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Treffpunkt für Jugendliche

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PC-Studio in Schillingsfürst bietet Technik mit sozialer Komponente

SCHILLINGSFÜRST – „Da sitzt man doch auch nur vor einem Bildschirm und arbeitet alleine vor sich hin“: Dies ist eine typische Fehleinschätzung wenn man zum ersten Mal vom PC-Studio der Evangelischen Jugendsozialarbeit Rothenburg (EJSA) in Schillingsfürst hört. Denn im Grunde zielt die Einrichtung in ers-ter Linie auf den gegenseitigen Austausch und das soziale Miteinander der jungen Leute ab – mithilfe des Mediums Computer.

Aneignung von Computer-Wissen und spaßiger Zeitvertreib schließen sich bei der EJSA nicht aus. Fotos: Scheuenstuhl

Aneignung von Computer-Wissen und spaßiger Zeitvertreib schließen sich bei der EJSA nicht aus. Fotos: Scheuenstuhl

Seit mittlerweile 14 Jahren gibt es schon diese Anlaufstelle in den Räumlichkeiten in der Feuchtwanger Straße, die von der Firma Dinzl mietfrei zur Verfügung gestellt werden. Die Anfänge des PC-Studios liegen in einem Integrationsprojekt für jugendliche Spätaussiedler begründet, das 2006 auslief, erklärt Diakon Thomas Raithel, Geschäftsführer der EJSA Rothenburg. Den Verantwortlichen war damals klar, dass in der Einrichtung Potenzial drin stecke und es irgendwie weitergehen müsse, erinnert er sich. Zudem wollte man nach wie vor in der ländlich geprägten Region präsent sein, in der man begonnen hat.

So entstand die Idee, den Jugendlichen aus der näheren Umgebung eine Anlaufstelle zu bieten, wo sie sich ohne Zwang und Pflichten treffen können und gleichzeitig Unterstützung beim Umgang mit Computern und im Laufe der Zeit auch mit den sozialen Medien erhalten können.

Waren die Anfänge laut Geschäftsführer Thomas Raithel auch „mühsam“, so durfte man sich 2009 endlich über den Durchbruch freuen. Heutzutage schauen etwa 24 Jugendliche aus beispielsweise Schillingsfürst, Wörnitz und Dombühl im PC-Studio vorbei, das immer mittwochs und donnerstags von 16.30 bis 19.30 Uhr seine Türen öffnet.

Ab 12 Jahren kann jeder kommen, der Lust dazu hat, sagt Matthias Putscher, der ehrenamtlich die Schillingsfürster Einrichtung leitet. Es gebe zwar offiziell eine Obergrenze von 25 Jahren, erklärt er, doch bis zu diesem Alter haben viele das Interesse an dem Angebot bereits verloren beziehungsweise sind aus beruflichen Gründen fortgezogen.

Wenn die Jugendlichen im PC-Studio ihre Computer hochgefahren haben versinken sie nicht etwa in ihrer eigenen virtuellen Welt, sondern helfen sich gegenseitig bei Problemen oder informieren sich, woran der Sitznachbar gerade so arbeitet. Auch mit den Betreuern des Projekts findet immer ein reger Austausch statt.

Die jungen Leute können sich ganz nach ihren Interessen mit den Computern beschäftigen. „Gewaltspiele sind aber verboten“, betont Matthias Putscher. Viele kommen aber auch, um für den schulischen Bereich etwas anzufertigen oder auszudrucken, ergänzt Georg Krauß, der ehrenamtlich im PC-Studio mithilft. Denn trotz der epidemieartigen Ausbreitung von Smartphones hat nicht jeder Schüler seinen eigenen PC oder Drucker bei sich zuhause stehen.

Matthias Putscher, Thomas Raithel  und Georg Krauß (v.l) beim Fachsimpeln über die Reparatur des Laptops, der mittlerweile wieder einwandfrei läuft.

Matthias Putscher, Thomas Raithel und Georg Krauß (v.l) beim Fachsimpeln über die Reparatur des Laptops, der mittlerweile wieder einwandfrei läuft.

Hauseigene Computerwerkstatt

Über insgesamt 16 Computer-Arbeitsplätze verfügt die Einrichtung der Jugendsozialarbeit– alles Spenden von Institutionen oder Unternehmen, wie etwa der Firma Hetzner aus Gunzenhausen. Die jeweiligen Daten werden selbstverständlich unwiderruflich gelöscht, bevor die Geräte den Jugendlichen zugänglich gemacht werden. Und für den Fall, dass der eine oder andere Rechner nicht mehr einwandfrei funktioniert, gibt es die hauseigene Computerwerkstatt.

„So etwas findet man anderswo nicht“, freut sich Thomas Raithel über dieses Alleinstellungsmerkmal seiner Einrichtung. Nicht nur, dass die beschädigten Geräte für das PC-Studio dort wieder auf Vordermann gebracht werden, die Jugendlichen können mit Unterstützung der Betreuer selbst dem Innenleben der Rechner auf den Grund gehen und dabei wichtige Kenntnisse im technischen Bereich erwerben. So mancher legt hier auch den Grundstein für seine spätere Berufslaufbahn.

Von Zeit zu Zeit werden auch verschiedene Projekte, wie der Bau eines kleinen Roboters, eines elektronischen Würfels oder eines Beamers, angeboten. Der Großteil der Teilnehmer ist dabei männlich, es finden sich aber auch immer ein paar Mädchen unter den Technik-Bastlern, sagen die Verantwortlichen. Abende mit sogenannten LAN-Parties, Kochkursen und Gesellschaftsspielen fördern zusätzlich das Miteinander.

Zusätzlicher Baustein

Man biete ein technisches Computer-Angebot und gleichzeitig ein soziales Angebot, fasst Thomas Raithel die Kernidee des PC-Studios zusammen. Seit 2016 wurde das Konzept um einen zusätzlichen Baustein erweitert. In Kooperation mit der Offenen Behindertenarbeit Ansbach (OBA) laufen auch alle vierzehn Tage montags die Rechner auf Hochtouren. Denn dann spielen durchschnittlich fünf jugendliche Besucher mit Behinderung an den Computern Memory, schauen sich auf einer online Plattform Videos an, surfen im Internet oder suchen nach Kochrezepten.

Neben dem bewährten Team steht dann auch Oliver Soldner, Heilerziehungspfleger und Heilpädagoge, zur Betreuung der Jugendlichen parat. Dieses spezielle Angebot ist auf kleinere Gruppen ausgelegt, damit den jeweiligen Interessen und Bedürfnissen des Einzelnen besser Rechnung getragen werden kann. „Die Jugendlichen lieben den Treff hier, weil sie mit Computern arbeiten können“, erklärt Matthias Putscher.

Mit dem PC-Studio habe die EJSA „Pionierarbeit“ geleistet, auf die man „stolz sein“ kann, unterstreicht Thomas Raithel. Ein vergleichbares Angebot finde man nur noch im Donau-Rieß. Obwohl die EJSA mit verschiedenen Projekten in drei Landkreisen aktiv ist, hält man an der Einrichtung in Schillingsfürst fest. Es ist ein Bekenntnis zum ländlichen Raum, das hoffentlich noch lange von vielen Jugendlichen wertgeschätzt wird. mes


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