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Früherer Burg auf der Spur

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Bei Grabungen im Schlossareal Windelsbach Rundturm-Fundament gefunden

WINDELSBACH – Sind diese jetzt bei Bauarbeiten freigelegten Mauerreste der endgültige Beleg dafür, dass das Schloss Windelsbach einen Vorgänger in Form eines Kastells mit vier runden Türmen hatte?

Per Drohne „geschossenes“ Luftbild: Als Halbkreis schmiegt sich der Rundturm-Rest ans Schloss.

Per Drohne „geschossenes“ Luftbild: Als Halbkreis schmiegt sich der Rundturm-Rest ans Schloss.

Allerletzte Beweise fehlen zwar noch und die Experten sind deshalb immer noch einigermaßen vorsichtig. Aber nach dem Fund deutet auch aus ihrer Sicht eine ganze Menge darauf hin, dass hier einst eben wirklich jene schon länger vermutete vierflügelige Burg stand.

„Zweifellos ein ganz besonderer, bemerkenswerter Fund,“ freut sich Robert Frank, stellvertretender Dienststellenleiter des Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege für Archäologische Denkmäler mit Dienstsitz in Nürnberg.

Gegen Rothenburg

Mittelalter-Archäologin Dr. Birgit Friedel aus Feucht geht in ihrem Gutachten nach den Ausgrabungen des Turmfundaments davon aus, dass der Entstehungszeit­raum besagter Vorgängeranlage auf jeden Fall im Spätmittelalter anzusiedeln ist.

„Möglicherweise handelt es sich um den Bau, den Burggraf Friedrich IV. von Hohenzollern 1407 errichten ließ,“ schreibt sie: „Bei einer vierflügeligen Anlage hätte es sich um ein deutliches Statement gegen die Reichsstadt Rothenburg gehandelt.“

Ab 1373 verfolgte der dort damals frisch gewählte Bürgermeister Heinrich Toppler eine systematische Politik des Landerwerbs. Dabei trat er offensichtlich unter anderem auch den Hohenzollern nachdrücklich auf die Zehen. Burgen, Mühlen, Wälder, Dörfer und sonstige Güter wurden dem verarmten Landadel abgekauft. Bis 1406 gehörten im engeren und weiteren Umkreis rund 400 Quadratkilometer der Stadt.

Als Besitzer von Schloss Windelsbach zeigt sich Dr. ChristianWacker hocherfreut und zurecht auch ein biss­chen stolz, mit seinem Bauprojekt den Blick in die tiefere Vergangenheit freigelegt zu haben. Die zutage geförderten Turmreste liegen unter dem schon seit längerem einsturzgefährdeten nördlichen Teil des Ostflügels. Er wurde mit Genehmigung der Denkmalbehörden abgebrochen und soll jetzt nach Sicherung der Ausgrabungsbefunde durch einen an den dort vorhandenen Bestand angepasst ersetzt werden. Es entsteht dort unter anderem dringend benötigter Raum für die Musik, Platz zum Üben für eine Band.

Schloss-Besitzer, Grabungstechniker und Archäologin kommunizieren am freigelegten Rundturm-Fundament.

Schloss-Besitzer, Grabungstechniker und Archäologin kommunizieren am freigelegten Rundturm-Fundament.

„Der Punkt da unten war für uns einfach die Schau,“ schwärmt Norbert Gerber vom Fuß des Burgturm-Fundaments in gut 1,50 Meter Tiefe. Die Aufgabe des Ingenieurs vom Ansbacher Architekturbüro Teuber und Korder war und ist es, die Planung für Abriss und Neubau zu erstellen und die erforderlichen Arbeiten zu dirigieren.

Dass es dabei geschichtlich im wahrsten Sinne des Wortes so in die Tiefe geht, ist für ihn eher die Ausnahme. Von daher sei es für ihn und das Büro ein ganz besonders interessantes Projekt. Allein schon die unterschiedliche Mörtelqualität bei den verschiedenen Bauabschnitten am Adelssitz spreche Bände. Was später beim Schloss verwendet wurde, sei merklich schlechter als Jahrhunderte früher bei der Burg.

Beim freigelegten Turmfundament beträgt die Mauerstärke 1,50 Meter. Innen misst der Durchmesser 6 Meter und außen 9 Meter. Die Mauer ist laut Gutachten aus „handlichen Kalksteinen lagerhaft gesetzt,“ nicht einheitlich und „besteht aus bruchrauhen Kalksteinen und teilweise aus Lesesteinen. Das Mauerwerk ist auf den anstehenden Lehm gesetzt.“

Der 2,3 Meter breite Mauerabriss an der Westseite des Fundaments deutet auf eine Verbindung zum anschließenden Gebäude in diesem Bereich hin. Benjamin Wacker, der Sohn des Schlossbesitzers machte mit einer Drohne Luftbilder. Die dabei entstandene Totale lässt gut vollziehen, wie sich diese Burganlage von einst auf dem heutigen Schlossareal ausgedehnt hat.

Bei solchen Not- und Rettungsgrabungen berät das Landesamt für Denkmalpflege Planer, Investoren und Bauherren hinsichtlich der Organisation und der Vorbereitung der Grabungen, die meist von privaten Grabungsfirmen durchgeführt werden.

Wechselhafte Geschichte

Im Jahr 1241 hat der Reichsküchenmeister von Nordenberg die Kirche von Binolsbach (Windelsbach) zur Pfarrei erhoben. 1383 kam der Ort in den Besitz von Rothenburg. 1407 errichtete der Burggraf von Hohenzollern ein Steinhaus. Ein Teil der Ortschaft blieb bei Rothenburg, der andere kam an die Zollern.

1536 verkaufte die Stadt ihren Teil an den Markgrafen Georg Friedrich von Ansbach. Der ließ dort bis 1573 ein Jagdschloss errichten. Es verfiel nach dem 30-jährigen Krieg, war Anfang des 18. Jahrhunderts Dragonerkaserne, später dann Forsthaus und Schule. 1910 wurde der Westflügel abgebrochen. -ww-


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