sind als tot, setzt sich leider nur langsam durch.

 Afrikas Tierwelt – wie Berggorillas – ist zugleich Naturerbe der Menschheit und Motor für die Tourismusindustrie des Kontinents.

Afrikas Tierwelt – wie Berggorillas – ist zugleich Naturerbe der Menschheit und Motor für die Tourismusindustrie des Kontinents.

Südafrika, Namibia, Botswana, Malawi, Sambia, Tansania, Kenia, Uganda und Simbabwe: Die Liste seiner Reiseziele ist bereits ansehnlich. Gerade jene Länder, die in der öffentlichen Wahrnehmung keinen so guten Stand haben, stellten sich als sehr sicher heraus, laut Wilfried Theuerlein. Heuer gibt es für den Afrika-Kenner sogar eine besondere Premiere: Mit Freunden wird er zum ersten Mal nach Madagaskar reisen. Ein Jahr Planung flossen bereits in diesen Urlaub in dem Inselstaat im Indischen Ozean. Bei 12000 Arten von Blütenpflanzen und 109 Säugetierarten wird er auch dort sicherlich wieder außergewöhnliche Motive vor seine Linse bekommen. Doch man braucht dabei immer das gewisse Quäntchen Glück. Diese Erfahrung machte er schon auf seinen früheren Reisen.

In Sambia beispielsweise kamen sie gerade zur rechten Zeit, um die größte Säugetierwanderung in Afrika mitzuerleben: Unzählige Flughunde verdunkelten in einem einzigartigen Schauspiel den Himmel über ihnen. Und bei den Berggorillas in Uganda war der Wettergott ihnen äußerst gewogen. Nach vier Tagen Dauerregen klarte es auf, so dass sechs Primaten, von denen es nur noch rund 700 gibt, aus ihrem Unterschlupf im Dickicht ein Stückchen hervorkamen. Ebenfalls in Uganda zeigte sich ihnen ein sehr seltener Schuhschnabelstorch.

Ginge es nach Wilfried Theuerlein würde er alle Länder noch einmal bereisen. Die Landschaften und die Tierwelt faszinieren ihn. Eine Expedition durch den Kongo steht ganz oben auf seiner Wunschliste. Bei keiner seiner Reisen hat er schlechte Erfahrungen gemacht. Auch vor den oft befürchteten Krankheiten blieben die Theuerleins verschont: Weder Durchfall noch Malaria suchten das Ehepaar bisher heim. Nur einmal haben sie sich angesteckt und zwar bei ihrer ersten Reise nach Namibia: Doch diesen Afrikavirus werden sie so schnell wohl nicht wieder los. mes

Wilfried Theuerlein zeigt am Samstag, 13. Februar, ab 20 Uhr seinen Film über Simbabwe im Gasthof „Zum Ochsen“. Der Eintritt ist frei und es sind Skulpturen aus Simbabwe ausgestellt. Ab 18 Uhr besteht die Möglichkeit zum Abendessen. Es werden auch afrikanische Gerichte angeboten.


Aufladen und Verweilen

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Gemeinden rechnen durch Stromtankstellen mit zusätzlichen Gästen

ROTHENBURG LAND – Während man in Berlin noch diskutiert, werden in der fränkischen Provinz Fakten geschaffen: Für einige Auswärtige sind Insingen und Wettringen Geheimtipps, um ihre Akkus in der ländlichen Idylle aufzuladen. Und zwar wortwörtlich. In beiden Gemeinden stehen nämlich neuerdings Ladesäulen für Elektrofahrzeuge.

Leise und besonders umweltfreundlich, sagen die Befürworter. Eine geringe Reichweite, zu teuer, lange Aufladezeiten und zu wenige Stromtankstellen führen die Skeptiker ins Feld. Am Elektroauto scheiden sich in Deutschland (noch) die Geister. Um den Bundesbürgern die Stromer schmackhaft zu machen, ist auf politischer Ebene seit vergangener Woche eine Kaufprämie von 5000 Euro oder auch ein Steuervorteil im Gespräch.

Bis 2020 möchte die Regierung eine Million Elektroautos auf die Straßen bringen, was eine mehr als ambitionierte Zielsetzung ist, denn bislang gibt es nur etwa 47500 zugelassene Elektroautos in Deutschland. In den Vereinigten Staaten, Japan und Frankreich werden diese Fahrzeuge bereits staatlich subventioniert.

