Freudenfest für Lars Zwick und den „Falken“ – Neu im Bib Gourmand Deutschland gelistet
TAUBERZELL – Für ihn und sein Team sei die Nachricht völlig überraschend gekommen – wie aus dem Nichts. Wenn Lars Zwick diesen einen Moment noch einmal Revue passieren lässt, als er erfuhr, dass er mit seinem Haus den Sprung in den Bib Gourmand Deutschland (wir berichteten) den kleinen Bruder des Guide Michelin, geschafft hat, dann scheint er dieses Wechselbad der Gefühle nochmals zu durchleben.

Christian Mittermeier (li.) und Jürgen Koch (re.) freuen sich mächtig über den Erfolg ihres Mit-Tauberhasen Lars Zwick und dessen Aufnahme in den Bib Gourmand Deutschland. Foto: Weber
Der Erste, der davon erfahren hatte, sei sein Cousin Christian Mittermeier gewesen. Von ihm sei er auch gleich angerufen worden, um zu gratulieren: „Ich war gerade bei meinen Bienen und dachte echt, ich hör nicht richtig.“ Er habe sich erstmal setzen müssen. Dann habe er gleich Melanie angerufen, die Frau an seiner Seite, um es ihr zu erzählen. Die habe zuerst gedacht, „ich will sie veräppeln.“
Bei einer kleinen Feierstunde, zu der sich Familie, Freunde, Weggefährten, Kollegen, Lieferanten und Produzenten in der Falken-Scheune versammelt haben, erzählt Lars Zwick in seiner Ansprache von diesem unglaublichen Augenblick, als er mit der freudigen Nachricht konfrontiert wurde. Besonders freut es Lars Zwick, dass in dieser Stunde auch Luise Marth (97) mit von der Partie ist. Der „Falken“ ist ihr Elternhaus.
Johnny Depp, der sich mit „Fluch der Karibik“ in die Herzen spielte, lässt der „Falken“-Chef mit einem Zitat zu Ehren kommen: „Auszeichnungen sind nicht so wichtig für mich, wie wenn ein Kind sagt: ich liebe Jack Sparrow.“ Er sei zwar weder Schauspieler noch Pirat, aber das passe sehr gut auf ihn und das, was wir hier tun: „Denn die wichtigste Anerkennung meiner Arbeit ist das Lob meiner Gäste und die immer wieder kehrenden Freunde unserer Küche.“
Eigentlich habe er ja der „Sternekocherei“ den Rücken gekehrt gehabt: „Hier in unserem Landhaus verwirklichen wir heute unseren Traum von einer guten, nachhaltigen Küche mit regionalen Produkten und pflegen die Kultur des Essens und Trinkens nach der Slowfood-Idee. Das ist das, wofür wir stehen: typisch fränkisch, natürlich, ehrlich und gut! Kein Schnickschnack und kein Schickimicki!
Er gebe aber gerne zu, „dass uns diese Auszeichnung mit dem Bib mit Freude und Stolz erfüllt, zeigt sie uns doch, dass wir auf dem richtigen Weg sind und es – Gott sei Dank – Menschen gibt, denen gutes Essen und Trinken noch etwas bedeutet.“
Anlass Danke zu sagen, sieht er aus gegebenem Anlass an alle im Saal. Denn sie hätten, jede und jeder auf ihre und seine Weise, zum Erfolg beigetragen „und jeder von euch hat eine andere wichtige Bedeutung in unseren Leben“. Da wären die lieben Eltern und Schwiegereltern, „die immer da sind und uns den Rücken stärken oder auch frei halten, auch mit helfender Hand zur Stelle sind, wenn Not am Mann oder an der Frau ist“.
