Schillingsfürster Weihnachtsmarktbesucher werden zur Kasse gebeten
SCHILLINGSFÜRST – An diesem Thema scheiden sich die Geister: Die Besucher des Fürstlichen Weihnachtsmarktes auf Schloss Schillingsfürst werden heuer zum ersten Mal zwei Euro Eintritt zahlen müssen. Diese unpopuläre Entscheidung hat der Stadtrat mit großer Mehrheit beschlossen und hofft auf Verständnis für die Gründe.

Wieder in der Christkind-Rolle: Alina Langenbuch.
Gerüchte von hohen Kostensteigerungen und Ansprüchen des Fürstenhauses machen die Runde. „Da ist nichts dran“, sagt Bürgermeister Michael Trzybinski. Vorausgegangen war eine Klausur des Stadtrates. Im Hinblick auf eine Ausrichtung der Aufgabenstellung stellte das Ratsgremium auch die Ausgaben für die sogenannten freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand. Je knapper das Geld wird, desto mehr geraten diese finanziellen Zuwendungen in Bedrängnis. Beim Kassensturz stellte sich heraus, dass die Stadt zuletzt eine freiwillige und widerrufliche Sonderzahlung in Höhe von insgesamt 130000 Euro an Vereine, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen oder für spezielle Veranstaltungen entrichtete, um entsprechende Angebote aufrecht zu erhalten. Die Gemeindevertreter setzten den Rotstift an und versuchten den Betrag um die Hälfte zu drücken. Bei dem Streichkonzert wurde beraten, wo überall Ausgaben gekürzt und Gebühren erhöht werden können.
Als Ausrichter des Weihnachtsmarktes, der 2013 vom Marktplatz in den Schlosshof verlegt wurde mit Zustimmung des Fürsten, bekam die Stadt die beiden Seiten der Medaille zu spüren. Die spezielle Atmosphäre lockte die Besucher. Als einfachste Lösung für eine belastbare Aussage bot sich eine Zählung an. Die durchgeführte Erhebung vor zwei Jahren durch die Freiwillige Feuerwehr ergab an drei Tagen einen Menschenfluss von dreitausend Gästen zwischen den Buden. Aufbau, Organisation, Beleuchtung, Budenbeschaffung, Bühne, Toilettenwagen, Sicherheitsdienst und Tassenspülservice kosten Geld. Auf 24000 Euro summierten sich diese Positionen. Die Summe reichte nicht und musste um zusätzlich 10000 Euro aufgestockt werden. Die Stadt erhöhte die Standgebühren für die 22 Beschicker und will die Schraube jetzt nicht noch weiter anziehen. So wurde der Gedanke in die Realität umgesetzt, die Besucher zur Kasse zu bitten, um den städtischen Haushalt nicht noch weiter zu strapazieren. Die Eintrittskarten haben für jeden Tag eine andere Farbe. Schummeln geht nicht. Kinder bis 13 Jahre haben freien Eintritt.
Mit geschätzten Einnahmen von sechstausend Euro aus dem Weihnachtsmarkt-Obolus ist die Stadt weit entfernt, die tatsächlichen Kosten zu decken. Die Einnahmen will sie für Markt-Investitionen wie die Anschaffung eigener Holzbuden verwenden. Bisher werden sie gegen eine Benutzungsgebühr angemietet, was gar nicht so einfach ist, denn der Bedarf an Verkaufsständen ist groß. Die Menschen lieben das vorweihnachtliche Markttreiben. Sie zieht es zum geselligen Beisammensein im Lichterglanz beim Duft von Glühwein.

Kein Renommée für den Fürstlichen Weihnachtsmarkt: der Bühnenverschlag vor dem Schloss. Fotos: sis
Der vierte Schillingsfürster Weihnachtsmarkt vor der Schlosskulisse wird am Freitag, 25. November, um 18 Uhr von Bürgermeister Michael Trzybinski eröffnet. Der Schulchor der Mittelschule stimmt musikalisch ein. Um 19 Uhr gibt die Bläserjugend der Stadtkapelle ein Konzert. Höhepunkt des Marktes am Samstag ist um 18.30 Uhr der Auftritt des Christkindes. Vom Balkon des Schlosses spricht – wie schon im letzten Jahr – die junge Frau Alina Langenbuch den Prolog, bekrönt und im glitzernden Gewand. Im Schlosshof gesellen sich „Holzgehner“ und Weihnachtsmann dazu. An allen drei Tagen unterstreicht Musik die Stimmung auf dem Fürstlichen Weihnachtsmarkt: Bläser, Posaunen, Jagdhörner, Flöten. Die Kinderbescherung am Sonntag um 15.30 Uhr übernimmt der Nikolaus. Das Programm wird ergänzt von einem Holzfigurenkünstler und durch Flugvorführungen der Greifvögel des Fürstlichen Falkenhofs an allen drei Nachmittagen bei guter Wetterlage.
Die Ludwig-Doerfler-Galerie zeigt parallel eine Weihnachtskrippenausstellung unter Geslauer Beteiligung und veranstaltet ein Weihnachtskonzert (Samstag 17 Uhr) und eine Märchenstunde (Sonntag 15 Uhr). Bariton Christoph von Weitzel gibt am Sonntag um 16 Uhr ein Adventskonzert. Die Fülle des Angebots trägt vielleicht dazu bei, die Besucher milde stimmen zu können, so dass sie Verständnis für die Entrichtung des Obolus aufbringen. sis