Ziehen an einem Strang für Elektromobilität: Energieversorger und Kommunalvertreter. Foto: Scheuenstuhl

Ziehen an einem Strang für Elektromobilität: Energieversorger und Kommunalvertreter. Foto: Scheuenstuhl

Von der Prämie, die unser westlicher Nachbar ausgibt, profitieren indirekt auch deutsche Autofahrer. Das französische Energiegesetz sieht vor, dass ein Halter sein Elektroauto – für das er einen staatlichen Zuschuss von 6300 Euro bekommt – nur sechs Monate und mindestens 6000 Kilometer gefahren haben muss, bevor er es weiter verkaufen kann, ohne dass er die Prämie verliert. Auf einschlägigen Internetportalen finden sich deshalb viele gebrauchte Elektroautos aus Frankreich wieder.

Doch die Senkung der Anschaffungskosten ist nur eine Seite der Medaille bei der Förderung der Elektromobilität. Gleichzeitig muss das Netz an Ladestationen flächendeckend ausgebaut werden. Bislang gibt es deutschlandweit nur knapp 5000 davon. Zwar bleibt die heimische Ladebuchse auch dann weiterhin der hauptsächliche Stromlieferant für das eigene Auto. Vielleicht schaffen dadurch die Stromer aber dennoch ihren Ruf als reines Stadtauto abzulegen und auch für Fahrten über Land attraktiv zu werden. Denn auch dort entstehen nach und nach Stromtankstellen. Die zwei jüngsten Ladesäulen in der Region befinden sich in Insingen (Diebacher Straße) und Wettringen (Marktplatz) und werden von dem regionalen Energieversorger N-Ergie betrieben.

Die Flächen im Besitz der Gemeinde werden hierfür kostenfrei zur Verfügung gestellt. Peter Köhnlechner, Erster Bürgermeister von Insingen, sieht in den Ladesäulen einen „ersten, wichtigen Schritt in Richtung elektromobile Zukunft“. In Sachen Energiewende kann seine Gemeinde bereits eine ansehnliche Bilanz vorweisen: 945 Photovoltaikanlagen, zwei Biogasanlagen und fünf Windräder gibt es in Insingen.

Wettringens Bürgermeister Karl Augustin hebt den Standortvorteil durch die neuen Ladesäulen hervor: „Wir freuen uns auf Ausflügler, die einen Aufenthalt in Wettringen mit einem Ladevorgang verbinden. Das stärkt die lokale Wirtschaft.“ Des einen Freud, ist aber des anderen Leid: Ein Ladevorgang dauert– je nach Ladestand und Ladeleistung des Fahrzeugs – mitunter mehrere Stunden.

Auch in Wettringen freut man sich über die Ladesäule.  Foto: Rößler

Auch in Wettringen freut man sich über die Ladesäule. Foto: Rößler

An den hiesigen Säulen können rund um die Uhr jeweils zwei Elektromobile gleichzeitig mit Öko-Strom über Typ2-Stecker mit einer Leistung von je 22 Kilowatt „betankt“ werden. Bis auf Weiteres ist dies kostenfrei. Die Kommunen werden nicht an den Betriebskosten beteiligt. Die Einführung eines Zeittarifs sei aber vorstellbar, erklärt Markus Prokop-czuk, Betreuer der kommunalen Kunden der N-Ergie. Möglich wäre auch, dass man sich per Anwendung auf dem Mobiltelefon (also per „App“) einen Platz an der Säule von unterwegs reservieren kann. Somit ließe es sich verhindern, dass zu der Lade- noch eine Wartezeit hinzukommt. Falls dieser zusätzliche Dienst eingeführt wird, soll ein reservierter Platz an der entsprechenden Säule anhand eines roten Lichts angezeigt werden. Bislang gibt es dort nur zwei Leuchtsignale zu sehen: Grünes Licht heißt die Säule ist bereit zum Aufladen und an dem blauen Licht erkennt man, dass gerade ein Ladestecker eingesteckt ist.

