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Channel: Das Umland – Fränkischer Anzeiger
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Tendenz zur Konzentration beklagt

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Mindestlohn und Sozialabgaben machen Museen zu schaffen – Kleine Häuser benachteiligt

ROT AM SEE/ROTHENBURG – Der Arbeitskreis Museen und Schlösser in Hohenlohe-Franken tagte und sucht Lösungen für schwierige Aufgaben

Der Reubacher Ortsvorsteher Heiko Reinhardt (re) erläutert die Konzeption des Museums.Foto: Möhring

Der Reubacher Ortsvorsteher Heiko Reinhardt (re) erläutert die Konzeption des Museums. Foto: Möhring

Im halbjährigen Turnus treffen sich Museums- und Kulturschaffende aus der Region zwischen Wertheim und Mainhardt, Osterburken und Feuchtwangen. Anlass, diesmal Rot am See als Tagungsort zu wählen, war die Wiedereröffnung des nahe gelegenen Heimatmuseums Reubach. Hierzu begrüßten Bürgermeister Siegfried Gröner und Ortsvorsteher Heiko Reinhardt die angereisten Fachleute. Das Stadtoberhaupt referierte nach einem kurzen Überblick zur Infrastruktur von Rot am See über die Geschichte zu dem nun restaurierten Museum. „Aus einer Sammlerleidenschaft zweier Schwestern ist eine veritable kulturhistorische Sammlung des kleinen Ortes geworden mit einer schier unüberschaubaren Anzahl von Objekten,“ berichtete Gröner.

Nach dem Ableben der Beiden musste daher erst ein Überblick über die Bestände geschaffen, Exponate restauriert, das Haus saniert, ein Inventar hergestellt und eine Neueinrichtung konzipiert werden. Dies wurde in kurzer Zeit umgesetzt und man freue sich über den Erfolg, zumal auch die finanzielle Belastung der Gemeinde durch die schwesterliche Erbschaft (die auch Finanzmittel beinhaltete) in Grenzen gehalten werden konnte.

Bürgermeister Siegfried Gröner dankte den Fachleuten des Arbeitskreises, die bei der Umsetzung dieses Vorhabens entscheidende Hinweise und Hilfestellungen gegeben hätten. Die Bedeutung dieses Interessenverbandes zeigt sich aber nicht nur an der fachlichen Kompetenz der Einrichtungsleiter, sondern schon an der stattlichen Anzahl von über neunzig Mitgliedern und dass neben touristischen Zentren wie Rothenburg, Schwäbisch Hall und Bad Mergentheim auch kleine und kleinste Einrichtungen wie die Flachsbrechhütte bei Creglingen, aber auch Schlösser wie Weikersheim, Langenburg, Öhringen und Kirchberg vertreten sind.

Entsprechend breit gefächert sind dann auch die Themen, die traditionell bei den Mitgliederversammlungen diskutiert werden. Friedrich König, der erste Vorsitzende aus Kirchberg an der Jagst, nahm unterschiedlichste Wortmeldungen entgegen. Eine große Sorge galt dem nicht immer gelingenden Generationenwechsel und den manchmal unverständlichen Forderungen der Künstlersozialkasse. Dass freischaffende Künstler unterstützt werden sollten, darüber war man sich noch einig. „Nun müssen aber auch 5,5 Prozent der Kosten für Arbeiten von Restauratoren, Fotografen und Werbeagenturen oder IT-Dienstleister auf jede Rechnung aufgeschlagen werden,“ bemerkte Dr. Markus Hirte vom Kriminalmuseum in Rothenburg, was besonders für kleine, finanziell weniger gut ausgestattete Museen ein großes Problem darstellen kann.

Ein weiteres Problem sahen einige Anwesende in dem Mindestlohn, der jetzt häufig für früher ehrenamtlich Bestallte gezahlt werden müsse. Auswege könnten in der „Ehrenamtspauschale“ bestehen, die ein Jahr steuerfrei sei oder in der Beschäftigung eines sogenannten „Bufdis“ (Bundesfreiwilligendienst). Voraussetzung sei jedoch, dass der Arbeitgeber eine öffentliche Einrichtung oder zumindest ein eingetragener Verein mit Non-profit-Zielen seine müsse.

Mit Sorge wurde die allgemeine Tendenz zur Konzentration auf wenige große Museen gesehen. Die Einrichtung eines staatlich geförderten großen „Fränkischen Museums“ in Würzburg, der Bau der „Pinakothek der Moderne“ in München und des „Neuen Museums“ in Nürnberg verstärkten die Tendenz zur Konzentration von Kunst und Kultur in den Großstädten. Dagegen haben allein in Bayern in den letzten fünfzehn Jahren fast 200 Museen – fast alle im ländlichen Raum – schließen müssen.

Neben diesen Herausforderungen gab es aber auch Positives zu vermelden. „Durch die Ausweitung unseres Angebots haben wir größeren Zulauf zu verbuchen“, freut sich Familie von Mallinckrodt als Betreiber der Burg Gamburg bei Wertheim. Langenburg mit der Löchner’schen Schmiede verzeichnet ebenfalls ein Besucherplus, die Rothenburger Institutionen – Kriminalmuseum und Reichsstadtmuseum – registrieren durch die Lutherausstellungen wachsenden Zuspruch.

Am Nachmittag besuchten die Teilnehmer das Reubacher Museum und waren überrascht von der positiven Entwicklung der kleinen, aber feinen heimatkundlichen Sammlung. Die Tagung wurde beschlossen durch den Besuch zwei weiterer kleinen privaten Kollektionen in Brettheim: das Puppenmuseum von Elsmarie Schmidt und das sehenswerte Oldtimermuseum von Willi Strohmeier. Norman Kraus führte zum Ausklang durch die nahe gelegene Erinnerungsstätte „Die Männer von Brettheim“, die die erschütternden Ereignisse der letzten Kriegstage des Dorfes mustergültig rekonstruiert und dokumentiert. mh


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