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Zehn auf einen Schlag

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Beringung von Jungstörchen in Weißenkirchberg und Hetzweiler

WEISSENKIRCHBERG – Das Jahr 2018 ist auf dem besten Wege, für die Weißstörche im Landkreis zu einem Rekordjahr zu werden. Als kürzlich die große Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr aus Herrieden in den beiden Leutershausener Ortsteilen Weißenkirchberg und Hetzweiler vorfuhr, um die jungen Störche in den dortigen Nestern mit Ringen der Vogelwarte Radolfzell zu markieren, war die Freude der zahlreich erschienenen Einwohner – die Albert Seitz kurzfrist dazu eingeladen hatte – riesengroß.

Hochbetrieb derzeit in den Storchennestern in Weißenkirchberg und Hetzweiler. Fotos: Seitz

Man staunte nicht schlecht, als der ehrenamtliche Beringer der Vogelwarte Thomas Ziegler aus Feuchtwangen auf dem Schulhauskamin in Weißenkirchberg von der Existenz von fünf kräftigen und offenbar gesunden Jungstörchen berichtete. Einen der fünf Wonneproppen hob er kurz aus dem Nest und wurde dabei von den zahlreichen Zaungästen mit Beifall bedacht. Die Strorchenbande / Vorschulgruppe vom Kindergarten mit ihren Erzieherinnen Michaela Zeller und Monika Korbacher, die an diesem Spätnachmittag ihren „Papatag“ hatten, begeisterten mit ihrem einstudierten Storchenlied.

Als sich der Tross mit der Drehleiter anschließend noch ins benachbarte Hetzweiler zum ehemaligen Windrad (14.5m) auf dem Grundstück von Familie Raab aufmachte, war die Freude doppelt groß. Auch in diesem Nest wachsen in luftiger Höhe gleich 5 Junge heran, die in gleicher Weise ihre Markierungen erhielten. So liefern diese für den Rest des manchmal 30 Jahre dauernden Storchenlebens Hinweise auf die weiteren Lebensstationen.
Abflug im August
Wenn die zehn Jungen aus den beiden Nestern im August die Bruschd verlassen, werden sie die nächsten ein bis zwei Jahre außerhalb ihrer Geburtsheimat meist in einem Gebiet von Frankreich bis Südspanien verbringen. Erst mit Eintritt der Geschlechtsreife werden sie schließlich mehr oder weniger weit von ihrem Geburtsnest entfernt selbst zur Brut schreiten.
Von den Eltern des Paares auf dem Schulhaus in Weißenkirchberg lassen sich solche Lebenswege bereits aufzeigen. Beide Elternteile tragen Ringe der Vogelwarte Radolfzell, d.h. sie wurden beide als nestjunge und nicht flugfähige Vögel an anderen Orten beringt.
Das Männchen erhielt seinen Ring im Jahre 2010 in Triesdorf im Landkreis Ansbach und erschien zu seiner ersten Brut bereits als zweijähriger Storch auf dem Schulhauskamin in Weißenkirchberg. Das war auch gleichzeitig die erste Brut an diesem Ort überhaupt.

Thomas Ziegler hält unter Applaus einen Jungstorch hoch.

Im Tierpark Wilhelma geboren

Seine Partnerin erblickte das Licht der Welt 2009 als Kind eines Storchenpaares, das wild im Tierpark Wilhelma in Stuttgart brütete. Sie zog es ebenfalls 2012 als dreijähriges Weibchen erstmals nach Weißenkirchberg, wo sie ihren Partner aus Triesdorf traf und mit ihm die Ehe einging.
Seit seiner ersten Brut blieb das Paar sich und dem Brutort treu und brachte es inzwischen in ununterbrochener Reihe auf sieben erfolgreiche Bruten. Mit acht bzw. neun Lebensjahren befinden sich beide mittlerweile im besten Storchenalter, das – wenn alles gut geht – 30 Jahre dauern kann.
Ganz anders stellt sich die Situation des Paares im in Sichtweite des Schulhausnestes gelegenen Storchennest von Hetzweiler dar. Hier gab es seit seiner Gründung im Jahre 2014 häufigen Wechsel der Altstörche, zuletzt im Jahre 2018.
Heuer wartete die unberingte Storchendame vergeblich auf die Rückkehr ihres Mannes aus dem Vorjahr. Offenbar hatte er die Rückreise aus Spanien nicht überlebt. Ein Vogelkundler hatte ihn noch im Februar 2018 dort lebend beobachtet.
Doch schnell war Ersatz gefunden. Ein neuer Ringträger erschien, man fand Gefallen aneinander und eine Hochzeit für mindestens eine Brutsaison wurde gefeiert. Nach Ablesung der Ring-Inschrift stand fest: Das neue Männchen, das sich nun anschickt in Hetzweiler bei seiner ersten Brut gleich fünf Junge zum Ausfliegen zu bringen, war 2015 als Junges in Lenkersheim bei Bad Windsheim beringt worden.
Bereits im August des Vorjahres konnte es mehrmals im Raum Herrieden-Röttenbach beobachtet werden, für eine Brut war es zweijährig damals noch nicht reif. Mit großer Sicherheit hat es bei seinen Erkundungsflügen auch schon das Nest auf dem Windrad in Hetzweiler ins Auge gefasst und ein Jahr später für sich erobert.
Bleibt zu hoffen, dass die Mitglieder der beiden 5er-Bruten von Weißenkirchberg und Hetzweiler auch die nächsten Wochen im Nest gut überstehen und dann im Juli ihre ersten Ausflüge unternehmen. Wo und wann sie dann ihre erste eigene Brut starten, werden ihre jetzt angelegten Ringe verraten.
Die Patenschaft für die frischberingten Jungstörche haben je zur Hälfte der Kindergarten Kloster Sulz mit seiner „Storchenbande“ (zur Zeit aus Platzgründen in der Schule Weißenkirchberg untergebracht) und die beiden Klassen 1 a mit Lehrerin Annette Wunderlich-Immanuel und die Klasse 2 a mit Lehrerin Claudia Seefarth von der Grundschule Dombühl-Weißenkirchberg übernommen.
War gar nicht so einfach, gleich zehn Taufnamen zu suchen. Die Kinder haben sich für Moni – Momo – Lela – Leo – Nils – Nila – Mimi – Maxi – Tina und Timo entschieden.
Die Patenschafts-Urkunden werden übrigens noch von Thomas Ziegler unterzeichnet und dann später feierlich überreicht. Mit Sicherheit eine schöne Erinnerung an einen ganz besonderen Tag in der „Bruschd“… as

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