Die Stromtankstellen in Insingen und Wettringen werden bereits in Navigationssystemen und Mobiltelefon-Anwendungen angezeigt. Sie sind zudem in den Ladeverbund „Franken+“ integriert, einer Kooperation von derzeit 18 Stadtwerken in Nordbayern, deren Gründungsmitglied die N-Ergie ist. Für alle dort eingebrachten Ladesäulen wird im Laufe des Jahres 2016 ein einheitliches Bezahlsystem ausgestaltet und eingeführt werden. Allein heuer plant das Unternehmen 50 bis 60 Ladesäulen aufzustellen, so Ulrich Lell, Ansprechpartner für Elektromobilität bei der N-Ergie und fügt hinzu: „Als regionaler Energieversorger möchten wir das Zukunftsthema Elektromobilität gemeinsam mit den Kommunen in der Region vorantreiben.“

Damit die Gemeinde- und Bürgervertreter auch wissen, was es mit der Elektromobilität und insbesondere dem Ladevorgang wirklich auf sich hat, stellt ihnen der Energieversorger für ihre Dienstfahrten jeweils zwei Wochen lang ein umweltfreundliches, rein elektrisches Auto zur Verfügung. mes

Dombühl vor Herausforderungen

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Das Jahr 2016 bringt einiges mit sich, verspricht Bürgermeister Geier – Bürgerversammlung

DOMBÜHL – Die Marktgemeinde Dombühl steht 2016 wie auch in den folgenden Jahren vor großen Herausforderungen. Trotz beachtlicher Kosten verbreitet Bürgermeister Jürgen Geier Aufbruchstimmung und zeigt sich zuversichtlich, was die Bewältigung der Aufgaben anbelangt. „Das Jahr 2016 wird intensiv und arbeitsreich, aber es wird die Kommune voranbringen“, so seine Einschätzung bei der jüngsten Bürgerversammlung in der örtlichen Mehrzweckhalle.

Zunächst aber richtete der Rathauschef einen Blick zurück auf das vergangene Jahr. Zahlreiche Projekte und Maßnahmen seien verwirklicht worden; darunter die Neugestaltung des Außenbereichs am Kindergarten in Kloster Sulz, Unterhalts- und Verbesserungsmaßnahmen am „Sulzachwanderweg“, die Zustandserfassung der Kanalisation sowie Straßenausbesserungsarbeiten in der Blumenstraße.

Ferner habe man hinsichtlich der Straßenbeleuchtung einen Komplettservice-Vertrag mit der N-Ergie abgeschlossen und bis September letzten Jahres eine Umrüstung der ge­samten Straßenbeleuchtung auf LED-Technik vorgenommen. Die Kosten hierfür beliefen sich auf 27000 Euro; mit einer Amortisation sei in drei bis vier Jahren zu rechnen, so Geier, der auch ausführlich auf das geplante Naturerlebnisbad (wir berichteten) einging. Die Kosten hierfür beliefen sich auf rund 560000 Euro; der Förderbescheid werde noch im Februar erwartet.

Am Bahnhof soll  mit der Anlage von 52 Parkplätzen begonnen werden. Foto: Meyer

Am Bahnhof soll mit der Anlage von 52 Parkplätzen begonnen werden. Foto: Meyer

Das Baugebiet „Am Kirchbuck“ sei an die Kreisstraße AN 4, welche mit einem Geh- und Radweg sowie einer Querungshilfe ausgestattet wurde, angebunden worden. Darüber hinaus habe man mit einem Kostenaufwand von etwa 60000 Euro einen Feuerlöschteich samt Regenrückhaltebecken für das Gewerbegebiet „Stockäcker“ angelegt sowie eine Erdverkabelung mit einer 20 KV-Leitung im Bereich des Spielplatzes „Lindenstraße“ in die Wege geleitet. Der kommunale Bauhof durfte sich über einen neuen Schlepper (Kosten: 132000 Euro) für Mäharbeiten und für den Winterdienst freuen, während die Sanierung des Hallendachs in der örtlichen Mehrzweckhalle rund 90000 Euro verschlungen hat (Eigenanteil Gemeinde: 30000 Euro). Eine Sanierung des Schulsportplatzes wurde ebenso vorgenommen wie die Anlage eines neuen Salzsilos mit einer Lagerkapazität von 50 Kubikmetern für den Winterdienst.

Mit einer verbesserten Außendarstellung der Kommune in vielfältiger Form sieht Geier seine Gemeinde inzwischen „bestens repräsentiert“. Zuletzt sei die Unterbringung von Flüchtlingen auch in Dombühl ein wichtiges Thema gewesen. Dabei sei die Gemeinde ihrer Verantwortung gerecht geworden und beherberge aktuell 76 Flüchtlinge (48 Iraker, 27 Syrer und ein Iraner). Aus diesem Anlass habe sich Ende November ein Helferkreis mit mehr als 20 Personen etabliert.

