Personensuchhund Amy stellt ihr Können trotz widriger Bedingungen unter Beweis
WÖRNITZ – Ein knappes „Arbeiten!“ von Andreas Röhr genügt, und Amy ist wieder voll konzentriert auf ihre Aufgabe, nämlich die Person zu finden, deren Geruch sie in der Nase hat. Der geprüfte Personensuchhund kam am vergangenen Samstag in Wörnitz bei der gemeinsamen Großübung von Feuerwehr und Rettungshundestaffel zum Einsatz. Sie zeigte dabei ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten, aber auch, wo die Grenzen für diese hochspezialisierten Arbeitshunde liegen.

Letzte Absprache vor Beginn der Suche (v.l.): Andreas Röhr, Amy und Stefan Hügelschäfer. Fotos: Scheuenstuhl
Sanftmütiges Wesen, hellwacher Sinn, keine Nervosität, aber ausgeprägter Spurwille – Amy ist eine Brandlbracke wie sie im (Zucht)Buch steht. Die ursprünglich aus Österreich stammende Rasse wird normalerweise in der Jagd eingesetzt. Doch die in Petersaurach beheimatete Hündin hat schon oft unter Beweis gestellt, dass ihresgleichen nicht nur Wildschweine, sondern auch Menschen aufstörbern kann.
Mit ihren sechs Jahren hat sie bereits um die 50 Einsätze absolviert. Zweimal legte sie die Prüfung zum Personensuchhund ab, einmal sogar mit Bestnote, sagt ihr Hundeführer Andreas Röhr von der DRK-Rettungshundestaffel Ansbach nicht ganz ohne Stolz. Alle 18 Monate muss ein Rettungshund antreten und vor Fachleuten zeigen, was er kann. Um eine höchstmögliche Qualität der Retter auf vier Pfoten zu garantieren, hat man nur drei Versuche zu Bestehen – schließlich kann es im Ernstfall durchaus um Leben und Tod gehen.
Es gebe für Rettungshunde nicht die eine Rasse, erklärt Andreas Röhr. Es komme immer darauf an, für welchen Zweck sie eingesetzt werden. So unterscheidet man unter anderem zwischen Flächensuchhunden und Personensuchhunden (sogenannten „Mantrailern“) wie Amy einer ist. Während Erstere jeglichem menschlichen Geruch im Suchgebiet nachspüren, verfolgen Mantrailer den Geruch einer ganz bestimmten vermissten Person. Somit sind hierfür Rassen geeignet, die sich lange konzentrieren können.
Im Dienst erkennbar
Da Flächensuchhunde frei laufen, müssen sie einen gewissen Grundgehorsam an den Tag legen. Das spezielle Geschirr der Hunde zeigt an, dass sie gerade im Dienst sind. Die sogenannte Bärenglocke dient dabei nicht nur dem Hundeführer, seinen tierischen Partner akustisch orten zu können, sondern auch dem womöglich verletzten Vermissten zu signalisieren, dass Rettung naht.
Um Amy bei der Übung in Wörnitz auf die richtige Spur zu bringen, wischt Andreas Röhr über das Lenkrad des Unfallautos und verpackt den Geruchsträger in einer verschließbaren Plastiktüte. Diese bekommt Amy über die Schnauze gestülpt, so dass sie nur diesen einen Geruch wahrnimmt. Und dann ist sie auch schon voll und ganz im Arbeitsmodus.
Ein Suchteam besteht in der Regel aus einem Hund und zwei Menschen. Als Hundeführer achtet Andreas Röhr während der Suche natürlich vor allem auf seine Amy. Bei der Übung ist ihm Stefan Hügelschäfer zugeordnet, der die Kommunikation übernimmt und auch die weitere Umgebung im Auge hat. An der Leine zeigt Amy den beiden, wo es langgeht – über Stock und Stein, Gräben und durch Gebüsche hindurch. Denn ein unter Schock Stehender oder Verwirrter läuft für gewöhnlich auch nicht geradeaus auf befestigten Wegen umher.

Vom Hemd aus dem Unfallauto wird ein Geruchsträger genommen.
