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Channel: Das Umland – Fränkischer Anzeiger
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Ein historisches Spektakel

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Lagerleben erfreut sich steigender Beliebtheit bei Besuchern und Teilnehmern

SCHILLINGSFÜRST – So allmählich stößt das jährliche Lagerleben des Schillingsfürster Bauernhaufens im Hofgarten von Schloss Schillingsfürst an seine Kapazitätsgrenzen. „Wir hatten dieses Jahr von allem etwas mehr“, wie Vorsitzender Markus Dürr betonte, weshalb das Gelände unweit des Kardinalsgarten erstmals komplett beansprucht werden musste.

Flötenkinder im Leiterwagen sorgten für musikalischen Genuss und ein Lächeln bei Besuchern.  Fotos: Meyer

Flötenkinder im Leiterwagen sorgten für musikalischen Genuss und ein Lächeln bei Besuchern. Fotos: Meyer

Sein Stellvertreter Roland Hasselt pflichtet ihm in dieser Ansicht bei. Schon seit 1958 existiere die Gruppierung nun und anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen sei man im Jahre 2008 erstmals in den fürstlichen Hofgarten ausgewichen und habe hier eine passende Bleibe gefunden. Man kümmere sich regelmäßig um die Pflege dieses Grundstücks, nachdem der Bauernhaufen sein Lagerleben zuvor an wechselnden Örtlichkeiten innerhalb der Schloss-Stadt abgehalten hatte, wie beide Organisatoren erklären.

„Der Hofgarten ist einfach ideal für uns“, meint Roland Hasselt über das Gelände in fürstlichem Eigentum. Weil man deshalb in jedem Jahr auf die Gunst des hiesigen Fürstenhauses angewiesen sei, kooperiere man hervorragend mit dem Partner und zeige sich durch diverse Spenden entgegenkommend. Am vergangenen Wochenende nun platzte der Hofgarten aus allen Nähten.

Immer mehr historische Gruppen, aber auch alte Handwerkskünste und interessierte Einzelpersonen wollen an dem Geschichts-Spektakel auf der Frankenhöhe teilnehmen. Dabei gehört der Freitag traditionell den teilnehmenden Gruppen und mitwirkenden Personen, wenn man unter sich bleiben will und gemeinsam die Geselligkeit und das Lagerleben in Ruhe genießen will, bevor dann an den beiden folgenden Tagen die Öffentlichkeit willkommen ist.

Hielt sich der Zuspruch am Samstag wegen des schlechten Wetters und des am Abend stattfindenden Viertelfinal­auftritts der deutschen Mannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft noch in Grenzen, so wurde man am Sonntag durch ein umso größeres Publikumsinteresse entschädigt. Nach einem morgendlichen Gottesdienst mit dem Schillingsfürster Pfarrerehepaar Alexandra und Carsten Fürstenberg, welche ein Laienschauspiel mit Migrationshintergrund zur Aufführung gebracht hatten, setzte im Hofgarten ein reges historisches Treiben ein.

Fechten und Musik

Das traditionelle Lagerleben wurde durch Fecht-Turniere und Exerziervorführungen, durch das Nachstellen des Verpflegens von im Kampf verwundeten oder auch durch den Blick auf die banale Arbeit eines Zahnarztes im Mittelalter bereichert. Mitunter zogen Musiker durch das Lager und erfreuten die Besucher ebenso mit ihren Klängen wie beispielsweise eine Dudelsackspielerin aus Dinkelsbühl, welche in diesem Jahr für die Veranstaltung gewonnen werden konnte.

Alte Handwerkskunst am Leben erhalten: Drechsler zeigte sein Können.

Alte Handwerkskunst am Leben erhalten: Drechsler zeigte sein Können.

Mitwirkende waren die Stadtwache Rothenburg und zahlreiche Marketenderinnen, die Feldschmiede aus der Tauberstadt, ebenso wie die dortigen Münzer. Weiterhin waren eine „Gruppe 1470“, die Schwarze Schar Ohrenbach und die fast namensgleiche „Schwarze Schaar“ aus Memmingen vor Ort. Die so genannten „Jaekleinsspieße“ aus Bad Rappenau waren mit ihrem Patenverein angereist.

Die noch freien Lücken im Feldlager füllten Bauersfrauen, welche zusammen mit den Kindern Ledergeldbeutel anfertigten oder vereinzelte Flötenkinder sowie Handwerker, welchen man bei der Ausübung ihrer alten Handwerkskünste, wie etwa einem Drechsler, über die Schulter schauen konnte. Das Abschießen von Kanonenböllern mittels bis zu 750 Kilogramm schwerer Geschosse sowie das Zutun von Hakenbüchsenschützen rundeten das Geschehen ab.

Schon am Samstagabend hatte sich ein langer Fackelzug mit rund 100 Teilnehmern nach Einbruch der Dunkelheit durch den Kardinalsgarten bewegt. In acht Jahren jähren sich die Bauernkriege der Jahre 1524 und 1525 zum 500. Mal und man habe schon einige Ideen im Hinterkopf, wie man dem Jubiläum dieses historischen Datums gerecht werden will, so die Verantwortlichen. Aktuell zähle der Bauernhaufen rund 60 aktive Mitglieder. Zuletzt konnten sogar zwei Neuzugänge aus dem Saarland begrüßt werden. hm


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