Mit diesen Flüchtlingen zähle der Markt derzeit 1765 Einwohner (2013 waren es nur 1629). Im Rathaus notierte man sieben Eheschließungen, elf Geburten und acht Sterbefälle. Seit Mai 2014 konnten schon zehn Bauplätze verkauft werden, womit Geier beim Haushaltsentwurf 2016 angelangt war. Mit rund 2,5 Millionen Euro weise der Vermögenshaushalt ein „in dieser Größenordnung noch nicht da gewesenes“ Volumen auf. Der Haushalt insgesamt sieht Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 5,2 Millionen Euro vor.

Geier sieht die Ausgaben aber als eine Investition in die Zukunft und rechnet mit einem Anstieg der Verschuldung auf mehr als 1,8 Millionen Euro, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 1038 Euro entspreche. In diesem Betrag seien anteilige Verbindlichkeiten des Schulverbandes Schillingsfürst (74000 Euro) sowie im Zweckverband Interfranken (239000 Euro) enthalten. Größte Einnahmeposten für 2016 seien die Gewerbesteuer (500000 Euro) und der Einkommensteueranteil (680000 Euro); an Schlüsselzuweisungen erwarte man 333000 Euro. Bei den Ausgaben müssten 687000 Euro als Kreisumlage und 563000 Euro für Personalkosten aufgewendet werden. Die Kinderbetreuung verschlinge weitere 343000 Euro und weitere 148000 Euro seien als VG-Umlage vorgesehen.

Trotz Tilgungsleistungen in Höhe von 264000 Euro wird bei einer Kreditaufnahme von 395000 Euro eine Neuverschuldung in Höhe von 131000 Euro erwartet. Dieser Aufwand sei aber notwendig, um zahlreiche Vorhaben in 2016 zu realisieren, so Geier, der allein 1,8 Millionen Euro als direkte Investition in verschiedene Projekte nannte (davon zirka 948000 Euro als Fördergelder). So werde die komplette Erschließung des dritten Bauabschnittes im Baugebiet „Am Kirchbuck“ angestrebt. Mit einem Kostenaufwand von 414000 Euro sollen dort 27 weitere Bauplätze entstehen.

Ab Dezember 2017 soll die S-Bahn bis Dombühl fahren, weshalb ab dem Sommer 2016 die Herstellung von ersten 52 Park & Ride-Parkplätzen im Bahnhofsgeländebereich geplant ist. Auch soll mit der Sanierung des von der Kommune erworbenen Bahnhofsgebäudes samt Einrichtung eines Dorfladens mit Café begonnen werden. Doch eigene Kläranlage Nachdem eine gemeinsame Lösung mit der Stadt Leutershausen für die Abwasserbeseitigung auf Grund eines dortigen Stadtratsbeschlusses gescheitert sei, würden die Planungen nun den Neubau einer eigenen Kläranlage am Standort Kloster Sulz vorsehen. Eine Fertigstellung werde aber erst bis 2018 anvisiert; die Kosten würden sich auf rund zwei Millionen Euro belaufen.

Weitere Themen blieben auch im kommenden Jahr das 19 Hektar umfassende Industrie- und Gewerbegebiet „Dombühl-Süd“ sowie der in die Wege geleitete Breitbandausbau. Bei Letzterem laufe das Förderverfahren; eine Umsetzung ist im Herbst 2016 angedacht. Abschließend dankte Geier der örtlichen Feuerwehr für die Bewirtung während der jetzigen Zusammenkunft. hm

Großes Zusammenspiel

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Modellfiguren-Hersteller Preiser gehen die Ideen nicht aus

STEINSFELD – Die Miniaturwelt des Modellfiguren-Herstellers Preiser wächst von Jahr zu Jahr. In die Reihe der Prominenten mit dem amerikanischen Präsidentenpaar Barack und Michelle Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, hat sich jetzt das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Papst Franziskus, dazugesellt – fröhlich winkend.