Einmal gerochen, immer präsent
Obwohl Amy Wasser nicht mag, überprüft sie gewissenhaft jeden Wasserdurchlauf, an dem sie vorbeikommt. Andreas Röhr erklimmt seinerseits jeden Hochsitz auf der Strecke – sicher ist sicher. Ab und an lässt er Amy noch einmal an dem Geruchsträger schnuppern. „Das ist eher ein Ritual“, sagt er. Denn einmal in der Nase, ist der Geruch beim Hund über eine sehr lange Zeit präsent. Auch bei schwierigen Bedingungen, wie etwa bei der Übung in Wörnitz.
Denn strahlend blauer Himmel und Sonnenschein sind für einen Ausflug zum See das ideale Wetter, bei der Suche nach einem Vermissten jedoch eher unvorteilhaft. Bei Hitze steigen die Duftmoleküle nämlich nach oben und können vom Hund nicht mehr so intensiv wahrgenommen werden. Wenn man Amy bei ihrer Arbeit folgt, sieht man deutlich, dass sie auf den sonnenbeschienenen Stücken langsamer und sich orientierender unterwegs ist, während sie hingegen im Schatten stramm „auf Zug“ läuft.
Der aufgeheizte Asphalt macht den Hundepfoten ebenfalls nach einiger Zeit gehörig zu schaffen. Nachts oder bei Regen wäre geruchstechnisch optimal für die Suche. Wenn man angesichts der Witterung merkt, dass die Hunde nicht mehr vorankommen, kann im realen Einsatz durchaus die Entscheidung für eine Unterbrechung der Suche fallen. Man wartet dann für einen erneuten Versuch bis zur Dämmerung.
Eine Duftspur kann aber auch ganz leicht von vorbeifahrenden Autos abgetragen werden. Diese Erfahrung machte Thomas Zachai bei der Übung. Der Wörnitzer Feuerwehrler stellte sich als Vermisster zur Verfügung und wurde hierfür in Walkersdorf am Informationshäuschen pos-tiert. Optisch war er leicht zu entdecken – nicht umsonst wurden ihm gleich mehrere Mitfahrgelegenheiten durch vorbeikommende Bekannte angeboten. Aber auch Amy konnte seinem Duft bis nach Walkersdorf folgen, doch dann war die Spur sozusagen vom Fahrtwind verweht. Zur Ausrüstung von Hundeführern gehört deshalb auch Babypuder. Damit können sie am einfachsten überprüfen, in welche Richtung der Wind die Spur abträgt. Doch auch das half am Ende in Wörnitz nichts.
Wie gut ein Rettungshund im Einsatz ist, hängt nicht zuletzt von seinem Hundeführer ab. Sie müssen ein Team sein. Der Hund reagiert einerseits darauf, wenn sein „Herrchen“ nervös ist. Andererseits muss auch der Hundeführer die Signale seines Hundes verstehen und ihn lesen können. Und so war für Andreas Röhr bei der dritten Dorfrunde der Punkt gekommen, die Suche abzubrechen.
Mit Frust umgehen
Amy hatte zwar immer noch eine Spur, doch letztlich musste sie dem Wetter und den bis dahin zurückgelegten neun Kilometern ihren Tribut zollen. Da es doch „nur“ eine Übung war, stellte Andreas Röhr das Wohl seines Hundes über den Sucherfolg. Mensch und Tier müssen lernen, mit dem Frust umgehen zu können, falls eine Suche mal erfolglos verläuft, ist Andreas Röhr überzeugt. Dank eines kleinen Hinweises der Einsatzleitung kam Amy aber doch noch in den Genuss ihrer Belohnung – und zwar aus den Händen des vermissten Thomas Zachai.
Die Tiere der DRK-Rettungshundestaffel Ansbach werden ausschließlich mittels positiver Motivation trainiert, betont Andreas Röhr. Das heißt, es gibt nur Belohnungen für richtiges Verhalten, aber keine Strafen für falsches. Die Hunde gehören ihren Hundeführern, die auf privater Basis die Ausbildung in Angriff nehmen, um anschließend ehrenamtlich für das DRK in den Einsatz zu gehen. mes