An Melanie Beck richtet er ganz persönliche Worte. Er danke ihr von ganzen Herzen, dass sie seit 16 Jahren unermüdlich an seiner Seite stehe und ihre weibliche Hand immer da ist, wo sie gerade gebraucht wird: „Du gibst dem Falken eine wunderbare persönliche Note und schaffst die ganz eigene Atmosphäre, die unsere Gäste so schätzen.“
An dieser Stelle schließt er sein „super Team“ ein, das „mit Freude und Leidenschaft bei der Arbeit ist“ und selbst in stressigen Zeiten, an denen es in der Gastronomie nicht mangelt, „immer zuverlässig und mit der nötigen Ruhe alles tut, damit unsere Gäste sich bei uns sauwohl fühlen.“
Besonders hebt er in dieser Stunde Günther und Irmgard Mittermeier hervor, seine Mentoren, die ihn „hierher nach Tauberzell gebracht haben“ und Hans Zehgruber, seinen Lehrmeister, der ihn damals nach Nürnberg in den „Schwarzen Adler“ vermittelt hat: „Ohne Euch wäre ich sicher nicht da, wo wir heute stehen. Ihr habt immer an mich geglaubt und mich in meinem Tun bestärkt.“
Bocuse: Bin Handwerker
Mit einem dicken Lob an die Lieferanten und Produzenten garniert er seine Verbeugung: „Ihr tragt einen riesen Anteil zum Erfolg des Landhauses bei. Wären Eure Produkte nicht von dieser tollen Qualität, könnten auch wir nicht diesen hohen Standard halten. Nur da, wo man Gutes reingibt, kann auch Gutes herauskommen. Danke, dass wir uns auf euch und die Qualität Eurer Produkte verlassen dürfen.“
Ein Zitat aus berufenem Mund verwendet er als Überleitung zum eigentlichen Feiern mit Essen und Trinken. Es stammt vom französischen Meisterkoch Paul Bocuse und darin kommt auch das eigene Verständnis im „Falken“ zum Ausdruck: „Ich sehe das Kochen mehr als Handwerk. Meine Aufgabe ist es gut zu kochen und meinen Gästen damit eine Freude zu bereiten. Ich bin also auch ein Handwerker.“
Für Zwick ist die Aufnahme in den kleinen Olymp der Feinschmecker-Lokale das -i-Tüpfelchen auf ein richtig tolles Jahr 2016, wie er betont. Der „Feinschmecker“ hat sein Haus in seiner April-Ausgabe mit Lob überschüttet. Auf Bewertungs-Plattformen wie Booking.com, Holiday-Check und TripAdvisor liegen die Tauberzeller außerdem weit vorne mit dabei.
Der Bib Gourmand, ist der kleine und bisher noch eher unbekannte Bruder des Guide Michelin. Ihn gibt es in Deutschland seit 20 Jahren. 472 Lokale sind dort in der neuesten Auflage aufgeführt. Der große Bruder definiert den Bib auch als ein Maximum an Schlemmerei bis 37 Euro. Unter dem Strich ließe sich sagen: gute Produkte, die schön zur Geltung gebracht werden, eine gute, regional geprägte Küche und eine moderate Rechnung.
Zur Feier hatten sich unter anderem auch zwei „Tauberhasen“ aus der gleichnamigen Gesellschaft zur Produktion und zum Vertrieb von Taubertäler Wein und anderen Erzeugnissen aus dieser Lage eingefunden, um dem dritten aus ihrer Runde auf die Schulter zu klopfen und herzlich zu gratulieren.
Christian Mittermeier: „Melanie und Lars haben sich ihre Welt, ihren gastronomischen Kosmos, selbst gestaltet. Mit unbändigem Fleiß, mit Mut und mit Durchhaltevermögen haben sie sich ihre eigene kleine Welt erschaffen.“ Jürgen Koch (Weikersheim): „Der Stern des kleinen Mannes steht ganz groß für eine ehrliche Küche.“
Hermann Schneider, der als früherer Bürgermeister von Adelshofen, Tauberzell zu dem gemacht hat, was es heute ist, schaut dankbar zurück: „Dass wir heute hier das Landhaus Falken haben, klingt wie ein Märchen.“ Er erinnert an die aus seiner beiläufigen Anmerkung am Baumeister-Stammtisch in Rothenburg hervorgegangenen Weichenstellungen zur Erhaltung des alten Anwesens und bezeichnet die Übernahme durch Lars Zwick im Jahr 2000 als überaus glücklichen Umstand. Marion Beugler spricht als Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands Rothenburg ihre allerherzlichsten Glückwünsche aus.
Mächtig stolz
Dr. Rudolf Hahn bringt das elterliche Glück über diese besondere Auszeichnung für Lars Zwick auf den Punkt. „Wir sind mächtig stolz auf Dich und auf deine Leistung.“ Er blendet bei dieser Gelegenheit zurück auf die Lehrstationen des „Falken“-Chefs in Nürnberg, Österreich und Rheinhessen. Außerdem macht er die Teilnehmer der Feierstunde mit dieser besonderen Facette des Lars Zwick vertraut: der des bienenfleißigen Imkers und Pomologen sowie des Metzgers, der die herrlichsten Bendelbratwürste macht.
Mitarbeiter Radek Fleischmann bringt die Freude des gesamten „Falken“-Teams über die Auszeichnung zum Ausdruck und adelt seinen Chef als idealen Arbeitgeber. Friedrich Kaufmanns Beitrag „Die Spootze“ setzt als Verbeugung vor der Tauberzeller Mundart den stimmigen Schlusspunkt. -ww-