Die traditionelle Kleinkunst-Werkstatt räumte dem Heiligen Vater beim Auftritt auf der weltweit größten Spielwarenmesse in Nürnberg einen Ehrenplatz ein – als Neuheit im Sortiment. 2850 Aussteller aus 67 Ländern zeigten dort ihre Produkte und warteten darauf, dass die Händler sie ordern und in ihren Läden und Kaufhäusern zum Verkauf anbieten. Auch eine bayerische Trachtengruppe in schickem Dirndl und fescher Lederhose vergrößert die Produktvielfalt bei Preiser. Zusätzlich ergänzen Feuerwehrmänner beim Einsatz in Vollschutzanzügen und ein roter Kranwagen von Magirus als Zubehör das bunte Szenario der Ereignisse. Kinder und Erwachsene sind gleichermaßen davon begeistert.

Bekannte Marke in der Szene: Die Minaturwelt von Preiser gibt ein überzeugendes Abbild der realen Welt wieder. Fotos: wa

Bekannte Marke in der Szene: Die Minaturwelt von Preiser gibt ein überzeugendes Abbild der realen Welt wieder. Fotos: wa

Tausende ausgewählte Artikel umfasst das Angebot des Familienunternehmens, das seit 1949 mit Akribie, Sorgfalt und Präzision realistische Miniaturfiguren herstellt. Anfänglich in Handarbeit aus Lindenholz, seit den 60er Jahren im Kunststoffspritzguss in dreizehn verschiedenen Größen im Maßstab von 1:22,5 bis 1:500. Entwickelt und produziert wird die Vielzahl von Figuren und Zubehör an den beiden Standorten Steinsfeld und Neustadt bei Coburg von jeweils etwa zwanzig Mitarbeitern, handbemalt auf der Insel Mauritius im indischen Ozean, wo zu Spitzenzeiten bis zu 200 Beschäftigte arbeiten.

Für die Miniaturfiguren werden Vorlagen sorgfältig recherchiert, um sie in Gestalt und Kleidung perfekt umzusetzen. Bevor der Papst in der Kreativwerkstatt Gestalt annahm, studierten die innovativen Köpfe bei Preiser die Gesichtszüge und die Körpersprache des Pontifex. Erst dann entstand der erste Entwurf. Die Haltung des kleinen Menschlein in der einfachen weißen Soutane und dem schlichtem Eisenkreuz auf der Brust entspricht durchaus dem seines großen Vorbildes und gehört jetzt als Andenken, Glücksbringer oder als Beschützer zum Angebot von Preiser.

Die beiden Brüder, Volker und Jürgen Preiser, führen das Unternehmen in der dritten Generation. Auch Vater Horst Preiser, Jahrgang 1934, ist noch beinahe täglich im Geschäft anzutreffen. Besonderes Merkmal der Führungsriege ist die Konzentration auf das Wesentliche und unternehmerische Bescheidenheit. Räume und Gebäude am Hauptsitz Steinsfeld wirken nüchtern und sachlich. Erst im Kellergeschoss stößt der Besucher auf die einmalige Miniaturwelt, die in ihrer Vielfalt so farbig ist und auch ein Stück Sozialgeschichte erlebbar macht.

„Balanceakt“: steigender Tablettenkonsum.

„Balanceakt“: steigender Tablettenkonsum.

In verschiedene Szenen aufgeteilt, vermitteln die Figuren und Inventargegenstände einen Eindruck von der Welt als eine einzige Beziehungskiste – auch vom Leben der einfachen Bürger: Lkw-Fahrer, Handwerker und Bauern, Hausfrauen, Außenseiter, Optimisten, Büro- und Technokraten. Winzlinge in Uniform, im Anzug oder in Arbeitskluft, mit Arbeitsdisziplin und Augenblickskomik, die das tun, was alle versuchen: das Leben zu meistern. Schaut man sich die Ausstellung mit Dutzenden von Schaukästen aufmerksam an, erkennt man in dieser „Welt im Kleinen“ weitere nette Ausgestaltungsideen: Markttreiben, Zirkusleben, Straßenkunst, Bahnhofsgewimmel, Strandleben mit Eisverkauf und vielerlei sportliche Aktivitäten wie Tennis, Golf, Schach, Angeln, Klettern.

