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Channel: Das Umland – Fränkischer Anzeiger
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Technik für die Artenvielfalt

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Landschaftspflegeverband stellt maschinelle Hilfe zur Steilhangpflege vor

BETTWAR – Etwas Wertvolles zu schützen ist oftmals ein Knochenjob: Viele der Eigentümer von Steilhangflächen im Taubertal können ein Lied davon singen. Damit aber dieser besondere Lebensraum trotz der damit verbundenen Plackerei weiterhin erhalten bleibt, lud kürzlich der Landschaftspflegeverband zur Vorführung von Maschinen ein, die Erleichterung bei der anstrengenden Mahd bringen können.

Interessiert verfolgen die Besitzer von Taubertal-Hängen die Vorführung einer Mähraupe. Fotos: Scheuenstuhl

Die Familien Groß und Milde stellten für diese Demonstration ihre Flächen am Mittelhangweg zur Verfügung. Manche Hangeigentümer haben Glück und können ihre Parzelle maschinell mit einem Balkenmäher in Ordnung halten. Je steiler der Hang jedoch wird, desto schwieriger wird dies. Im schlimmsten Falle muss dann per Hand gemäht werden.

Wie in vielen Bereichen so findet man aber auch hierfür kaum Nachwuchses wenn die bisherigen Eigentümer aus Altersgründen diese Arbeit nicht mehr machen können. Die Folge: Die Flächen liegen brach, wodurch sich schnell ausbreitende Gehölze ansiedeln, die die dortige Artenvielfalt drastisch senken. Vor allem wärme- und lichtliebende Arten verschwinden. Der Einsatz von Spezialgeräten für die Mahd und den Abtransport des Mähguts könnte dazu beitragen, dies zu verhindern.
Ein besonderes Augenmerk legten Experten, Praktiker und Naturschützer bei der Vorführung der verschiedenen Geräte auf die dabei eventuell entstehenden Flurschäden. Neben Mähraupe, Mähgutsammler, Mulchkopf und Forstmulcher kam auch ein Mähtraktor und ein Einachs-Bergmäher zum Kurz-Einsatz. An Ort und Stelle konnte über die jeweiligen Vor- und Nachteile ausgiebig gefachsimpelt werden.
Natürlich sind die Geräte in erster Linie nicht dafür gedacht, dass ein einzelner Flächeneigentümer diese privat für seine Zwecke anschafft, immerhin ist  – je nach Exemplar – mit einem Preis von mehreren Zehntausend Euro zu rechnen. Realistischer ist es, etwa über den Maschinenring oder andere Dienstleister die „Spezialisten“ im Taubertal an­rücken zu lassen.  Dies wird dann über den Landschaftspflegeverband abgewickelt, der den Hangeigen­tümern für die Pflege der bedeutenden Kulturlandschaft eine kleine „Aufwandsentschädigung“  überweist.

Die neuen Gebietsbetreuer (v.l.): Till Scholl, Manuel Kühnle.

Vorstellung der Betreuer

Der Kontakt der Eigentümer zu dem Verband läuft vor allem über die jeweiligen Gebietsbetreuer. Die Gerätevorführung in Bettwar wurde dementsprechend auch dazu genützt, die beiden Neuen in dieser Funktion für das Taubertal – Till Scholl und Manuel Kühnle – vorzustellen. Von 2002 bis 2015 war der Europäische Sozialfonds an der Kofinanzierung der bayernweit über 40 Gebietsbetreuer beteiligt. Die neue Stelle für das Taubertal wird zu 80 Prozent vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert.
Der mittelfränkische Teil des Taubertals mit seinen Seitentälern bietet auf etwa 13 Kilometern ein äußerst vielfältiges Mosaik unterschiedlicher Lebensräume. Die Vielfalt an Landschaftsbestandteilen an den west- und südexponierten Steilhängen bewirkt den hohen ökologischen Wert des Taubertals und trägt gleichzeitig zu einer hohen Attraktivität für Erholungssuchende bei.
Die bis zu 40 Grad steilen, kleinparzellierten und terrassenförmigen Muschelkalkhänge sind Lebensraum vieler gefährdeter Tier- und Pflanzengemeinschaften. Nach Aufgabe des Weinbaus Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Hangflächen als extensives Grünland mit ein- bis zweimaliger Mahd im Jahr bewirtschaftet. Dadurch konnte sich das charakteristische Landschaftsbild mit seiner ganzen Artenfülle herausbilden. So finden sich dort beispielsweise Sonnenröschen, Kronwicke und verschiedene Orchideenarten.
Steinriegel und Mauern bieten in ihren gehölzfreien Abschnitten geeignete Bedingungen für trockenheits- und wärmeliebende Pflanzen- und Tierarten. Sie bieten Lebensraum für viele Insekten, Eidechsen und Spinnen. Säume bilden den Übergang vom Gebüsch zur Wiese. Wird die Nutzung eingeschränkt oder aufgegeben, finden sich mehrjährige Stauden wie Hirschhaarstrang, Blutstorchschnabel, Odermennig oder Zickzack-Klee ein.
Versaumte Halbtrockenrasen sind anfangs gehölzfrei und äußerst artenreich. Sie spielen für Insekten als Nahrungsquelle, Brutplatz und Überwinterungsmöglichkeit eine herausragende Rolle. Würde die Fläche des Taubertals ab heute nicht mehr bewirtschaftet, wären in etwa 30 Jahren die gesamten Hänge verbuscht und in 100 Jahren zum größten Teil bewaldet, prophezeit der Landschaftspflegeverband. mes

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