Maler- und Lackiererinnung hat diesmal bei der Feier nur junge Frauen freigesprochen
LINDEN – Auch im Handwerk sei die Hauptsache Kopfarbeit. Dies stellte Obermeister Werner Leyrer bei der Freisprechungsfeier der Maler- und Lackierer-Innung in seiner Rede heraus. „Kopf und Hand – das macht doppelt stark“, sagte er und appellierte an die angehenden Junggesellen, entsprechend selbstbewusst zu sein.
Bei der Feier im Gasthof Keitel-Heinzel in Linden wurden heuer vier junge Damen (zwei junge Männer fehlten) vom Lehrlingsstand freigesprochen und in den Gesellenstand erhoben. Gesellenbrief und Prüfungszeugnis entgegennehmen konnten aus dem hiesigen Bereich Lisa Maria Dombacher aus Ohrenbach (Malerbetrieb Karl Schmidt, Großharbach), Stefanie Bauereiß aus Rothenburg (Ausbildungsbetrieb Bauereiß, Rothenburg) sowie Nadja Fetzer aus Simmershofen (Malerbetrieb Karl Schmidt, Großharbach). Besonders geehrt und mit einem großen Blumenstrauß bedacht wurden Nadja Fetzer und Stefanie Bauereiß, die mit der besten Punktzahl im praktischen Teil der Prüfung am Leistungswettbewerb der Handwerksjugend auf Kammerebene in Nürnberg teilgenommen und dort den ersten beziehungsweise zweiten Platz belegt haben. Wie Markus Löschel als Vorsitzender vom Prüfungsausschuss berichtete, haben von den elf Absolventen bei den Maler und Lackierer acht die Prüfung bestanden. Das Ergebnis der Kenntnisprüfung (Theorie) lag bei 3,2 als Notendurchschnittsnote, in der Fertigkeitsprüfung (praktisch) im „guten durchschnittlichen Bereich“ bei 2,90. Markus Löschel hat den Versammelten Ablauf und Inhalt der praktischen Gesellenprüfung im Bild vorgestellt und erläutert. Dabei sprach er auch das Problem des Durchhaltens bei den Auszubildenden an.
In seiner Rede setzt sich Innungsobermeister Werner Leyrer vor allem mit der Frage auseinander, wie es bei den Freizusprechenden nun weitergehen könnte. Eine Stufe abschließen heiße ja nicht Aus- und Weiterbildung beenden. „Und eine Prüfung bestanden zu haben bedeutet ja keineswegs, dass das Erreichte Bestand hat“, sagte Leyrer. Sich Gedanken machen sei Kopfsache. Auch die Überlegungen darüber, wie man es schafft beruflich erfolgreich, vielleicht sogar überlegen zu werden, sei dies. „Handwerk ist Kopfsache“, führte der Obermeister aus. Viele Menschen würden dies nicht wissen und zwischen „Kopfwerkern“ und „Handwerkern“ unterscheiden. Schon in der Lehre und zuletzt bei der Gesellenprüfung sei es immer um Theorie und Praxis, also um Hirn und Hand gegangen. „Deshalb ist es auch nur folgerichtig, dass – wer so viel im Kopf hat und Meister wird – den Abiturienten gleichgestellt und zum Hochschulstudium berechtigt ist“, äußerte Werner Leyrer.
Die Junghandwerker hätten in der Werkstatt und auf den Baustellen mit den Händen ausgeführt, was sie zuvor im Kopf erdacht hatten. „Handwerk war also schon immer auch Kopf-Sache“, betonte der Innungsobermeister. Nicht nur von einem, der seine Arbeit gut ausführt, sondern sich vorher durch den Kopf gehen lässt, also plant und organisiert, dass sie vor Ort zügig und reibungslos abläuft, heißt es zu Recht, der verstehe sein Handwerk. „Handwerk ist die Umsetzung von Vorgedachtem“, so Werner Leyrer. Auch im Handwerk sei die Hauptsache Kopfsache, betonte der Obermeister und wünschte den Gesellinnen und Gesellen, dass sie ihre persönliche Lebensplanung „zur Chefsache machen – zur Kopfsache“. Die Grüße und Glückwünsche des westmittelfränkischen Handwerks übermittelte Kreishandwerksmeister Kurt Held. „Sie haben mit Entschlossenheit, Zielstrebigkeit und Fleiß die Anforderungen ihrer Ausbildung und der Abschlussprüfungen erfüllt“, wandte er sich an die Freizusprechenden. Jetzt liege es an ihnen, das Gelernte umzusetzen, betonte er und sprach auch das Problem der demographischen Entwicklung beim Handwerk an. Viele Betriebe seien schon heute nicht mehr in der Lage, ihre Ausbildungsplätze entsprechend zu besetzen, weil sich entweder nicht genügend Bewerber melden oder immer mehr Jugendliche nicht die Voraussetzungen mitbringen, die dieser Beruf verlangt. In absehbarer Zeit sei ein massiver bundesweiter Wettbewerb um Fachkräfte zu erwarten, äußerte Held und sprach die Hoffnung aus, dass die Freizusprechenden auch nach ihrem Berufsabschluss im Handwerk blieben. Grüße und Glückwünsche überbrachte auch Berufsschulleiter Friedhard Nichterlein. Bei der Ehrung für langjährige Betriebstreue wurde unter anderem Friedrich-Wilhelm Bauereiß aus Rothenburg mit dem Goldenen Meisterbrief ausgezeichnet. Mit mehreren am Klavier überaus gekonnt vorgetragenen Stücken (unter anderem „My way“ und „Sailing“) hat Maja Löschel die Feier musikalisch umrahmt und ihr schönen Klang verliehen. hap