Die beliebtesten Artikel sind die Charaktere für Eisenbahnfans, vor allem der Schaffner mit Kelle, Polizei- und Feuerwehrleute, auch die literarische Darstellung des Sensenmannes, wie sie sich unter anderem in Grimms Märchen findet. Große Tiere im Miniformat, wie der Elefant in der Schlange, gehören ebenfalls zu den Klassikern der Kollektion. Bekennende Karl-May-Anhänger ordern Winnetou und Old Shatterhand in Gestalt von Lex Barker und Pierre Brice.

An Ideenreichtum fehlt es nicht. Unerschöpfliche Anregungen zu neuen Gestaltungsmöglichkeiten holen sich die Preisers aus dem Vielerlei des Lebens, aus Märchen, Mythen und Fabeln, Film und Fernsehen oder aus der Werbung. Neben Standardausführungen werden selbst ausgefallene Sonderwünsche erfüllt Ein Architekt aus Saudi-Arabien bestellte muslimische Pilger auf der Wallfahrt nach Mekka, eine ostdeutsche Modellbahnfirma den langjährigen DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker. Für den Markt in Fernost entwarf die Miniatur-Werkstatt die gewünschten Reisbauern mit Strohhut.

„Der Unnahbare“ in der Kunst: groteske Situation in Szene gesetzt.

„Der Unnahbare“ in der Kunst: groteske Situation in Szene gesetzt.

Preiser profitiert vom globalen Markt. Seine Figuren finden weltweit Verwendung im Modellfachhandel, immer stärker auch im Architekturmodellbau oder bei der psychologischen Diagnostik von Kindern. Die Miniaturwelt regt das Kind an, die emotionalen Beziehungen zu den Menschen und Dingen seiner Umgebung sichtbar und erkennbar zu machen. Preiser-Figuren schmücken auch Buchtitel, Kunstbände, Fotobücher, Hochglanzmagazine. Als Illustration für Beziehungen von Mensch zu Mensch, Natur und Technik, kleine Leute in der weiten Welt. Ein großes Männermagazin inszenierte eine neue Kollektion luxeriöser Uhren mit Preiser-Modellbau-Miniaturen, um die „wahre Größe“ der hochmodernen Zeitmesser als Schmuckstücke und Wunderwerke der Technik in ihrer ganzen Schönheit zu zeigen. Dies alles trägt zum Erfolg des Unternehmens bei. Ein großes Zusammenspiel vieler Faktoren. sis

Immer konkreter

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Starterprojekte der ILE-Region Rothenburg nehmen Formen an

ROTHENBURG/COLMBERG – Gehören sie wohl zu den Projekten, die in der ILE-Region Rothenburg schnell umgesetzt werden können: der Naturerlebnis-Pfad namens „Dachsbau“ im Bereich der Colmberger Burg und des dortigen Gutshofs oder der Radweg auf dem inzwischen weitgehend verbuschten Bahndamm zwischen Rothenburg und Gebsattel?

ILE steht für Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept und meint für den hiesigen Bereich eine Art Zukunftsplan für dieses Gebiet der beiden früheren kommunalen Allianzen Obere Altmühl und Rothenburg Land. Die hiesige Region soll sich dabei vom Kirchturmdenken verabschieden, gemeinsame Chancen entdecken und beim Entwickeln bestimmter Projekte in den insgesamt zehn Gemeinden plus der Tauberstadt mit ihren rund zusammengerechnet 22000 Einwohnern enger zusammenrücken.

Nicht zuletzt geschieht das, obwohl das nicht offensiv unterstrichen wird, auch und nicht zuletzt vor dem Hintergrund geänderter Förderbedingungen. Um als Gebiet überhaupt noch berücksichtigt werden zu können, muss der dahinter stehende Zusammenschluss immer größer sein. Seit November 2014 läuft vor besagtem Hintergrund der Prozess, zu einer ILE-Region zusammenzufinden. Mit von der Partie sind die Große Kreisstadt Rothenburg, der Markt Colmberg und die Gemeinden Adelshofen, Buch am Wald, Gebsattel, Geslau, Insingen, Neusitz, Ohrenbach, Steinsfeld und Windelsbach. Sie haben sich zur Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um die Entwicklung und Zukunftsgestaltung der Region gemeinsam voranzubringen. Bei der offiziellen Auftaktveranstaltung im Juni 2015 mit Beteiligung von Delegationen aus den verschiedenen Orten ist ein relativ umfangreicher Projektkatalog erarbeitet worden. Insgesamt über 70 unterschiedliche Vorhaben sind inzwischen erdacht, um der Region frisches Potenzial und neuen Gewinn zu bringen und sie auf diesem Weg auch zusammenzuschweißen.

