Mädchenrealschule Schillingsfürst mit Zeremonie in „Edith-Stein-Realschule“ umbenannt
18 „Nerv-Zwerge“, so nannte die Schulleiterin Barbara Hofmann mit einem Augenzwinkern die 18 Jungs, welche im September in die fünfte Klasse der Realschule übergetreten waren und damit ein neues Zeitalter der Einrichtung, welche bislang nur für Mädchen offen war, eingeläutet hatten. Aus diesem Anlass war jetzt eine Umbenennung der Schule im Rahmen einer Namensgebungsfeier notwendig geworden.
Über ein Jahr lang habe man sich vor Beginn des Schuljahres 2015/16 mit der Aufnahme von Buben auseinandergesetzt, so Hofmann, die auch auf einen durchgeführten „Schnuppertag“ hinwies. Die Entscheidung für die erste gemischte Schule der Erzdiözese Bamberg sei „eine gute“ gewesen und man erhoffe sich im Laufe der Jahre ein Angleichen der Schülerzahlen bei Mädchen und Jungen. Die familiäre Atmosphäre an der Schule soll aber beibehalten und bewahrt werden, wie es hieß. Beim launigen Festakt in der Schulturnhalle zeichneten dann Schülerinnen und Lehrerinnen auf humorvolle Art und Weise die Vorzüge und Nachteile des künftigen Zusammenspiels der beiden Geschlechter nach. Im Beisein von zahlreichen kirchlichen und schulischen Vertretern bezeichnete der stellvertretende Landrat Stefan Horndasch die Namensgebung als eine „gute Sache“ und wünschte allen Beteiligten viel Auseinandersetzung mit dem Namen „Edith Stein“.
Er wertet die Entscheidung auch als ein Zeichen gegen diktatorische Strömungen und brachte dies mit der Biografie der Namensgeberin in Verbindung. Der Landkreis Ansbach als Sachträger von 26 Schulen habe seit 2002 rund 140 Millionen Euro in schulische Einrichtungen investiert. Eine jährliche finanzielle Förderung komme auch der Realschule in der Schlossstadt zu Gute, so Horndasch, der jetzt der Erzdiözese Bamberg seinen Dank für ein Festhalten am Standort Schillingsfürst aussprach.
Das prägnante Lebenswerk von Edith Stein, welche sehr viel Wert auf Bildung gelegt hatte, stellte Bürgermeister Michael Trzybinski heraus. Bildung sei eine große Errungenschaft, so seine Überzeugung. Damit das neue schulische Konzept zu einem Leuchtturmprojekt werde, überreichte das Stadtoberhaupt symbolisch eine Nachbildung des Schillingsfürster Wasserturms, welcher in optischer Anlehnung an einen Leuchtturm vor über 100 Jahren errichtet worden war.
Das letzte Wort gehörte der Präsidentin der Edith-Stein-Gesellschaft in Deutschland, Dr. Katharina Seifert, welche ihrer Freude darüber Ausdruck verlieh, dass die Namensgebung am 124. Geburtstag von Edith Stein verwirklicht werden konnte. Diese sei unter anderem auch Lehrerin an einer katholischen Schule gewesen, wie aus inzwischen 27 Bänden einer umfangreichen Biografie hervorgehe.
Jeweils mit einem Stein mit dem Konterfei der Namensgeberin als Präsent bedankte sich Seifert bei Schuldirektorin Barbara Hofmann wie auch bei Schulsprecherin Nicole Hasselt für die Namenswahl. Zuvor hatte Erzbischof Ludwig Schick im Rahmen eines Gottesdienstes das Leben von Edith Stein in den Mittelpunkt gestellt und wurde dabei von Schülerinnen der zehnten Klassen unterstützt, welche die wichtigsten Eckdaten aus der Biografie der Namensgeberin in Worten und Bildern nachzeichneten.
Bei Besuchen am Geburts- und auch am Todesort von Edith Stein hatte sich der Erzbischof nach eigenen Angaben erst in diesem Jahr von dem Wirken und den Spuren der Heiligen überzeugt und animierte zu einem Besuch dieser Örtlichkeiten. Die Entscheidung für den jetzigen Namen der Schule sei auch sein Wunsch gewesen, so Schick, der sich freute, erstmals auch Buben an einer Schule der Erzdiözese begrüßen zu können. „Der ist ja cool“, so ein Schüler in Anbetracht der Tatsache, dass der Erzbischof sein Handy aus seinem Gewand hervorholte und in seine Betrachtungen mit einfließen ließ. Er wolle beileibe keinen Personenkult herbeiführen, doch gehöre Edith Stein nach seinem Dafürhalten zu den „großen Frauen“ unserer Zeit, so Schick, der im Anschluss auf weitere Stationen und Inhalte des Daseins und Wirkens der gebürtigen Breslauerin einging. Diese gehöre auch zu den wichtigsten Phänomenologen der Historie, weshalb Schick den Schülerinnen und Schülern neben seinem Segen eine Anregung durch die Impulse der christlichen Jüdin mit auf den Weg gab.
Direktorin Barbara Hofmann hatte zur Thematik in einer Lesung einen passenden Bibeltext aus dem Buch Esther zitiert. Der Festakt war jetzt von zahlreichen musikalischen Beiträgen des Schulchores sowie von Instrumentalisten umrahmt und begleitet worden. hm