ILE-Sprecher Wilhelm Kieslinger freut sich über das Ziehen an einem Strang und auf das Projekt Dachsbau um Burg und Gutshof Colmberg.    Foto: Weber

ILE-Sprecher Wilhelm Kieslinger freut sich über das Ziehen an einem Strang und auf das Projekt Dachsbau um Burg und Gutshof Colmberg. Foto: Weber

Eingeflossen sind dabei Ergebnisse aus einem Seminar in der Dorferneuerungs-Schmiede Klosterlangheim, Ideen der Bürger aus der Auftaktveranstaltung, die Ergebnisse von Bürgermeister-Interviews und auch wichtige Gesichtspunkte aus dem Blickwinkel der Fachplaner, eines Büros aus Würzburg. Um möglichst schnell Ergebnisse zu erreichen, musste diese Sammlung auf die Vorhaben reduziert werden, die sich am kurzfristigsten umsetzen lassen.

Bei der jüngsten Veranstaltung kamen in der Grundschule Oberscheckenbach jetzt Delegationen der Stadt Rothenburg und der beteiligten Gemeinden zusammen, um aus dieser Auswahl sogenannte Starterprojekte zu benennen. Projektwerkstatt betitelte sich dieses Treffen sinnig. Rund 90 Frauen und Männer aus den verschiedenen Orten, darunter nicht zuletzt auch die politischen Vertreter, setzten dabei das Signal auf Grün. Mit einem Impulsreferat hatten Diplomingenieur Johannes Klüpfel vom Büro Schirmer Architekten und Stadtplaner aus Würzburg und Sigrid Ziesel vom Büro WGF Landschaft aus Nürnberg die Erkenntnisse aus der bisherigen Planung zusammengefasst. Dabei zeigten sie nicht zuletzt auch auf, welche von den angedachten Projekten, die sich alle in den nächsten 20 Jahren umsetzen ließen, ausgewählt worden sind.

Sechs Arbeitsgruppen zu den Bereichen Arbeiten, Wohnen, Daseinsvorsorge, Tourismus und Erholung, Landnutzung und Energie sowie Orts- und Landschaftsbild suchten daraus die sogenannten Starterprojekte aus. Ein Dorfladen soll die Örtliche Nahversorgung verbessern. Die Vermarktung von regionalen Produkten in der Gastronomie wurde neu aufgenommen. Mit einem Bürgerbus könnten die Ortsteile und Lebensmittelmärkte, Ärzte und Kulturveranstaltungen angefahren werden und eine Ergänzung zum Öffentlichen Nahverkehr entstehen.

Ins Wohnen auf dem Land soll durch die Innenverdichtung und Innenentwicklung von Orten neuer Schwung und Akzent gebracht werden. Eine Bestandsaufnahme verwertbarer Grundstücke und Gebäude wird die vorhandenen Potenziale aufzeigen, die Bevölkerung sensibilisieren und aktivieren. Nach dem Abbau der Schienen auf dem Bahndamm zwischen Rothenburg und Gebsattel ist dort inzwischen ein verbuschtes Biotop entstanden. Wenn allein der Bereich der Dammkrone beziehungsweise der Sohle des früheren Gleisbetts freigeräumt würde, ließe sich hier (bei geringem Eingriff in das inzwischen etablierte System) auf schöner Ebene ein Radweg als attraktive Verbindung für Schüler, Pendler und Touristen entstehen. Eine Vinothek in Tauberzell könnte eine neue Schlüsselrolle für die Präsentation und Vermarktung von Wein in Verbindung mit regionalen Produkten und Kunst und Kultur einnehmen. Auch der ILE-Auftritt bei der Wirtschaftsmesse ist von einer kleinen Arbeitsgruppe vorbesprochen worden. Ganz im Osten der Allianz, in Colmberg, ist jenes besondere touristische Projekt angedacht. Dachsbau nennt es sich. Es soll auf rund 60 Hektar Fläche um Burg und Gutshof die Natur und die Tiere der Frankenhöhe in den Bereichen Wasser, Wald und Wiese in interessanter und ansprechender Form darstellen.

Nicht belehren ist dabei das Ziel, sondern Unterhalten auf hohem Niveau für alle Altersklassen, heißt es im Vorfeld. Höhenwege, Tunnels und vieles mehr sollen den Besucher zu Perspektivwechseln veranlassen. Auch an passende Aktivstationen ist gedacht, wie etwa an ein wackelndes Spinnennetz, das ein Habicht als Ziel für seinen Angriffsflug aussucht. Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob und wie das alles zu realisieren ist.

Als gastgebender Bürgermeister hatte Johannes Hellenschmidt zur Projektwerkstatt begrüßt. Mit von der Partie war an dem Abend nicht zuletzt auch Baudirektor Hubert Rebhan vom Amt für ländliche Entwicklung Ansbach. ILE-Sprecher Wilhelm Kieslinger äußerte sich in seinem Resümee gegenüber unserer Redaktion sehr zufrieden mit Resonanz und Ergebnis der Veranstaltung. Die Planer arbeiten jetzt für die genannten Starterprojekte Konzepte aus. Im April ist eine Expertenrunde vorgesehen, die sich mit den Entwürfen beschäftigt und sich dazu ihre Gedanken macht. -ww-

Eine ehrenvolle Auszeichnung

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Schillingsfürst erreicht den dritten Platz als schönsten Friedhof im Landkreis

SCHILLINGSFÜRST – Im Rahmen eines landesweiten Friedhofswettbewerbes erreichte im Landkreis Ansbach der Neue Friedhof in Schillingsfürst den dritten Platz. Der Preis wurde an der Jahreshauptversammlung des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege Ansbach im Gasthof Bergwirt in Schernberg verliehen.

Durchgeführt hat den Wettbewerb der Bayerische Landesverband für Gartenbau und Landespflege und mit seinen in ihm zusammengeschlossenen Vereinen in sechzig Landkreisen. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Hans Rummel überreichte die Auszeichnung in Form einer Ehrenurkunde und einer Bronzetafel an Bürgermeister Michael Trzybinski, und den Friedhofsbeauftragten der Stadt, Peter Dinzl. Die Ehrenurkunde wird im Schaukasten des Friedhofes ausgehängt, und die Bronzetafel soll am Eingang des Friedhofsgebäudes angebracht werden.

Bürgermeister Michael Trzybinski und Hans Rummel mit Ehrenurkunde und Bronzetafel.

Bürgermeister Michael Trzybinski und Hans Rummel mit Ehrenurkunde und Bronzetafel.

In der Begründung für die Auszeichnung des Neuen Friedhofes der Stadt Schillingsfürst wurde die schöne Lage, die Bepflanzung mit Laubbäumen, die breiten Wege und deren Pflasterung hervorgehoben, die der Ruhestätte einen einzigartigen Cha-rakter verleiht.

Der Neue Friedhof in Schillingsfürst hat ein einzigartiges Ensemble aus Schwesternkapelle, Leichenhaus und Wirtschaftsgebäude aufzuweisen. Es wird aber auch Wert darauf gelegt, die historischen Grabsteine und -platten zu erhalten. Die ehrenvolle Auszeichnung geht auch an die Bürger für die Grabpflege und Gestaltung des Friedhofes. Der Dank galt auch dem Friedhofsbeauftragten und Bürgermedaillenträger der Stadt Schillingsfürst, Peter Dinzl, den Mitarbeitern des Bauhofes, und Martina Hofacker für die Friedhofsverwaltung der Stadt. Mit der Preisverleihung kehre kein Stillstand ein, so der Bürgermeister. Vielmehr gelte es die Herausforderung anzunehmen den Neuen Friedhof weiterzuentwickeln. Dazu zähle als nächster Schritt die Innensanierung der Schwesternkapelle und die notwendige Kellersa-nierung mit den sechs Gruften.

Die Gruften sollen ebenfalls als letzte Ruhestätte angeboten werden. Der Friedwald müsse ebenfalls hergerichtet und eine neue Umzäunung aufgestellt werden. Diese Maßnahmen erfordern auch weiterhin hohe finanzielle Aufwendungen für die Stadt Schillingsfürst. Das Stadtoberhaupt bittet deshalb die Bevölkerung auch weiterhin um Unterstützung in Form einer finanziellen Spende (Sparkasse Rothenburg DE69 7655 1860 0000 3280 21, VR-Bank Rothenburg DE51 7606 9601 0006 4136 76, Zweck „Friedhof“. eb

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